Trier. Das, was wie ein böser Scherz klingt, dürfte einer der kuriosesten Überfälle von Trier sein: Ein Mann überfällt eine Bedienung in einer Trierer Kneipe, bedroht diese mit einer Pistole, stiehlt den Geldbeutel mit den Tageseinnahmen und bringt diesen nach ein paar Minuten wieder zurück, mit den Worten, es sei nur ein Scherz gewesen.
Ein paar Stunden nach dem Überfall kann Michael G. darüber schmunzeln. Doch als kurz nach Mitternacht am Mittwochmorgen ihm ein Mann eine Pistole vor den Kopf gehalten hat, habe er Angst gehabt, schildert der 24-jährige Jura-Student das Erlebte im Gespräch mit unserer Zeitung. Es sei sein erster Tag gewesen, an dem er alleine in der Gaststätte am Trierer Stockplatz als Bedienung gearbeitet hat. Er sei gerade dabei gewesen, die Stühle auf die Tische zu stellen und sauber zu machen, als ein normal aussehender, unauffälliger Mann in die vor allem bei jungen Leuten beliebte Kneipe gekommen sei. Als er ihm gesagt habe, dass er gleich schließe und es nichts mehr zu trinken gibt, sei der Unbekannte auch ohne zu Murren wieder gegangen. Doch kurze Zeit später sei er wieder zurückgekehrt, dieses Mal mit einer Pistole in der Hand, die er auf ihn gerichtet habe, erzählt der aus Hamburg stammende Student. Im gebrochenen Englisch habe der nicht Maskierte immer wieder zu ihm gesagt "Give it" (Gib es her). Als er nicht reagiert habe, sei der Mann zu ihm hinter die Theke gekommen, habe mit der Pistole "herumgefuchtelt" und sie auf seine Stirn gerichtet. Er glaubt auch, dass der Unbekannte die Pistole durchgeladen hat. Daraufhin habe er ihm das Portemonnaie mit den Tageseinnahmen gegeben und der Mann sei aus der Kneipe gegangen.
G. versuchte dann die Polizei zu rufen, wählte aber wohl unter Schock die falsche Nummer. Plötzlich habe der Mann noch mal vor ihm gestanden und habe ihm den Geldbeutel wieder auf den Tresen gelegt, gelacht und gesagt: "It was a joke, I\'m kidding" (Das war ein Scherz. Ich habe bloß Spaß gemacht). Und es sei ihm zu wenig Geld drin, das lohne nicht. Dann habe er verlangt, dass G. ihm noch die Hand gibt, danach sei er gegangen. "Mir war nicht zum Lachen zumute", erzählt der 24-Jährige. Es habe nichts gefehlt in der Börse, die gesamten Einnahmen seien noch drin gewesen. Um wie viel Geld es sich handelte, wisse er nicht mehr. Auch die Polizei sagt nichts zur Höhe der (zurückgebrachten) Beute. Eine Spur von dem Mann hat sie bislang nicht.
G. will trotz des Überfalls wieder in der Kneipe arbeiten.
Der Täter wird von der Polizei als zwischen 35 und 40 Jahre alt, 1, 75 Meter groß und schlank beschrieben, er habe dunkle, leicht lockige Haare und ein südosteuropäisches Aussehen. Hinweise an die Kriminalinspektion Trier, 0651/9779-2290 oder -2252.