Rettung für das Welschbilliger Burgtor

Es scheiterte lange an der Finanzierung, aber nun kann das Wahrzeichen von Welschbillig, das mittelalterliche Burgtor, vor dem Verfall gerettet werden. Rund 300 000 Euro kostet die Sanierung des Kulturerbes.

Welschbillig. Wie ein riesiges Stadttor ragen die Doppeltürme im Welschbilliger Ortszentrum in den Himmel. Sie sind Überbleibsel einer mächtigen mittelalterlichen Wasserburg, die die Trierer Kurfürsten im 12. Jahrhundert zu ihrem Sommersitz wählten (siehe Extra). Das Welschbilliger Wahrzeichen, so wehrhaft und stabil es auch aus der Ferne wirkt, war bei näherem Hinsehen dem Verfall preisgegeben: Gräser, Wurzeln, ja ganze Bäume hatten sich in dem brüchigen Mauerwerk eingenistet. Weiterhin ungeschützt der Witterung ausgesetzt, hätte das Burgtor wohl in absehbarer Zeit kaum mehr gerettet werden können.

Jahrelang scheiterte die dringend notwendige Sanierung am fehlenden Geld. Doch nun steht die Finanzierung, und seit einigen Wochen ist das Burgtor eine eingezäunte Baustelle. Mitarbeiter der Firma Theisen (Orenhofen) haben begonnen, das Kulturerbe von Bewuchs zu säubern und der maroden Bausubstanz zu Leibe zu rücken.

Wie schlecht es um das historische Bauwerk stand, weiß Architekt Heinz Weber: "An Mauerkronen und Gewölben hatten sich Steine gelöst, an der Wetterseite ist die Verfugung ausgewaschen, in die offene Decke hat es reingeregnet." Abdichtungen und Stahlteile seien marode. "Es war höchste Zeit für die Sanierung", meint Weber.

Die im Besitz der Kirchengemeinde befindliche Burgruine soll nach Auskunft des Architekten bis zum Jahresende nach denkmalpflegerischen Kriterien instandgesetzt werden. Die Kosten von rund 300 000 Euro teilen sich Bistum, Kirchengemeinde, Gemeinde und Landespflege. Über die Lokale Aktionsgruppe Moselfranken werden 50 000 Euro Fördermittel der Europäischen Union erwartet. Die Bewilligung steht noch aus.

Schonendes Verputzen mit Glaspudermehl

 Das mittelalterliche Burgtor ist das Erkennungszeichen von Welschbillig. TV-Foto: Archiv/Albert Follmann

Das mittelalterliche Burgtor ist das Erkennungszeichen von Welschbillig. TV-Foto: Archiv/Albert Follmann



Teilweise wurden alte Putz- und Steinreste per Handarbeit freigelegt. Um das Mauerwerk möglichst schonend zu verfugen, hat man sich für ein Trockenspritzverfahren entschieden. Unter Hochdruck werden die Fugen zunächst mit einem Trockengemisch grob verfüllt, danach kommt ein Strahlverfahren mit Glaspudermehl zum Einsatz. Ziel ist es, den ruinenartigen Charakter des Burgtors zu erhalten, also Grauwacke und Sandstein noch optisch erkennbar zu lassen und nicht unter Putz zu verstecken. Damit die Gewölbe mehr Halt bekommen, werden zehn Millimeter dicke Edelstahl-Gewindestäbe eingebaut. Die Mauerkronen sollen mit einer acht bis zehn Zentimeter dicken Mörtelabdeckung stabilisiert und wetterfest gemacht werden. Eine ursprünglich vorgesehene Abdeckung aus Blei hatte die Denkmalpflege abgelehnt.

Im Auftragsvolumen inbegriffen sind auch die Pflasterung im Bereich der Toreinfahrt und eine neue Bepflanzung. Der Asphalt soll entfernt werden. EXTRA Historie: Mitte des 13. Jahrhunderts bauten die Trierer Kurfürsten eine Befestigungsanlage aus dem 12. Jahrhundert zu einer Wasserburg mit vier Ecktürmen aus. 1291 verlieh König Rudolf von Habsburg Welschbillig die Stadtrechte. Aus diesem Anlass wurde die Burg zu einer kurtrierischen Landesfestung ausgebaut. Im Bereich der benachbarten neugotischen Pfarrkirche St. Peter wurde eine römische Villa aus dem 2. Jahrhundert nachgewiesen. In den zwei darauf folgenden Jahrhunderten wurde an dieser Stelle ein herrschaftliches Anwesen mit einem U-förmigen, 58 mal 18 Meter großen Teich errichtet. Er gehörte vermutlich zu einem Palast des in Trier residierenden Kaisers und war von Hermen (Pfeiler mit aufgesetztem Kopf) umgeben. Ein Großteil der 70 gefundenen Hermen steht heute im Trierer Landesmuseum. (alf)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort