Richtig schön ist nur die Aussicht

Der östlichsten Punkt Triers ist schwer zu erreichen. Dazu müsste man auf der L 145 aus Kenn in Richtung Schweich, rund 70 Meter hinter der Einmündung der Autobahnabfahrt stoppen, über die Leitplanke klettern und durch Grün steil zur Mosel hinab kraxeln. Nötig ist das nicht. Denn die Besonderheit dieses Ortes offenbart sich in seiner Umgebung.

 Vom östlichsten Punkt Triers aus zu sehen: das Wahrzeichen Schweichs, der alte Fährturm. TV-Foto: Anke Emmerling

Vom östlichsten Punkt Triers aus zu sehen: das Wahrzeichen Schweichs, der alte Fährturm. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Dort, wo von Trier aus gesehen die Abfahrt Schweich von der A 602 in die von Kenn kommende L 145 mündet, gibt es eine unbefestigte Parkmöglichkeit. Das macht die Suche nach Eindrücken vom östlichsten Punkt Triers möglich. Es ist ohrenbetäubend laut. Kein Wunder, denn man steht direkt unter der Autobahn, die an diesem Ort kurz vor dem Moseltal-Dreieck auf großen Pfeilern an einem steil aufragenden Berghang vorbeigeführt wird.

Zum Donnern des gefühlt über den Kopf brausenden Verkehrs - 35 000 Autos pro Werktag passieren Schweich allein auf der A 1 beim Dreieck - gesellt sich der am Beton widerhallende Lärm der Fahrzeuge, die auf der Landstraße 145 nach Schweich oder Kenn eilen.

Abgase schwängern die Luft. Autobahn und Landstraße schieben sich an diesem sehr engen Abschnitt des Moselufers übereinander, und trotzdem hat noch ein Radweg Platz gefunden, der weiter nach Longuich-Kirsch führt. Die Natur wurde Befestigungsanlagen und Asphalt geopfert. Das Ganze hat Betonwüstencharme, der jedoch von schönen Blickfängen gemildert wird.

Autobahnpfeiler mit Wasserimpressionen



Ministranten und die Aktionsgruppe Haus auf dem Wehrborn haben im Rahmen der 72-Stunden-Aktion 2009 drei Tage lang die Pinsel geschwungen und die Autobahnpfeiler mit Wasserimpressionen versehen. Inspiriert davon schweift das Auge über die den blauen Himmel spiegelnde Mosel und entdeckt ebenfalls Schönes. Da leuchtet weiß das Wahrzeichen der Stadt Schweich, der Ende des 18. Jahrhunderts unter Kurfürst Wenzeslaus erbaute fünfeckige Fährturm.

Er war per Seil mit einem 1902 abgerissenen Turm am anderen Moselufer verbunden. Fährbetrieb gab es dort, bis 1906 die Moselbrücke gebaut wurde. Heute ist der Turm in den Sommermonaten Restaurant mit mediterranem Flair. Betrieben wird es von Familie Kreusch, die in seiner Nachbarschaft seit 1967 auch Campingplatz, Wassersportzentrum und Bootsvertrieb mit einem dem östlichsten Punkt Triers direkt gegenüberliegenden Yachthafen unterhält. Juniorchef Christoph Kreusch erzählt, dass dorthin Menschen aus der ganzen Welt kommen. So habe ein Kanadier, der mit seinem Schiff über den Atlantik gekommen war, an einem der 180 Liegeplätze des Hafens sein Winterlager aufgeschlagen, und auf dem Campingplatz habe kürzlich ein Koreaner auf seiner Fahrradtour entlang der Mosel Station gemacht. "Die Mosel ist eben eine der wichtigsten Verkehrsadern und Transitwege vom Atlantik bis zum Mittelmeer", sagt Kreusch.

Daran erinnert der östlichste Punkt Triers. Denn dort, wo mit der Kenner Flur die weite Trie rer Talaue endet und steil ansteigende Weinberge das Tor zum nächsten Abschnitt bilden, ist ein Knotenpunkt, an dem die Mobilität pulsiert. Über Brücken, Land- und Wasserstraßen fließt Verkehr wie das Blut in den Adern des Körpers. In der Serie "Endpunkte" stellt der TV den nördlichsten, südlichsten, östlichsten, westlichsten, höchsten und tiefsten Punkt Triers vor.

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