Infrastruktur Reptilienfreier Baustart für Radweg Ruwer

Trier-Ruwer · Die Eidechsen an der alten Bahntrasse sind umgesiedelt. Gekostet hat das 245 000 Euro. Für die Karnevalisten des Stadtteils ist das Grund genug für eine ungewöhnliche Plakataktion. 

 Mit Humor sehen Lothar Pelzer (rechts) und Oliver Lenz, Vorsitzender des Karnevalsvereins Ruwer, die Umsiedlungsaktion von Eidechsen. Ihr Plakat ziert den Bauzaun an der Baustelle.  

Mit Humor sehen Lothar Pelzer (rechts) und Oliver Lenz, Vorsitzender des Karnevalsvereins Ruwer, die Umsiedlungsaktion von Eidechsen. Ihr Plakat ziert den Bauzaun an der Baustelle.  

Foto: Cornell Bach

Zwischen dem ehemaligen Bahnhof und dem alten Bahnübergang in der Ruwerer Straße in Trier haben am Montag die Arbeiten für den lange ersehnten neuen Abschnitt des Ruwer-Radwegs begonnen. Ortsvorsteherin Christiane Probst (UBT) sagt: „Der Ortsbeirat und die Ruwerer Bürgerinnen und Bürger freuen sich über den Baubeginn des lange geplanten fehlenden Teilstückes zwischen Einmündung Fischweg und der Straße Am Grüneberg.“ Bereits im Jahr 2013 sei der Satzungsbeschluss dafür gefasst worden. „Der Radweg ist auch wesentlicher Bestandteil des Radverkehrskonzeptes der Stadt Trier.“

Probst betont, neben der touristischen Aufwertung sei insbesondere die Vermeidung der Gefahrenstellen in der Ruwerer Straße für die zukünftigen Nutzer hervorzuheben. Sie meint damit nicht die bisherigen „Bewohner“ der stillgelegten Bahntrasse. Dort hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten Mauereidechsen pudelwohl gefühlt und reichlich vermehrt. Weil die kleine Echse in Deutschland aber zu den streng zu schützenden Arten gehört, wurden sie im vergangenen Jahr an neu geschaffene Lebensräume im Umfeld des zukünftigen Radwegs umgesiedelt.

 Die Arbeit für den Ruwer-Radweg hat begonnen. Nachdem die Reptilien umgesiedelt worden sind, werden die Folienbahnen abgeräumt.

Die Arbeit für den Ruwer-Radweg hat begonnen. Nachdem die Reptilien umgesiedelt worden sind, werden die Folienbahnen abgeräumt.

Foto: Rainer Neubert

Insgesamt 245 000 Euro sind dafür vom Trierer Stadtrat im Dezember 2018 bereitgestellt worden, was bereits in der vergangenen Karnevalszeit in Ruwer humoristisch-kritisch aufgegriffen worden ist. Denn nicht alle Menschen in dem Stadtteil sind davon begeistert, eine solche Summen für Reptilien zu investieren, während sich im eigenen Ort Bürgersteige und manche Straße in schlechtem Zustand befinden.

Reptilienfreier Baustart für den Radweg Ruwer
Foto: Rainer Neubert

Oliver Lenz (Vorsitzender Karnevalsverein Ruwer) und sein Freund Lothar Pelzer (Musikverein Ruwer) haben die Nachricht vom bevorstehenden Baustart des Radwegabschnitts zum Anlass genommen, um ein besonders Banner anzufertigen. „Jurassic Park Ruwer geschlossen“ ist nun an der Baustelle zu lesen, die am Montag von Hunderten Quadratmetern schwarzer Folie befreit wurde. Die war ausgelegt worden, um die Eidechsen aus diesem Bereich fern zu halten. Die Tiere im Bereich des alten Bahnhofes wurden eingesammelt und in die neue gestalteten Lebensräume umgesiedelt.

„Die Eidechsen sind vermutlich schon lange in die direkt angrenzenden Schieferhänge in den ehemaligen Weinbergen verschwunden und haben genau beobachtet, wann der Bau des Radwegs endlich beginnt“, meint Lothar Pelzer mit einer Prise Galgenhumor.

Bis der letzte, 780 Meter lange Abschnitt des Ruwer-Radwegs fertig ist, wird noch einige Zeit vergehen. Denn nach Angaben der Verwaltung werden zunächst die Stadtwerke einen Abwasserkanal zum Hauptklärwerk in Trier-Nord neu verlegen. Die Baukosten wurden beim Ratsbeschluss im Jahr 2013 mit 960 000 Euro beziffert. Diese Summe wird sechs Jahre später nicht mehr zu halten sein. Es wird deutlich teurer.

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