Rat stoppt Plan von Kirchengemeinde

Trier · Die Neuapostolische Kirche plant den Bau einer Zentralkirche mit 350 Sitzplätzen in Trier-Nord. Die alte Kirche in der Theobaldstraße soll dem neuen Kirchenbauwerk weichen. Die drei Stadtgemeinden Trier-Nord, Ehrang und Pallien sollen zusammengelegt werden. Doch der Stadtrat hat die Baupläne abgelehnt.

Trier. Die Neuapostolische Kirche plant einen Neubau - eine seltene Nachricht in einer Zeit, in der immer mehr Gotteshäuser schließen, weil Mitglieder den christlichen Kirchen den Rücken kehren. Norbert Theisen, Bezirksältester des Neuapostolischen Kirchenbezirks Trier, nennt den Grund für das Vorhaben: Die geplante Zentralkirche in Trier-Nord soll die Gemeinden Trier-Pallien und Trier-Ehrang aufnehmen, die zur Kosteneinsparung aufgelöst werden.
Die Neuapostolische Kirche expandiere also nicht, sondern beabsichtige damit, ihre geschrumpften Bezirksgemeinden in Trier zu zentrieren. "Unsere Kirche leidet unter der demografischen Entwicklung", erklärt Norbert Theisen. "Wir haben mehr Sterbefälle als Nachwuchs." Die Neuapostolische Kirche trenne sich deshalb von Bezirkskirchen und baue Regionalkirchen, erklärt Theisen. "Wir sind nicht mehr bereit, so viel Geld in die kleinen Gemeinden zu investieren."
Das Kirchengebäude in Trier-Pallien in Nähe der Bitburgerstraße ist schwer sanierungsbedürftig. Allein um das Parkdeck zu sanieren, müsste die Neuapostolische Kirche 1,5 Millionen Euro investieren. Auch der Mietvertrag für die Gemeinde in Trier-Ehrang würde aus Kostengründen nicht mehr verlängert, erklärt Theisen. Ob die Zentralkirche in Trier-Nord (Theobaldstraße, zwischen Brüder- und Elisabeth-Krankenhaus) gebaut werden kann, ist jedoch noch nicht sicher. Zum einen hängt es am Geld: Um den Neubau zu finanzieren, möchte die Kirche zusätzlich 30 Wohnungen auf dem 3000 Quadratmeter großen Gelände bauen. "Wenn wir die neue Kirche etwas weiter nach vorne setzen und oval bauen, haben wir dahinter genug Platz für ein dreigeschossiges Wohnhaus", sagt der Bezirksälteste.
Ob die Kirche auf dem Gelände Wohnungen bauen darf, entscheidet die Politik. Den ersten Entwurf des Architekten hat der Stadtrat abgelehnt. Grund dafür ist der aktuelle Bebauungsplan, der für das Gelände ausschließlich eine kirchliche Nutzung vorsieht. Die Neuapostolische Kirche hingegen will das Grundstück künftig nur noch zu einem Viertel kirchlich nutzen. Das geplante Wohngebäude einschließlich Garagen und Zufahrt würde drei Viertel der Fläche einnehmen. "Das wäre eine zu gravierende Umwidmung des kirchlichen Geländes", urteilte der Stadtrat. Zudem sei die Theobaldstraße bereits heute stark durch den Besucherverkehr zum Brüderkrankenhaus belastet. Weitere Wohnungen würden das Verkehrsproblem dort nur noch verschärfen. Gegen den Neubau einer größeren Zentralkirche hätte der Stadtrat nichts einzuwenden. Nur das geplante Wohngebäude stört die Politiker.
Baukosten: 3,5 Millionen Euro



Die Neuapostolische Kirche hat Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Stadtrats eingelegt. Möglicherweise falle das Wohngebäude letztlich kleiner aus als geplant, sagt Theisen. Ob die Wohnungen dann verkauft oder vermietet würden, stehe ebenfalls noch nicht fest. Für den Bau der neuen Kirche und der geplanten Wohnungen rechnet die Neuapostolische Kirche mit Baukosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Das neue Gotteshaus soll einen ovalen Grundriss bekommen und auf Stelzen gebaut werden. So könnten die künftigen Bewohner unter der Kirche durchfahren und das dahinter geplante Haus erreichen.
In der neuen Zentralkirche sollen allen drei Stadtgemeinden auch Gemeinderäume zur Verfügung stehen.
Extra

Die Neuapostolische Kirche hat im Kirchenbezirk Trier knapp 2200 Mitglieder und (noch) 15 Gemeinden: Trier-Nord, Pallien, Ehrang, Konz, Bitburg, Prüm, Gerolstein, Mertesdorf, Traben-Trarbach, Kaisersesch, Hermeskeil, Wadern, Birkenfeld, Baumholder, Idar-Oberstein. Die Gemeinde Birkenfeld soll ebenfalls aufgelöst und den Gemeinden Baumholder und Idar-Oberstein zugeschlagen werden. cmo

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort