Rätsel um Fund am Rioler Freizeitsee gelöst

Riol · Eine kuriose Entdeckung hat ein Mann aus Butzweiler beim Ausflug zum Rioler See gemacht: Im Gras neben einem Fußweg lagen Schiefersteine, in die Namen und Todesdaten von Soldaten eingraviert waren. "Makaber", meint der Finder. Der TV hat herausgefunden, woher die Steine stammen.

Riol. Horst Pokropa staunt nicht schlecht: Mit seiner Lebensgefährtin spaziert der TV-Leser aus Butzweiler über das Freizeitseegelände in Riol. Am Rande des Fußwegs, der vom Parkplatz am Moselufer in Richtung Wasserski-Lift führt, bemerkt das Paar einen Steinhaufen, der seine Aufmerksamkeit erregt.

Der kuriose Fund: "Da lagen rechts direkt neben dem Weg etwa acht Schieferplatten im Gras", berichtet Pokropa später dem TV. Bei näherem Hinsehen habe er Teile von Inschriften erkannt - mit Namen, Todesdaten und Dienstgraden von Soldaten. "Da stand etwa Unteroffizier, gestorben 1944, auch ein vollständiger Name. Das mussten Steine alter Soldatengräber aus dem Zweiten Weltkrieg sein", dachte sich der Finder. "Wir fanden das makaber", sagt Pokropa. "So etwas muss doch nicht an einem Weg liegen, an dem Eltern mit ihren Kindern spazieren gehen." Da einer seiner Onkel auf einem Ehrenfriedhof begraben sei, habe er zu diesem Thema "eine besondere Beziehung", erklärt er. "Wenn das jemand sieht, der Angehörige im Krieg verloren hat, löst das sicher keine guten Gefühle aus."

Die Recherche: Der TV - dem der Leser ein Foto der Grabsteine übermittelt hat - hat beim Pächter und Betreiber des Rioler Freizeitseegeländes, der Becker Freizeitsee GmbH, nach dem Ursprung der Fundstücke gefragt. Ein Campingplatz-Bewohner - Mitarbeiter einer Entsorgungsfirma - habe damit an seinem Stellplatz eine Art Terrasse ausgelegt, erklärt Günther Becker. Als der Camper den Platz räumte, habe Becker die Steine auf dem Gelände gelagert, um sie später zu verwenden: "Sie waren zu schade, um sie zu entsorgen." Die Platten hätten "definitiv" mit der beschrifteten Seite nach unten gelegen, betont Becker. Er geht davon aus, dass ein Besucher in dem Stapel "gewühlt", die Platten umgedreht - und dabei unbefugt privates Gelände betreten hat. "Das kommt oft vor und ärgert mich sehr", sagt Becker. Die Steine, die am Rand eines Kiesstreifens neben dem Pfad lagen, hat er nach dem Gespräch mit dem TV sofort entfernen lassen.

Der Hintergrund: Zur Herkunft der Grabsteine konnte Becker keine Auskunft geben - aber Carmen Wagner von der Verbandsgemeinde-Verwaltung Schweich. Sie hat Anfang des Jahres einen ähnlichen Fall recherchiert. In Mehring waren Schiefergrabsteine an einem Wirtschaftsweg aufgetaucht. Über eine Online-Datenbank habe sie anhand der Inschriften "zweifelsfrei" festgestellt, dass die Steine vom Trierer Hauptfriedhof stammten. Dort, so habe ihr die Stadt mitgeteilt, seien in den 1970er Jahren Schiefersteine an Soldatengräbern ausgetauscht worden. Der TV hat zudem vor Ort festgestellt: Der Name eines Soldaten auf einer in Riol gefundenen Platte stimmt mit dem Namen auf einem Trie rer Grabstein überein.
Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt bestätigt: "Die Schiefergrabsteine auf dem Hauptfriedhof wurden in den 1960er bis Anfang der 1970er Jahre durch Sandsteine ersetzt. Keines der Gräber wurde aufgehoben, es gab lediglich Umbettungen." Die alten Steine seien entsorgt worden. Es sei heute aber nicht mehr nachvollziehbar "von wem und in welcher Form". Nicht auszuschließen sei, dass der Schiefer "zum Verfüllen an anderer Stelle" genutzt wurde.

Reaktion: Für Horst Pokropa ist das "Problem" mit dem Entfernen der Platten gelöst. Er wünscht sich jedoch einen "pietätvollen Umgang damit". Er selbst, versichert er, habe die Steine in Riol nicht angefasst.Meinung

Respekt geboten
Dass jemand alte, nicht mehr gebrauchte Schiefergrabsteine weiterverwenden möchte, ist zunächst nicht verwerflich. Zumal ja nirgendwo ein Grab ohne Grabstein zurückgelassen wurde. Ebenfalls nicht verwerflich ist, dass der Betreiber von Freizeitseeanlage und Campingplatz die Steine nicht einfach wegwerfen wollte. Bei der Lagerung solcher Steine wäre jedoch ein sorgsames, respektvolles Vorgehen geboten. Hinter den Grabsteinen stehen Menschen und ihre Schicksale, sie lösen Emotionen aus. Sicher nicht nur bei Zeitzeugen des Weltkriegs, auch bei Spaziergängern, die damit unvorbereitet konfrontiert werden. Umgedreht oder nicht - um solche Steine aufzubewahren, ist eine Wiese an einem Weg, der jährlich von Tausenden Touristen und Einheimischen genutzt wird, sicher nicht der beste Ort. c.weber@volksfreund.de

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