Radgarage am Trierer Bahnhof kommt frühestens Ende 2017

Trier · Ursprünglich sollte sie schon 2011 stehen, doch die geplante Fahrradstation am Hauptbahnhof wird voraussichtlich nicht vor Ende 2017 fertiggestellt. Selbst dieser Zeitplan sei "sehr ambitioniert", erklärte ein Vertreter der Stadtwerke vor dem Trierer Bauausschuss. Offen scheint auch, ob zeitgleich mit der Fahrradgarage auch die barrierefreien Toiletten in Betrieb gehen werden.

 Der Schuppen rechts vom Hauptbahnhof soll einer neuen Radstation weichen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Der Schuppen rechts vom Hauptbahnhof soll einer neuen Radstation weichen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (VE._) ("TV-Upload Vetter"

Trier. Im Frühjahr 2008 radelten der damalige Mainzer Verkehrsminister und der seinerzeitige Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen vom Hauptbahnhof in die City. Gemeinsam loteten sie Schwachstellen im örtlichen Radwegenetz aus. In seiner Fahrradtasche hatte Hendrik Hering (SPD) noch eine gute Nachricht mitgebracht: Das Land werde den Bau einer Radstation in Trier mit bis zu 85 Prozent bezuschussen, ließ er Parteifreund Jensen wissen. Triers Radler verspürten Aufwind, auch im Rathaus schien ein Projekt, dessen Bedarf eine landesweite Untersuchung belegt hatte, in die Gänge zu kommen. Verhandlungen dauern länger

Im Mai 2016 steht Christian Reichert in einem Raum der ehemaligen Jägerkaserne in Trier-West und informiert den zuständigen Dezernatsausschuss über den Stand der Dinge. Viel Neues kann der Architekt der Stadtwerke nicht berichten. Bis Ende 2017, so die Hoffnung der SWT, werde die Anlage stehen, sagt Reinert und räumt gleich darauf ein, dass auch dieser Zeitplan "sehr ambitioniert" sei. So dauerten die Verhandlungen mit dem Betreiber der Velogarage, dem Bürgerservice, an - "da müssen wir wohl noch einige Runden drehen." Reinert ist aber sehr zuversichtlich, dass die Gespräche bald zu einem Ergebnis führen. Probleme erwartet er eher bei den Abstimmungen mit dem ehemaligen Eigentümer der Fläche, auf der die Radstation errichtet werden soll. Nach langwierigen Kaufverhandlungen erzielten Stadtwerke und Deutsche Bahn AG im Dezember eine Einigung (der TV berichtete), in diesem Jahr wechselte das Grundstück den Besitzer. Kernstück des Konzeptes ist, in einem neuen Gebäude an der Stelle des ehemaligen Expressgutschuppens eine bewachte Fahrradgarage samt Verleihstation und Werkstatt einzurichten, außerdem Räume für die Bundespolizei. Zudem wollen die SWT an der Fabrikstraße Stellplätze für ihr Carsharing-Angebot und Park&Ride-Kunden schaffen.Eine deutliche Verbesserung der Infrastruktur vor Ort soll auch der Bau einer barrierefreien Toilettenanlage bringen. Bislang sind die sanitären Einrichtungen im Hauptbahnhof nur über eine steile Treppe in den Keller zu erreichen, weshalb die Bahn ihre gehbehinderten Fahrgäste schon mal auf das WC des Alleencenters verweist.Wie Reinert nun berichtete, werden die SWT die rund 50 Quadratmeter große Toilettenanlage zwar errichten, doch um deren Inneneinrichtung und Betrieb wird sich die Bahn kümmern müssen. "Wir bauen nur die Hülle, das ist vertraglich so vereinbart." Nach Reinerts Informationen hat die Bahn das bundesweit tätige Unternehmen Sanifair im Blick, das Toiletten in Shoppingpassagen, Bahnhöfen und Autobahnraststätten betreibt.2016 soll der Abriss des Expressgutschuppens erfolgen. Erst dann kann die Fläche vermessen werden, was wiederum Voraussetzung dafür ist, mit dem Eisenbahnbundesamt in ein Entwidmungsverfahren einzusteigen. Wie Reinert weiter berichtete, muss zudem ein Großteil des Erdreichs ausgetauscht werden, da ein Bodengutachten chemische Verunreinigungen festgestellt habe. All das sei jedoch händelbar, ist der SWT-Architekt überzeugt. Die eigentliche Herausforderung stelle erfahrungsgemäß die Zusammenarbeit mit Bahn AG und Bundesamt dar, ließ er durchblicken.Radstation kostet eine Million

Knapp eine Millionen Euro soll das Projekt kosten. Mehr sei auch nicht drin, betonte der SWT-Architekt. Man wolle mit der Anlage keinen Gewinn machen, aber "kostendeckend soll es schon sein". Reinert kündigte an, vor aussichtlich im Sommer mit einer Entwurfsplanung in den Architektur- und Städtebaubeirat zu gehen.Damit kommt er Forderungen der Grünen entgegen, die Dominik Heinrich am Donnerstag erneuerte: Das geplante Bauvorhaben sei eine Chance, diesen Bereich städtebaulich aufzuwerten. Rainer Lehnart (SPD) wollte sichergestellt wissen, dass die Fahrradgarage die einst für den zwischenzeitlich abmoderierten Petrisbergaufstieg (neue Trasse zwischen Bahnhof und Tarforster Plateau) vorgesehene Schneise nicht verbaut, was Reinert zusagte.Meinung

Stadt und Bahn gefordertGut Ding will Weile haben. Gemessen an dieser Weisheit dürfen Triers Fahrradfahrer auf eine erstklassige Velogarage hoffen. Ohne die Stadtwerke wäre das Vorhaben längst Geschichte, und noch ist die Radstation Zukunftsmusik. Doch gegenwärtig spricht alles dafür, dass die Anlage kommen wird - wenn nicht 2017, dann 2018 ... Doch mit der Radstation ist es nicht getan. Nach wie vor verfügt der Bahnhof über keinen direkten Zugang vom Osten her, was Besucher und Einheimische gleichermaßen für einen schlechten Scherz halten. Statt nun allerdings wieder den Petrisbergaufstieg auszugraben, sollten endlich realistische Pläne für eine alternative Gleisquerung entwickelt werden. Nahezu alle im Rat vertretenen Parteien hatten diese Forderung bereits in ihren Wahlprogrammen - denen von 2009! Was die Bahn anbelangt, muss diese frühzeitig den Betrieb der geplanten barrierefreien Toilettenanlage sicherstellen. Ein derartiges Angebot ist nicht nur überfälliger als das einer Radstation, ein behindertengerechtes WC an einem Hauptbahnhof sollte eigentlich längst Standard sein! trier@volksfreund.de

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