Rechtsextremisten-Demo in Trier: Handel und Touristikern reicht's

Trier · Für Trierer Geschäftsleute und Touristiker ist nach der bereits dritten Kundgebung der rechtsextremen NPD dieses Jahres am Samstag das Maß voll. Sie fordern die Behörden auf, die Aufmärsche so zu regeln, dass sie nicht die halbe Stadt lahmlegen und Trier einen schlechten Ruf einbringen.

Trier. Claudia Brandel (40) aus Ayl freute sich darauf, mit Familie bei "Verstehen Sie Spaß?" am vergangenen Samstag in der Arena Trier dabei zu sein. Auf dem Weg zur Fernsehshow verging ihr jedoch der Spaß. "Endstation unserer Stadtbus-Fahrt war erst einmal die Konstantin-Basilika." Dort auszusteigen habe der Busfahrer geraten, der "offenkundig keinen Plan hatte und auf einen Disponenten-Kollegen verwies". Und der habe empfohlen, zu Fuß zur drei Kilometer entfernten Arena zu gehen, weil ja Ausnahmezustand herrsche, da die Stadtbusse den zentralen Umsteigeplatz am Hauptbahnhof nicht anfahren könnten. Einen Moment lang habe sie geglaubt, sie wäre selber ein "Verstehen Sie Spaß"-Opfer und würde mit versteckter Kamera gefilmt: "Aber das war alles bitterer Ernst."
Hans-Albert Becker (57), Chef der Tourist-Information Trier, hält es für "katastrophal, dass Kundgebungen rechtsextremen Gedankenguts so nahe am Stadtwahrzeichen Porta Nigra" stattfinden: "Wegen der jüngsten Demo haben wir drei Stadt- und zwei Porta-Erlebnisführungen mit 150 Teilnehmern absagen müssen. Was schmerzt, sind weniger die entgangenen Einnahmen als das falsche Bild, das die Gäste mit nach Hause nehmen. Ich befürchte einen Imageschaden für Trier, wenn keine Ausweichmöglichkeit gefunden wird." Becker schlägt stattdessen den Viehmarktplatz vor.
Auch Rolf Zimmermann (63), der in der Bahnhofstraße einen Friseur- und Kosmetiksalon betreibt, ärgert sich: "Wir haben diesen Ausnahmezustand wegen NPD-Demonstrationen nun schon zum dritten Mal in diesem Jahr erlebt." Die Auswirkungen - stets dieselben: "Schon Stunden, bevor die Demonstranten eintreffen, riegelt die Polizei den Bahnhofsbereich hermetisch ab. Mit der Folge, dass uns 40 Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden die Kunden wegbleiben."
Umstrittener Kundgebungsplatz

 Ärgern sich, weil bei NPD-Demos stets das Bahnhofsviertel abgeriegelt wird: Udo Schramer (links) und Rolf Zimmermann. TV-Foto: Roland Morgen

Ärgern sich, weil bei NPD-Demos stets das Bahnhofsviertel abgeriegelt wird: Udo Schramer (links) und Rolf Zimmermann. TV-Foto: Roland Morgen


Sein Nachbar, Fahrschul-Inhaber Udo Schramer (47), fühlt sich ebenfalls durch die Demos an der Berufsausübung gehindert: "Wenn es wieder mal soweit ist, muss ich reihenweise Fahrstunden absagen, denn ich bekomme meine Motorräder weder rein noch raus." Gemeinsame Bitte von Schramer und Zimmermann an Rathaus und Polizei: "Solche Veranstaltungen anders regeln und nicht immer den Bahnhofsplatz zur Aufmarschzone machen. Die maximal zwei Dutzend Teilnehmer könnte die Polizei ja auch vom Südbahnhof aus zum Kundgebungsplatz geleiten."
Das ist bisher der Simeonstiftplatz, was Marco Gruben (38), Betreiber des direkt angrenzenden Café-Restaurants, "stinksauer" macht: "Wir müssen an NPD-Demo-Tagen unsere Platz-Terrasse abbauen und haben 50 Prozent weniger Umsatz. Und ich muss mich gegenüber Gästen schämen für das, was auf dem Platz abgeht." Sein Vorschlag: "Kundgebung verlegen, vielleicht auf den Rindertanzplatz."
Die City-Initiative hat ihre 180 Mitgliedsbetriebe gebeten, ihre persönlichen Demo-Erfahrungen mitzuteilen, um sie dann gesammelt an Polizei und Stadt weiterzuleiten. Das, was bisher an Rückmeldungen per E-Mail oder telefonisch eingegangen ist, bringt Geschäftsstellenleiterin Jennifer Grütters (33) auf folgenden Nenner: "Es kann einfach nicht sein, dass eine Stadt an frequenzstarken Samstagen in dieser Art und Weise und Häufigkeit lahmgelegt wird."

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