Qualität in Gläsern

TRIER. Aufmerksamkeit für Ausschankweine: Hotels und Gaststätten stellen ihre offenen Weine beim Regionalwettbewerb "Bester Schoppen" zur Probe. In Trier fand der Erste von vier Vorentscheiden statt, an deren Ende sieben "beste Schoppen" aus über 1100 Weinen gekürt werden.

"Die sechs, die sieben, die elf und die 17 bis 19." Konzentriert liest Dieter Reiss seiner Kollegin, die eifrig die genannten Zahlen in einen Laptop eintippt, das Ergebnis des Ersten von knapp 60 Bewertungsbögen vor. Ausgefüllt haben die Listen Vertreter der Landwirtschaftskammer, der Industrie- und Handelskammer, des Dienstleistungszentrums ländlicher Raum und 25 angehende Sommeliers und deren Ausbilder aus den Niederlanden. Über 160 Weine galt es an diesem Nachmittag im Tagungszentrum der IHK in verdeckten Proben zu verkosten. Alles Ausschankweine. Denn beim Regionalwettbewerb "Der beste Schoppen" geht es nicht um beim Winzer zu kaufende Flaschenweine, sondern um in Hotels, Straußwirtschaften und Restaurants erhältliche "offene Weine". "Der erste Kontakt, den Moseltouristen zum Wein aufnehmen, ist ein Schoppen", sagt Reiss, Projektleiter des Wettbewerbs. Der Bernkasteler mit der wilden, weißgrauen Frisur berät hauptberuflich Gastronomiebetriebe in Sachen Weinvermarktung. "Schmeckt der erste Schoppen nicht, bestellt der Gast erst gar keinen zweiten - und wird vielleicht niemals mehr zum Weinfreund." Deshalb sei es wichtig, die Gastronomen dafür zu sensibilisieren, wie wichtig Qualität auch bei Ausschankweinen sei. "Bei der ersten Bester-Schoppen-Prämierung vor sieben Jahren konnten wir nur 40 Prozent der zur Probe angestellten Weine auszeichnen, im vergangenen Jahr waren es bereits 800 von 1000", zieht der Fachmann Bilanz. "Offensichtlich haben wir - auch durch diesen Wettbewerb - erreicht, dass im Ausschank Weine hoher Qualitäten zu haben sind." Die Regularien des Wettbewerbs: Zur Probe angestellt werden können die Weine ausschließlich von Gastronomiebetrieben. Dabei dürfen die Hotels und Restaurants nicht nur ausgewählte, hochwertige Ausschankweine anmelden, sondern müssen sich mit ihrem kompletten Schoppensortiment präsentieren. Die Weine, die bei einem der vier Vorentscheide - neben Trier in Winningen, Bullay und Bernkastel-Kues - von mehr als 50 Prozent der Tester ein "Ja" erhalten, gehören bereits zur Menge der "besten Schoppen". Auf den ersten Schoppen kommt es an

Die drei Besten einer Rebsorte kommen weiter in die Endausscheidung. Am Schluss wird in jeder Kategorie (Elbling, Müller-Thurgau, weiße Burgunder-Sorten, trockene, halbtrockene und liebliche Rieslinge, Rotwein) nur ein Wein zum "besten Schoppen" gekürt. "Die Auszeichnung ,bester Schoppen' ist natürlich eine gute Vermarktungshilfe", sagt Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. "Außerdem bekommen Betriebe, die an drei aufeinander folgenden Jahren Sortimente anstellen, aus denen jeweils zwei Drittel der Weine bei den Vorentscheidungen ein ,Ja' erhalten, eine Bester-Schoppen-Plakette, die dem Gast verdeutlicht, dass er sich in diesem Betrieb auf die Qualität des Ausschankangebots verlassen kann." Die 25 angehenden Sommeliers aus den Niederlanden, die beim Trierer Vorentscheid als Tester dabei sind, sind vom Schoppen-Angebot der Mosel allerdings noch nicht überzeugt: "Zu viel unreife Säure", sagt der 32-jährige Antony van de Moezel. Und seinem Ausbilder Peter Klosse sind gar die Elblinge "zu säurebetont, um in Holland populär zu werden." Für Markus Weis stimmt dagegen die Qualität: "Richtig schlechte Weine sind nicht dabei", sagt er. Acht Weine des Leiwener Winzers hat das Hotel Zummethof zur Probe angestellt. Unter welchen schwarzen Überzügen seine eigenen Flaschen stecken, weiß der junge Winzer nicht. "Das am Geschmack herauszufinden, ist bei der Menge an Proben beinahe unmöglich."

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