Respekt vor 80 Kilogramm Beißkraft

PFALZEL. Immer wieder werden Kinder von Hunden angegriffen und verletzt. Derartige Unglücksfälle sind meist Folge von falscher Erziehung des Hundes oder fehlender Kenntnisse des Kindes. Über den richtigen Umgang mit Hunden informierte Hundeführer Michael Heinsch die Kinder des Trier-Pfalzeler Kindergartens.

Für die einen ist er der ideale vierbeinige Freund und treue Begleiter. Für die anderen ein Grund, panisch die Straßenseite zu wechseln oder sogar das Hasenpanier zu ergreifen. Tatsächlich passieren immer wieder Unglücksfälle, bei denen Kinder von Hunden angefallen werden - Vorkommnisse, die auch Folge des kindlichen Verhaltens sein können.Lehrhund aus Plüsch

"Wir haben beobachtet, dass die Kinder einerseits völlig ohne Scheu gegenüber Hunden sind und sofort zugreifen. Andererseits gibt es Kinder, die so viel Angst vor Hunden haben, dass sie gleich zurückweichen", berichtet die Pfalzeler Erzieherin Anne Breit-Klären. Viele Kinder würden den Umgang mit Hunden nicht mehr kennen. Das sei auch eine Folge der Unsicherheit von Eltern, die nach Meldungen über womöglich tödliche Hundebisse ihren Kindern rieten, auf Distanz zu Hunden zu gehen. "Aber dadurch entstehen erst recht Ängste", kritisiert Breit-Klären. Ängsten entgegen zu wirken und zu lernen, dem Hund respektvoll gegenüber zu treten, das vermittelte Michael Heinsch mit seinen beiden Huskies Olli und Tasha und dem Plüsch-Lehrhusky Ajax einen Vormittag im Pfalzeler Kindergarten. Seit Jahren "tourt" der Wittlicher Altenpfleger mit seinen gut erzogenen Huskies durch Kindergärten und Schulen, um zu zeigen, wie "Missverständnisse" zwischen Mensch und Tier entstehen. Etwa, wenn ein Kind vor dem Hund wegläuft. "Wenn Du stehen bleibst, braucht der Hund nicht hinter Dir her zu laufen", rät Heinsch. "Dann: Hände aus den Taschen, damit der Hund nicht glaubt, dass da ein Leckerli drin sei. Und keinen Blickkontakt mit dem Hund aufnehmen, sondern nach oben gucken." Solchermaßen zur Salzsäule erstarrt, würde der Hund bald das Interesse am "Spiel" verlieren, sagt Heinsch. "Ich will keinen Hund verniedlichen, aber Panik abbauen und einen gesunden Respekt entwickeln", sagt Heinsch. Letzterer sei auch angebracht in Anbetracht "einer Beißkraft von 80 Kilogramm pro Backenzahn", wie der achtjährige Olli und die einjährige Tasha beim lautstarken Zermahlen ihrer Leckerli eindrucksvoll demonstrieren. Heinsch bietet seine in den Kindergarten- und Schulalltag integrierten Lehrveranstaltungen im Umkreis von Bernkastel-Wittlich kostenlos an, bei größeren Entfernungen gegen eine Fahrtkostenbeteiligung. Zu den Veranstaltungen gehört die didaktische Vorbereitung mit dem Erlernen von Verhaltensregeln sowie abschließende Schlitten- und Bollerwagenfahrten. "Kein Hund ist wie der andere, ihr solltet keine Angst haben, aber vorsichtig sein", mahnt der 40-Jährige. Er fordert: die Pflicht für Hundehalter, eine Hundehaftpflichtversicherung abzuschließen, sowie den Nachweis, dass der Hundehalter eine Hundeschule besucht hat. Solange der Beleg über das erzieherische Grundwissen von Hunden nicht vorliege, müsste die doppelte Hundesteuer fällig sein, findet Heinsch.

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