Raus aus der Sprach-Isolation

Wer aus einem fernen Land nach Trier kommt, hat häufig mit Sprachproblemen zu kämpfen. Besonders schwierig ist dies für Immigranten im fortgeschrittenen Alter. Im "Café Bär" der Caritas wird daher erstmals ein Konversationskurs für Senioren angeboten.

 Begegnung erwünscht, und bitte auf Deutsch: Ältere Migranten besuchen im „Café Bär“ der Caritas einen Konversationskurs. Von links nach rechts: Alexey Sukhov, Olga Romanovska, Halima Neises, Valentina Kirsanova, Kursleiterin Ralitza Frederiks und Anatoli Lisker. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Begegnung erwünscht, und bitte auf Deutsch: Ältere Migranten besuchen im „Café Bär“ der Caritas einen Konversationskurs. Von links nach rechts: Alexey Sukhov, Olga Romanovska, Halima Neises, Valentina Kirsanova, Kursleiterin Ralitza Frederiks und Anatoli Lisker. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier-West. (QO) "Als ich vor vier Jahren nach Deutschland kam, konnte ich nur die Wörter ,Auf Wiedersehen' und ,Tannenbaum'", berichtet Halina Neises lachend. Und sie betont: "Ich lebe in Deutschland, ich muss deutsch sprechen!" Sie ist eine von über einem Dutzend Seniorinnen und Senioren aus dem osteuropäischen Raum, die im "Café Bär" der Caritas in der Bärenfeldstraße in Trier-West zwei Konversationskurse für Anfänger und Fortgeschrittene besuchen. Kaum sind alle Teilnehmer des Fortgeschrittenenkurses anwesend, wird geplaudert, Neuigkeiten werden ausgetauscht und Tipps gegeben, die Stimmung ist locker. "Auf Deutsch!", wird lachend gefordert, als Olga Romanovska von einem Theaterstück berichtet und schnell ins Russische verfällt. "Wir sind eine sehr gute Gruppe", stellt Teilnehmerin Valentina Kirsanova fest. "Wir sind alle auf einem Niveau."

Ängste überwinden, fit für den Alltag



Obwohl die meisten bereits an die zehn Jahre in Deutschland sind, haben sie im Alltag wenig Gelegenheit, Deutsch zu sprechen: "In ihren Familien und im Bekanntenkreis sprechen sie russisch, sie besuchen russische Läden", sagt Kursleiterin Ralitza Frederiks. Die Bulgarin lebt seit 14 Jahren in Trier und hat dort Germanistik und Slawistik studiert. Seit September bietet sie im "Café Bär" die Konversationskurse für Seniorinnen und Senioren an. Finanziert werden sie aus Mitteln des Landes zur Weiterbildung von Migranten, aus Mitteln der Caritas-Migrationsdienste sowie über einen geringen Eigenbetrag.

"Vor allem geht es darum, dass die Senioren ihre Angst überwinden, Deutsch zu sprechen", sagt Ralitza Frederiks. "Sie sollen fit für den Alltag werden." So würden im Fortgeschrittenenkurs Grammatik-Übungen gemacht und Texte gelesen. Themen seien etwa Informationen über die Region Trier sowie gesunde Ernährung. Auch Exkursionen gehören zum Programm: Im Stadtmuseum Simeonstift haben beide Gruppen an einer Führung zur Migrationsgeschichte teilgenommen. Der Kurs endet mit einem Besuch des Weihnachtsmarkts. In einem Wunsch sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig: "Wir möchten weitermachen!"

Der Bedarf der Senioren an Begegnung und besonders an altersgerechter Sprachförderung sei da, stellt auch Bernhard Jocher, Mitarbeiter der Caritas-Migrationsdienste, fest und betont: "Wir beabsichtigen, derartige Angebote wieder zu machen."

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