Rätsel der Liebfrauenkirche entschlüsselt

Trier · Die Liebfrauenkirche hat viele Historiker beschäftigt und sorgt dennoch weiter für Überraschungen: Die Grabmäler darin waren ursprünglich anders angeordnet als bisher angenommen wurde. Das hat Markus Groß-Morgen, der Direktor des Dom-Museums, nun herausgefunden.

Trier. Im Museum am Dom gibt es manches Stück aus der Liebfrauenkirche, dessen Geschichte sich nicht vollständig nachvollziehen lässt. "Es gibt immer noch Gegenstände, die uns Rätsel aufgeben, zum Beispiel durch ihre Positionierung in der Kirche", sagt Markus Groß-Morgen, Direktor des Museums am Dom.
Er hat alte schriftliche Quellen studiert - etwa eine 1829 entstandene Aufzählung aller Denkmäler in der Kirche oder alte Rechnungen aus dem Pfarrarchiv - und alte Fotos verglichen. "Auch die Inschriften auf Grabdenkmälern haben einiges verraten", erklärt er.
So kam er einem alten Irrtum auf die Spur: "Aufgrund der Anordnung der Grabmäler in der Kirche ist man lange davon ausgegangen, dass ihre Aufteilung von Anfang an klar konzipiert war. Die Grabmäler liegen im Westteil der Kirche. Man dachte deshalb, dass dies den Memorialteil der Kirche darstellte, und der Ostteil der Liturgie vorbehalten war."
Eine Frage bleibt


Nach seiner Recherche weiß Markus Groß-Morgen jedoch: Die heutige Anordnung der Gräber im Westteil erfolgte vermutlich im 19. Jahrhundert im Zuge von Neuordnungen der Kirche. Zuvor waren die Grabdenkmäler fast über das gesamte Gotteshaus verteilt. Die Gräber selbst liegen immer noch dort. Nur die teils aufwendig gestalteten Grabdenkmäler wurden umpositioniert, sie liegen seitdem teilweise parallel zueinander in der Kirche. "Die Neuordnung war dem damaligen Geschmack der Menschen geschuldet", erklärt Groß-Morgen. Auch ein zweites Rätsel hat der Direktor gelöst: Einige der Grabdenkmäler an den Wänden der Kirche hatten eine gewölbte Form - ungewöhnlich, denn sie haften an den glatten Wänden nur schwer. Ein Grundriss aus dem 18. Jahrhundert mit Hinweisen auf Gräber zeigte schließlich: Die gewölbten Denkmäler hingen ursprünglich an den Säulen der Kirche.
Doch die Liebfrauenkirche birgt weitere Geheimnisse - etwa das um ein sogenanntes Herz-Epitaph. Darin wurde das Herz vom Körper getrennt bestattet. Das Grabdenkmal zum einzigen Herz-Epitaph der Liebfrauenkirche wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff nur leicht beschädigt, wie man auf Fotos aus dem Jahr 1950 erkennen kann. Trotzdem wurde es abmontiert und schließlich 1995 in einem Hinterhof in der Liebfrauenstraße wiedergefunden - erheblich beschädigt.
"Vermutlich hat es unter der Abmontage gelitten", sagt Groß-Morgen. "Warum man es aber überhaupt abgebaut hat, wissen wir noch nicht."

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