Rathaus schweigt und rechnet

TRIER. Die Stadt schweigt, Anlieger sind sauer, und das Umfeld des Frankenturms gammelt weiter vor sich hin. Dabei gibt es durchaus eine Möglichkeit, das Schandfleck-Problem schnell und nachhaltig zu lösen. Nun ist der neue Stadtrat am Zug.

Augen zu und vorbei. Trierer schenken der Tristesse schon keine Beachtung mehr. Touristen staunen um so mehr. Der fast 900 Jahre alte Frankenturm, ein hochkarätiges Kulturdenkmal, steht in einem Umfeld, das der Volksmund in weiten Teilen als "versifft" bezeichnet. Zur schaurigen Optik gesellt sich ein Hygiene-Problem. Der Uringeruch in den hinteren Winkeln spricht eine deutliche Sprache. Das Hofgrundstück gehört der Stadt. Der Nachbar, das Familien-Unternehmen Poss, würde gerne einen Teil der Fläche kaufen, um dort einen Neubau zu errichten, in dem die beiden in der Dietrichstraße ansässigen Geschäfte (Orthopädie-Schuhtechnik; Kinderschuhe) Erweiterungsmöglichkeiten hätten.Stadt will 800 Euro pro Quadratmeter

1,5 Millionen Euro wollen Seniorchef Stephan Poss (72) und seine Söhne Guido (37) und Jürgen (33) in Neubau und Einrichtung investieren. Klingt gut und sieht auf den Plänen der Architektengruppe Weber & Partner (Bitburg) auch gut aus. Doch die Stadt hüllt sich gegenüber den Possens in Schweigen. "Wir haben seit Mai nichts mehr aus dem Rathaus gehört", bedauert Jürgen Poss, "aber wir müssen nun bald wissen, wie es weitergeht oder ob wir lieber anderswo investieren sollen." Laut Baudezernent Peter Dietze ist das Thema keineswegs in Vergessenheit geraten. Er begrüßt auf TV -Anfrage das Erweiterungsvorhaben ausdrücklich, weist aber auch auf eine Bedingung hin: "Die Firma Poss besteht darauf, dass die Stadt sich vertraglich verpflichtet, die öffentlichen Flächen herzurichten. Dafür habe ich vollstes Verständnis, aber im Haushalt ist kein Geld dafür eingeplant." Immerhin: Laut Dietze wird im Baudezernat derzeit errechnet, was es kostet, den Frankenturm freizustellen und auf einer Pflasterung wie in der Dietrichstraße rundherum begehbar zu machen - was angesichts zu überbrückender Höhenunterschiede von rund zwei Metern zwischen dem Nebeneingang der Galeria-Kaufhof und dem Frankenturm-Hof nicht ganz preiswert werden dürfte. Eine Prognose mag Dietze nicht abgeben, klare Vorstellungen hat die Stadt aber vom Grundstückspreis. Stephan Poss schluckt: "Die Rede ist von 800 Euro. Das summiert sich auf 160 000 Euro für die 200 Quadratmeter, die wir für ein neues Büro- und Geschäftshaus brauchen." Jetzt ist der Stadtrat am Zug. Nur er kann Geld lockermachen, um das Frankenturm-Umfeld auf Vordermann zu bringen. "Das wäre in einem Nachtragshaushalt möglich. Aber dann müsste eine andere Maßnahme zurückgestellt werden", so der Baudezernent. Sollten sich beide Seiten einigen, dann geht möglicherweise alles ganz schnell. Dietze zeigt sich optimistisch, "dass wir noch dieses Jahr eine Entscheidung herbeiführen und die vertraglichen Regelungen abschließen können." Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: " TV bringt's voran”, Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de. Der TV bringt ihr Thema voran.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort