Reise zu fernen Baustellen

TRIER. Drei Studentinnen der Fachhochschule (FH) Trier haben in Vietnam drei Monate lang an ihrer Diplomarbeit im Fach Wasserbau gearbeitet. Ihr Fachbereich plant eine langfristige Zusammenarbeit.

"Ich hab gesagt, hier bleib ich keine drei Monate." An ihre Ankunft in Vietnam denkt Christina Schommer immer noch mit einem leichten Schaudern. Straßen voll von ungezügeltem Verkehr, stinkende Abwassergräben im Stadtzentrum und Arbeitsbedingungen, die vom Mangel geprägt waren erwarteten sie und zwei weitere Studentinnen des Fachs Bauingenieurwesen der FH Trier. Schockiert waren die Studentinnen unter anderem von der Wasserverschmutzung. "Da würde man hier nicht den Finger reinhalten", sagt Schommer. "In Vietnam aber wohnen Familien mit Kindern in Hütten direkt am Wasser." Anpassungsfähigkeit und Durchhaltevermögen waren gefragt, und so quartierten sich die drei erst mal im Hotel ein, wo sie nahezu die ganze Zeit wohnen bleiben sollten. "Das kostet in Vietnam vier, fünf Euro pro Nacht", sagt Anne Assmann - so, dass es fast schon ein wenig entschuldigend klingt. An das Land gewöhnten sich die Studentinnen recht schnell. "Nach zwei, drei Wochen hat man sich gut eingelebt", sagt Schommer. "Man schraubt seine Ansprüche zurück und freut sich schon über 'ne Kloschüssel." An der vietnamesischen FH waren die drei Studentinnen aus Deutschland erstmal eine Attraktion. "Wir wurden permanent angeschaut", erzählt Schommer. Und Kristina Kohlei ergänzt: "Wir waren etwas Exotisches." Von den Mitarbeitern der FH bekamen die Studentinnen die Daten, die sie für ihre Berechnungen brauchten. Doch einen Raum für sie gab es nicht an der FH, und so verbrachten die drei die Tage in Vietnam in einem Café, in dem es einen Internetzugang für die mitgebrachten Laptops gab. Eine Modellrechnung zum Abflussverhalten von Regenwasser sollten die Trierer Studentinnen in Vietnam erstellen - die Grundlage für umfangreiche Wasserbauprojekte. Basis für die Berechnungen waren die Niederschlagsdaten der vergangenen 50 Jahre. Berücksichtigen mussten die Studentinnen dabei landestypische Besonderheiten, vor allem die Gezeiten. Zu Problemen kann es beispielsweise kommen, wenn die Flut und starker Regen zusammentreffen. Die drei Studentinnen aus Trier waren die ersten des Fachs Wasserbau, die den Weg nach Vietnam gewagt haben. Der Austausch steht am Beginn einer Kooperation, mit der Professor Joachim Sator die bereits bestehende Kooperation der Fachhochschule Trier im Fach Maschinenbau mit der Fachhochschule Ho Chi Minh City auf das Fach Bauingenieurwesen ausdehnen möchte. An dem Projekt sind außerdem die Universitäten Portsmouth und Bangkok beteiligt. Im Rahmen eines gemeinsamen Master-Studiengangs sollen Studenten an allen beteiligten Hochschulen Veranstaltungen besuchen können. Dazu hoffen die Initiatoren auf Fördergelder der EU aus dem Projekt "Asia Link": Einen entsprechenden Antrag bereitet der vietnamesische Partner vor. Um die Zusammenarbeit in die Wege zu leiten, war Sator, Professor für die Fachrichtung Wasserbau, im April vergangenen Jahres nach Vietnam gereist. Dort gibt es laut Sator für Wasserbauer einiges zu tun. Drängende Probleme seien Stadtentwässerung und Hochwasserschutz. Zwar stünden dem Land Milliardenkredite für Bauprojekte zur Verfügung, es fehle aber an den technischen Fähigkeiten zur Umsetzung. "Das Problem ist, dass das Geld ins Ausland zurückfließt", sagt Sartor. Ein Ziel des Projektes sei deswegen, vor Ort Kompetenzen aufzubauen. Ein weiteres Ziel sei, den Studenten einen Einblick in die Arbeit in Entwicklungsländern zu vermitteln. Diesen Einblick haben Christina Schommer, Anne Assmann und Kristina Kohlei gehabt. Unter anderem verbrachten sie eine Woche bei einer vietnamesischen Familie, machten mit Kollegen von der FH einen Ausflug zu einer Staudamm-Baustelle und reisten zum Abschluss durch das Land. Die drei würden grundsätzlich wieder nach Vietnam gehen, auch wenn Anne Assmann lieber in Deutschland arbeiten würde - "wegen der Sprache". Auch wenn es schwierig ist, "einen Kaffee mit Milch zu bestellen", würde Christina Schommer noch einmal in Vietnam arbeiten - am liebsten für zwei bis drei Monate. Auch Kristina Kohlei hätte nichts dagegen einzuwenden - "aber nicht für immer".

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