Rezepte zum Stopfen von Haushaltslöchern

Energie sparen, Angebote für Jugendliche auf dem Land ausbauen - beim Jugendkreistag wurden klare Ziele formuliert. Und nicht immer waren die Schüler aus Konz, Saarburg und Hermeskeil einer Meinung.

Trier. "Schon lange stört uns, dass es für Jugendliche auf dem Land zu wenige Freizeitmöglichkeiten gibt", sagt die Saarburger Schülerin Désirée Shoor, und kriegt bald darauf von Selma Bahtic vom Gymnasium Konz kontra: "Wir sind der Meinung, dass sich das Ausgestalten der Jugendarbeit auf dem Land nicht lohnt, da die neuen Angebote nicht genutzt werden. Das Geld sollte lieber in die Anbindung von größeren Städten investiert werden."

Da war sie auch schon, die erste Kontroverse beim Jugendkreistag. Und damit geben die Jugendlichen der Kreisverwaltung einen wichtigen Fingerzeig: Das Konzept der ländlichen Jugendarbeit gehört dringend auf den Prüfstand. Und das will der der Kreis auch in einer Sitzung mit den Jugendpflegern der Städte und Verbandsgemeinden angehen. Das von den Saarburger Schülern angestoßene Projekt "Saarstrand" - ein Treffpunkt für Jugendliche, allerdings nicht kommerziell ausgerichtet wie das "Sun Beach" in Trier-Nord - soll auf Beschluss des Jugendkreistags als Projekt der örtlichen Jugendarbeit an Stadt und Verbandsgemeinde Saarburg delegiert werden. Mehrheitlich soll auf Wunsch der Jugendlichen geprüft werden, was an Abenden und Wochenenden an zusätzlichen Angeboten machbar ist, beziehungsweise wie der Nahverkehr gestaltet werden kann, damit man auch zu den Events hinkommt. Unter dem Punkt "Fortschreibung des Nahverkehrs" formulieren die Schüler konkrete Vorschläge zu zusätzlichen Buslinien. So soll im Einzugsgebiet von weiterführenden Schulen der Busverkehr auf einen Zwei-Stunden-Takt ausgeweitet werden.

Jugendtaxis: Sie kommen spät oder gar nicht



Nachdem Lena Menscher (Saarburg) den Einsatz von Shuttlebussen und Jugendtaxis in die Diskussion eingebracht hatte, klagte eine Schülerin ihr Leid: "Manchmal kommen die Taxis gar nicht, wenn man sie ruft, und manchmal zwei Stunden später." "Gebt uns in solchen Fällen am nächsten Tag Bescheid, es gibt Verträge mit Taxiunternehmen", sagte Landrat Günther Schartz.

Die Kreisverwaltung will nun auf die Ordnungsämter bei Städten und Verbandsgemeinden einwirken, dass Veranstalter mit den Genehmigungen für Feste auch Info-Flyer über Jugendtaxen mitschicken. Vorteil: Die Jugendlichen haben gleich teilnehmende Taxiunternehmen und Telefonnummern zur Hand. Und das lohnt sich: Der Kreis fördert jeden Fahrgast mit zwei Euro. Nächstes Schwerpunktthema: Energie. Durch die Installation von Photovoltaikanlagen auf kreiseigenen Gebäuden ließe sich so viel Geld sparen, dass man damit Haushaltslöcher stopfen könnte, bemerkt Matthias Heck (Hermeskeil). Bevor man zu regenerativen Energien umschwenke, sollte man den Energieverbrauch senken, ergänzt René Frankfurter (Konz).

Im Kreis ließe sich durch Niedrigenergiehäuser, Solartechnik und Geothermie mehr als die Hälfte des Verbrauchs einsparen. Schnellstens sollte die Gründung einer Energieagentur erfolgen; ein regionales Energiekonzept gebe es ja schon seit 2001.

Meinung

Engagierte Vorstellung

Bravo! Die Schüler haben dem Jugendkreistag mit einer engagierten und couragierten Vorstellung wieder Leben eingehaucht. Dass unter 50-Jährige im altehrwürdigen Sitzungssaal über Jugendthemen diskutieren, war erfrischend anders - und so nah an den Betroffenen dran wie es nur geht. Sicher sind 45 Gymnasiasten nicht repräsentativ für die ganze Jugend, aber immerhin sind sie politisch interessiert und geben wichtige Impulse für den "richtigen" Kreistag. Leider sind die Nachwuchsorganisationen der Parteien in der Bedeutungslosigkeit verschwunden - und damit auch die jungen Leute, die es früher in die Räte zog. Um so wichtiger ist es jetzt, durch Jugendkreistage und die Umsetzung der darin gefassten Beschlüsse einen geeigneten Nährboden für kommunalpolitischen Nachwuchs zu schaffen. Den benötigen wir dringend. a.follmann@volksfreund.deSTIMMEN Schüler David Kasperowski: "Alleine schon aufgrund dieser Veranstaltung sind wir zuversichtlich, dass es Verbesserungen beim Schülerverkehr geben wird." Schülerin Charline Meyer: "Ich fand's sehr schön und hoffe, dass alles Beschlossene umgesetzt wird." Lehrerin Anke Fraas: "Ich sehe es positiv, der Jugendkreistag bietet viele Lernmöglichkeiten." Landrat Günther Schartz: "Der Jugendkreistag war ein voller Erfolg. Die Jugendlichen haben Entscheidungen getroffen, die wir im Kreis gut verwenden können." (alf)wie geht's weiter …mit den Anträgen? Sie werden in Ausschüssen und Fachgremien behandelt. Die Schulen und die Schüler werden über die Ergebnisse informiert, ebenso über die Gründe, falls ein Beschluss nicht umgesetzt werden kann. …mit Kritik? "Alle vorgebrachten Kritikpunkte werden abgearbeitet", verspricht der Pressesprecher des Kreises, Thomas Müller. …mit dem Jugendkreistag? 2009 soll definitiv einer stattfinden, voraussichtlich im Herbst, weil sich der Kreistag nach der Kommunalwahl im Juni erst konstituieren muss.

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