Raus aus der Kaserne, rein in die historische Stadt: Gästeführer zeigen 300 Asylbewerbern Triers andere Seite

Trier · Sie kommen aus Afghanistan, Eritrea, Iran oder Albanien und kennen von Trier allenfalls die nähere Umgebung ihrer Aufnahmeeinrichtungen. 300 Asylbewerber haben ihren vorübergehenden Wohnort gestern auch von seiner besseren Seite erlebt. Eine von Gästebegleitern und weiteren Helfern unterstützte Aktion der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) machte es möglich.

 Die Aktion der Trier Tourismus und Marketing GmbH kommt offensichtlich gut bei den Asylbewerbern an. Hier Gästeführerin Heidi Rautert mit ihrer Gruppe auf dem Domfreihof. TV-Foto: Roland Morgen

Die Aktion der Trier Tourismus und Marketing GmbH kommt offensichtlich gut bei den Asylbewerbern an. Hier Gästeführerin Heidi Rautert mit ihrer Gruppe auf dem Domfreihof. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Nur eine ist nicht bei der Sache und verpennt den Nachmittag regelrecht. Durchaus verständlich: Maejan ist die gerade einmal zwei Wochen alte Tochter einer Somalierin, zur Welt gekommen im Trierer Mutterhaus. Die anderen rund 300 Teilnehmer der TTM-Aktion sind überwiegend aus dem Häuschen.Beeindruckendes Erlebnis


"Eine wunderbare Sache. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die Stadt auf diesem Wege sehen zu dürfen", sagt etwa Daniel Khan. Der 21-jährige Pakistani ist seit Mitte November in Trier und hat nun seine erste Begegnung mit der Geschichte der ältesten Stadt Deutschlands. Reaktion: "Ich bin sehr beeindruckt".
Raus aus der Ex-Kaserne, rein ins kulturelle Vergnügen: TTM-Mitarbeiterin Christine Faber hatte die Idee, Trier von einer anderen Seite zu zeigen und lief auf der Suche nach Unterstützern offene Türen ein. Sechs professionelle Gästeführer machten unentgeltlich mit. Müller-Kylltal-Reisen und Schroeders Hotel stellten Busse und warme Getränke zur Verfügung.
Die Befürchtung von Stadtführerin Claudia Kuhnen ("Vielleicht wollen ja gar nicht viele Leute mitfahren") erweist sich als unbegründet. Alle sechs Busse machen sich voll besetzt auf zum Aussichtspunkt auf dem Petrisberg und anschließend in die Altstadt, wo es ab Konstantin-Basilika zu Fuß weitergeht über Dom, Hauptmarkt und Porta Nigra zum Abschlusstreffen im Brunnenhof.
"Es gab weitaus mehr Interessenten als Plätze", berichtet Christoph Jarosch, Sozialarbeiter in der Aufnahmeeinrichtung Luxemburger Straße (derzeit 370 Bewohner). Seine Kollegin Stephanie Zirbes spricht von einer "sehr begrüßenswerten Aktion. Die Menschen sind nicht nur froh über die Abwechslung, sondern auch sehr interessiert."
Auch wenn das Trierer Dezemberwetter mit Nieselregen und 2 Grad Celsius vor allem für Menschen aus Afrika sehr gewöhnungsbedürftig ist. "Macht nichts", findet Musie Yemane aus Eritrea. "Was wir hier erleben, wärmt Köper und Herzen."
Vielleicht wenigstens ein kleiner Trost für Menschen, die schweren Herzens ihre Heimat hinter sich gelassen haben und vor einer ungewissen Zukunft stehen. rm.

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