Rätselraten um die Kommunion - Der Kampf um die Planung von Familienfesten in der Region

Kenn/Trier · Bei der anstehenden Pfarreienreform geht es nicht nur darum, wo später ein Pastor residiert. Gläubige haben auch mit Terminproblemen bei der Planung von Familienfesten zu kämpfen.

 Damit die Kommunion zum denkwürdigen Erlebnis wird: Beflügelt von Mädchenträumen – so präsentieren sich viele neue Kollektion der Kommunionkleider. Foto: Lilly

Damit die Kommunion zum denkwürdigen Erlebnis wird: Beflügelt von Mädchenträumen – so präsentieren sich viele neue Kollektion der Kommunionkleider. Foto: Lilly

Kenn/Trier Wer jetzt noch ein Restaurant sucht, um dort im kommenden Jahr das Fest der ersten Heiligen Kommunion mit gutem Essen zu begehen, der hat vermutlich Pech gehabt. Für 2018 müsste man Glück haben, etwas zu finden. Franz-Rudolf Justens Enkel Max wird 2020 zur Kommunion kommen. Und weil Justen um die Situation in den Restaurants rund um den Weißen Sonntag weiß, wollte er schon einmal vorsorglich einen Termin festmachen. Doch nun hat er ein Problem: "Mir kann niemand sagen, ob und wann in der Kenner Kirche die Erstkommunion stattfinden wird", sagt Justen. Bisher war in Kenn entweder am Weißen Sonntag oder eine Woche später Erstkommunion.

Hintergrund für diese Unsicherheit ist die anstehende Bistumsreform. Bisher gehört die Pfarrei St. Margaretha Kenn zur Pfarreiengemeinschaft Schweich. Diese Pfarrei wird nach aktuellem Stand gemeinsam mit den anderen Pfarreien des Dekanats Schweich-Welschbillig sowie ergänzt durch Trittenheim, Heidenburg und Büdlich zur neuen Pfarrei Schweich (der TV berichtete).

Welche Auswirkungen das auf die Feste im kirchlichen Jahreskreis hat, kann offensichtlich noch niemand so richtig abschätzen. Jedenfalls erhielt Franz-Rudolf Justen nach eigenen Worten sowohl im Schweicher Pfarrbüro als auch beim Bischöflichen Generalvikariat keine ihn zufriedenstellende Antwort. Der TV hat nachgefragt. Bistumssprecherin Judith Rupp sagt, dass es Anfragen wie die nach dem Kommuniontermin in Kenn derzeit einige gibt. "Wir nehmen sie sehr ernst", sagt sie. "Allerdings stehen wir derzeit an einem Punkt im Prozess der Synodenumsetzung, der eine konkrete Antwort noch nicht zulässt."

Ziel sei, auch für die Phase des Umbruchs eine Verlässlichkeit zu schaffen. "Wie die Pfarreien der Zukunft die Gestaltung der Erstkommunion oder auch der Firmung handhaben werden, wird vermutlich - wie es auch heute schon ist - in den Zuständigkeitsbereich der Pfarreien fallen", sagt Rupp. Die Sprecherin kann sich nicht vorstellen, "dass diese Feiern nur zentral stattfinden sollen". Ziele der Pfarrei der Zukunft seien die Dezentralität und die Stärkung des Glaubenslebens vor Ort.

Dass Großvater Justen nicht allein Schwierigkeiten mit den Planungen hat oder bekommen wird, zeigt eine Umfrage in Restaurants. Christiana Lentes von der Klosterschenke in Trier-Pfalzel hat für 2020 schon Buchungen für Kommunionfeiern eingetragen. Ob all diese Termine auch wirklich wahrgenommen werden, könne man jetzt noch nicht sagen. Bereits für das Jahr 2023 ist eine Kommunionfeier im Hotel Leinenhof in Schweich terminiert, sagt Nadine Rosch. Für das kommende Jahr ist das Restaurant ausgebucht.

Hinter den Anfragen für 2020 stehen noch Fragezeichen, weil auch viele Anrufer so wie der Kenner Franz-Rudolf Justen nicht genau wissen, wann und ob in den einzelnen Gemeinden das Fest der ersten heiligen Kommunion gefeiert wird.KommentarMeinung

Mehr als nur butterweiche Antworten
Wohlfeile Worte sind aus der bischöflichen Verwaltung immer wieder zu hören, wenn es um die anstehende Bistumsreform geht, bei der ein Großteil der heute bestehenden Pfarreien mit einem Federstrich ausradiert wird. Mehr aber auch nicht. Denn wenn es um die Dinge geht, die die Gläubigen in ihrem Alltag beschäftigt, gibt es nicht mehr als ein in Worte verpacktes Schulterzucken. Wo gibt es künftig noch Gottesdienste, wohin kann ich mich bei Fragen wenden, was passiert mit der Kirche in meinem Dorf, oder gibt es in meinem Dorf überhaupt noch eine Erstkommunion? Was diese handfesten Fragen betrifft, müssen mehr als butterweiche Antworten her. Oder zumindest eine Kommunikation von Bistumsseite, die den Menschen das Gefühl gibt, dass sie und ihre Anliegen ernst genommen werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich noch mehr Menschen abwenden. Dann bleibt zwar immer noch ein harter Kern an Katholiken übrig, der bedingungslos alle Anweisungen schluckt. Ob das dann noch dem Auftrag der Kirche entspricht, für alle Menschen da zu sein, ist mehr als fraglich. h.jansen@volksfreund.de

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