Rennen um Ratssitze

56 Sitze wird der künftige Stadtrat haben, aber weit mehr Kandidaten wollen ins Stadtparlament. Bei den internen "Vorwahlen" der Parteien geht es hinter den Kulissen nicht mit Samthandschuhen zu. Jüngstes Beispiel: Die SPD in Trier-Mitte/Gartenfeld.

Trier. Ausgerechnet im Herzen der Stadt haben sich die Sozialdemokraten bei der Kandidaten-Kür mächtig verkracht. Nachdem der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Carl-Ludwig Centner in einer Abstimmung bei der Mitgliederversammlung weit vor seiner Vorsitzenden Maria de Jesus Duran Kremer gelandet war, hob ein großes Hauen und Stechen an. Centner, der durch die Nominierung eigentlich Anspruch auf einen Top-Ten-Platz der Stadtratsliste gehabt hätte, schmiss danach entnervt seine Ämter hin.

Schlimmer noch: SPD-Chefin Malu Dreyer, die bereits öffentlich das Ende des Streits und die Wiedereinkehr des Friedens unter den Genossen verkündet hatte, musste sich eines Besseren belehren lassen: SPD-Urgestein Edith Centner (82), Mutter des abgesprungenen Stadtrats-Aspiranten, sprach gegenüber dem TV von "Hetzjagd" und "Spießrutenlaufen". Ihre Vermutung: Ihr Sohn habe Platz machen müssen, weil man Duran Kremer, die Ausländerbeauftragte der Stadt, auf einem möglichst repräsentativen Listenrang platzieren wollte.

"Alles Unsinn", sagt Malu Dreyer, niemand sei unter Druck gesetzt worden. Und der Konflikt zu diesem Zeitpunkt sei "äußerst unglücklich". Die Ratsliste der SPD ist bislang geheime Kommandosache, selbst der Spitzenkandidat (oder die -kandidatin) noch eine unbekannte Größe.

Nicht nur in der SPD dräuen weitere Reibereien beim Gerangel um die begehrten vorderen Listenplätze. Bei der CDU kam in Olewig das amtierende Ratsmitglied Martha Scheurer bei der Nominierung unter die Räder. Offen ist auch die Frage, wie man den Kandidaten der Jungen Union, Jörg Reifenberg, unterbringt. Immerhin scheint bei der CDU aber mit Bertrand Adams der Spitzenkandidat festzustehen.

Die UBM dürfte mit der neuen Listen-Ersten Christiane Probst und dem Vorsitzenden Hermann Kleber das Duo für die Maximini-Nachfolge gefunden haben. Bei den Grünen herrschte am Rande der Stadtratssitzung sichtliche Verblüffung über das mögliche Comeback von Reiner Marz. Anja Matatko hört auf, Gerd Dahm macht wohl weiter.

Ein Luxusproblem haben die Liberalen: Gut möglich, dass es mehr Plätze gibt als Kandidaten. Fraktionschef Thomas Egger tritt wieder an, ob ihm seine Kollegin Stefanie Lejeune erhalten bleibt, ist noch offen.

CDU und SPD wollen noch im Dezember Nägel mit Köpfen machen, die kleineren Parteien lassen sich teilweise Zeit bis Ende Januar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort