Respekt vor dem Lebensrecht

Zur Berichterstattung über Gentests an Embryonen:

Die von der Trierer Kinderwunschklinik im Rahmen einer Präimplantationsdiagnostik (PID) geplanten Gentests an Embryonen bedeuten nichts anderes als einen vorgeburtlichen Qualitätscheck für Menschen. Da nur einer von zahlreichen auf Probe erzeugten Embryonen implantiert wird, werden die übrigen, die die Kontrolle nicht überstanden haben, aussortiert.

So kommen laut Angaben der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie auf eine Geburt nach PID 32 verworfene, also letztlich getötete Embryonen. Es ist also vollkommen berechtigt, hier von einem Selektionsverfahren zu sprechen dessen Ziel es ist, Menschen mit unerwünschten genetischen Eigenschaften zu eliminieren.

Wie die Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt haben, ist die Hoffnung des Bundesgerichtshofes, die PID auf einige wenige "schwere Fälle" begrenzen zu können, absolut illusorisch. Erklärtes Ziel ihrer Befürworter ist es, "Frauen Leid zu ersparen". Da Leid aber eine subjektive Empfindung ist, würde eine Legalisierung der PID genauso wie bei der Abtreibung dazu führen, letztlich den Eltern die Entscheidung zu überlassen. Das Leben eines gezeugten, aber noch nicht geborenen Menschen hinge dann alleine davon ab, inwieweit es den Wunschvorstellungen seiner Erzeuger entspricht.

Mit der grundgesetzlich garantierten Menschenwürde, dem Recht auf Leben und dem Verbot der Diskriminierung behinderter Menschen hat das alles nicht mehr viel zu tun. Deshalb kann man die Bestürzung der Behindertenverbände sehr gut verstehen.

Der Gesetzgeber ist gefordert, nicht nur die PID, sondern jede Form der Testung, Zertifizierung und Selektion von Menschen schlichtweg zu untersagen. Dass dies auch zu einem Verbot der Spätabtreibung behinderter Ungeborener führen würde, ist dabei kein Argument für die PID, sondern ein Gebot der Vernunft und des Respekts vor der Würde und dem Lebensrecht jedes Menschen.

Maria Overdick-Gulden und Michael Frisch, Trier, Vorstandsmitglieder des Trierer Bündnisses für Lebensrecht und Menschenwürde

MEDIZIN

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