Räumchen um die Ecke statt Disco im Nachbarort

Hinzenburg · Seit sieben Jahren verfügt die Jugend im rund 140-Seelen-Ort Hinzenburg über einen eigenen Raum: Der frühere Schulungsraum der Feuerwehr wurde nicht mehr benötigt. Die mittlerweile dritte Gruppe Jugendlicher trifft sich dort regelmäßig.

Hinzenburg. Von der Burgstraße aus sieht man nur eine Garage. Wenn man aber die Treppen heruntergeht, gelangt man von hinten in einen kleinen Raum. In freundlichen Farben gestrichen, ist er gemütlich ausgestattet mit Sofa, Theke, Musikanlage und Fernseher. Seit dem vergangenen Winter trifft sich dort rund ein Dutzend junger Leute regelmäßig. "Vor zwei Jahren ist er im Rahmen einer Aktion neu angestrichen und ausgestattet worden", sagt Ortsbürgermeister Werner Scherf. "Zwischendurch stand er eine Weile leer, jetzt ist schon die dritte Gruppe drin."
Diese hat einen Schlüssel bekommen und kommt vor allem freitags und samstags abends gern dort zusammen.
Sieben junge Leute zwischen 13 und 18 Jahren haben es sich auf dem großen Sofa bequem gemacht. "Damals haben wir noch alte Pizzaschachteln der Vorgänger weggeräumt. Ein halber Kasten Bier war längst abgelaufen, wir mussten alles wegkippen", erinnert sich Thomas Terres an die Übernahme des Raumes. Seit kurzem hat der 18-Jährige den Führerschein, ebenso seine gleichaltrigen Freunde Matthias Dietzen und Holger Hamm. Trotzdem wollen sie sich weiterhin hier treffen - wenn die Gruppe nicht gerade im Jugendraum des Nachbarorts Ollmuth zusammenkommt, denn vor allem die älteren Jugendlichen wechseln ab und zu dorthin. "Ich war bisher nur zweimal mit in Ollmuth, meine Eltern sind dagegen", sagt die 16-jährige Jessica Thiele.

Was machen die jungen Leute am liebsten im Jugendraum? "Chillen", ist die erste Antwort, und "Musik hören". Die kaputten Boxen seien dank einer Spendenaktion im Mai durch neue ersetzt worden. Im Sommer werde auch gern einmal beim Jugendraum gegrillt, das Sofa kurzerhand vor die Tür getragen.
Ärger mit Anwohnern wegen Lärms habe es bisher nicht gegeben. "Der Jugendraum hat eine günstige Randlage", sagt Werner Scherf. Er erinnert sich: "Vor 20 bis 30 Jahren gab es in Schillingen, Kell und Obersehr Discos. Die in Schillingen war bekannt bis ins Saarland." Zu Veranstaltungen in den Nachbarorten Schöndorf, Bonerath und Holzerath - etwa Kirmes oder Karneval - sei er damals mit anderen jungen Leuten zu Fuß gegangen. "Es gab ja keine Fahrgelegenheit." Auch zur Schule nach Schöndorf sei er noch zwei Jahre gelaufen.
Für die Jugendgruppe ist der Luxus von Führerscheinen und Autos recht neu: "Wir kamen eigentlich noch nicht auf die Idee, nach Trier zum Tanzen zu fahren", sagen die Jugendlichen. "Ich fände das nicht schlecht, auch mal andere Leute kennenzulernen", meint Lucia Poth (16). Trotz fahrbaren Untersatzes ist dies allerdings nicht so einfach: "Am späteren Abend kommt man in Trier kaum irgendwo rein unter 18, höchstens ins Forum oder Stockwerk", weiß Thomas. Und die Jüngeren in der Gruppe sagen: "Vom Taschengeld lässt sich das sowieso nicht finanzieren." Thomas Terres: "Wir haben hier alles, was wir brauchen. Wenn wir allerdings nicht mehr hier sind, kommen wenige nach." DQ

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