Rettungsdienst mit Risiko

TRIER. Die Berufsfeuerwehr hat eine Rettungsassistentenschule. Sie versetzt die Brandbekämpfer in die Lage, auch Rettungsdienst in hoher Qualität und Quantität zu leisten. Doch dabei kommt es immer wieder zu sozialen Härtefällen. Schlimmer noch: Eine Änderung des Rettungsdienstgesetzes könnte das Ende der landesweit einmaligen Einrichtung bedeuten.

Vielseitigkeit im Notfall hat in der Römerstadt Tradition. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gehören Krankentransporte und die Sicherstellung des Rettungsdienstes in Trier zu den Aufgaben der Berufsfeuerwehr. Die Gründung einer in die Berufsfeuerwehr integrierten Schule für Rettungsassistenten war zu Beginn der 90er eine logische Konsequenz dieser historischen Entwicklung. Die angehenden professionellen Brandbekämpfer durchlaufen in Trier deshalb zwei Ausbildungen. Nach der zweijährigen Lehrzeit als Feuerwehrmann folgt die Qualifikation zum Rettungsassistenten. Sie besteht aus Ausbildungs- und Anerkennungsjahr .Beliebte "Externe"

Doch mit der Ausbildung der Trierer Berufsfeuerwehrleute ist die in dieser Form landesweit einmalige Rettungsassistentenschule nicht ausgelastet. Deshalb werden in der staatlich anerkannten "Lehranstalt für den Rettungsdienst" auch Kollegen von anderen Feuerwehren unterrichtet - oder Interessierte außerhalb der professionellen Brandbekämpfung. Denn der Rettungsassistent ist ein stattlich anerkannter Ausbildungsberuf, der in der Qualifikation eine Stufe über dem Rettungssanitäter steht.Diese "Externen" werden gebraucht, denn die Zahl der Einsätze steigt. 1998 waren es noch 13 500. Im Jahr 2003 waren es bereits 21 000. Feuerwehr-Dezernent Bernarding: "Wir werden mehr und mehr zum Gesundheitsdienstleister. Bei Zivildienstleistenden und Praktikanten ist unsere Schule sehr beliebt."Diese Beliebtheit resultiert auch aus der Chance auf ein festes Anstellungsverhältnis, das allerdings Risiken birgt. Wer nach Trier zur Rettungsassistentenausbildung kommt, kann sich nach erfolgreichem ersten Ausbildungsjahr um eine Vollzeitanstellung bewerben - die allerdings zeitlich befristet ist und nicht über zwei Jahre hinaus verlängert werden kann. "Denn nach diesen zwei Jahren gibt es einen klagbaren Anspruch auf ein festes Arbeitsverhältnis", erläutert Bernarding. "Dieses würde eine Stelle in der Rettungsassistentenschule permanent blockieren."Momentan gibt es vier dieser Zeitverträge. "Einer der betroffenen Mitarbeiter steht vor der Situation, mit Frau und zwei Kindern umziehen und sich eine andere Stelle im Rettungsdienst suchen zu müssen, die dann möglicherweise wieder zeitlich befristet ist", sagt Bürgermeister Bernarding. "Obwohl die Befristung von Anfang an bekannt ist, kommen die Leute mit der Hoffnung zu uns, nach der Ausbildung entweder direkt in Trier oder bei einem Träger wie dem Roten Kreuz oder dem Malteser-Hilfsdienst im Landkreis eine Stelle zu finden." Eine Hoffnung, die sich in den meisten Fällen nicht erfüllt. "Wir müssen uns immer wieder gezwungenermaßen von guten Mitarbeitern trennen."Diese Problematik wird durch eine Befürchtung der Rathausspitze verschärft: Sollte das Rettungsdienstgesetz dahingehend geändert werden, dass Krankentransporte zwischen Krankenhäusern von Taxis übernommen werden, rutscht die Wirtschaftlichkeit endgültig in den Keller. "Dann werden wir die Rettungsassistentenschule schließen müssen", sagt Bürgermeister Bernarding. "Und da es nicht möglich ist, die Doppelausbildung der Feuerwehrleute ohne eigene Schule durchzuführen, müssten wir die Krankentransporte aufgeben."

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