Qualität hat ihren Preis

TRIER. Das große Gedränge an den Wühltischen blieb zum WSV-Start in der Trierer City aus. Während große Filialisten in der City mit Preisnachlässen bis zu 60 Prozent und weiteren Sonderrabatten locken, setzen Einzelhändler in Randlagen verstärkt auf kompetente Beratung und ein individuelles Sortiment.

"Wahnsinn ­ alles zum halben Preis", "restlos reduziert", "bis zu 60 Prozent" ­ überall in der Trierer Innenstadt prangen seit gestern Morgen grell-bunte Schilder in den Schaufenstern und Läden, die den Startschuss für den WSV ankündigen. Doch der große Ansturm an den Wühltischen blieb aus. Auch am Nachmittag schleppten nur wenige Passanten vollbepackte Tüten, die von erfolgreicher Schnäppchenjagd zeugen.Ein Eindruck, den City-Managerin Inge Schönherr bestätigt: "Die Stadt war nicht gerade brechend voll." Sehr gut sei die Resonanz auf den Frühaufsteher-Rabatt der großen Warenhäuser gewesen. Die Gründe für den zaghaften WSV-Start sind vielfältig: "In letzter Zeit wurde schon viel reduziert", sagt Schönherr. Die zahlreichen Aktionen hätten bei manchen Verbrauchern auch zu Irritationen geführt, wann etwas wirklich billig sei. Und: "Die Leute merken, dass sie weniger Geld im Portemonnaie haben."In den Randlagen der City waren gestern kaum Schnäppchenjäger unterwegs. "Ich habe keine besonderen Erwartungen an den WSV. Unsere Stammkundschaft kommt schon 14 Tage vorher in den Laden und hält nach reduzierter Ware Ausschau", sagt Barbara Fuhst vom Modegeschäft Bonder Clothing in der Nagelstraße. Ähnlich ist es im Modegeschäft Persona Grata am Stockplatz: "Einzelteile reduzieren wir schon vorher und schreiben Kunden gezielt an", erklärt Geschäftsführerin Marita Aldrovandi. Einen Preiskrieg mit großen Filialisten fürchtet sie nicht. Sie setzt, wie auch die anderen befragten Einzelhändler, auf ein individuelles Sortiment, kompetente Beratung und freundlichen Service. Aldrovandi: "Es macht ja schließlich einen Unterschied, ob sie ein Steak oder eine Bratwurst wollen." "Bei einem individuellen und eher hochpreisigem Sortiment kann man als Einzelhändler die Preise nicht beliebig nach unten drücken", erklärt auch Erik Bohlander von Wiking Adventures, ein Fachgeschäft für Reise- und Outdoorbedarf in der Paulinstraße."Die Preisschraube lässt sich schließlich nicht grenzenlos anziehen. Es sei denn, man spart am Personal oder der Qualität der Ware", findet auch Ursula Gesenhoff, Geschäftsführerin des Fachgeschäfts Baby Ecke in der Neustraße. Ein Filialisten-Mitbewerber habe bereits im Oktober die Winterware um 50 Prozent reduziert: "Wer hat dann noch Lust auf WSV?", fragt Gesenhoff.Wohl ein Vorgeschmack auf nächstes Jahr: Trierer Händler wie auch City-Managerin Schönherr rechnen damit, dass es nach der Reform des Rabattgesetzes den WSV als konzertierte Aktion zu einem bestimmten Stichtag für alle Händler nicht mehr geben wird.

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