Richtungsweisende Diskussion

TRIER. Die Schöndorfer Straße im Paulin-Viertel, deren Anwohner seit Jahren für eine Einbahnstraßen-Regelung kämpfen, ist zum Politikum geworden. Die SPD im Ortsbeirat Trier-Nord will sich in der heutigen Sitzung für eine solche Lösung einsetzen. Die Grünen werden am Donnerstag im Stadtrat eine Einbahnstraßen-Probezeit von sechs Monaten beantragen.

Blechlawinen rollen durch die Schöndorfer Straße, Abzweig Reichsabtei. Wer dort wohnt, muss mit Lärm, Abgasen und der Zweckentfremdung des Bürgersteigs als Ersatzfahrbahn leben. Im Jahr 2002 schlossen sich 50 Anwohner zu einer Bürgerinitiative zusammen. Ihr Ziel ist die Umwandlung der Schöndorfer Straße in eine Einbahnstraße (der TV berichtete mehrmals).Kernforderung nicht erfüllt

Doch die geforderte Umwandlung der Schöndorfer Straße in eine Einbahnstraße sei derzeit nicht möglich, teilte der Trierer Baudezernent Peter Dietze auf einer Bürgerversammlung am 20. September mit. Diese Lösung würde andere Straßen im Viertel zu sehr belasten. Statt dessen solle eine Änderung der Fahrbahnmarkierung und der Einsatz von Pfosten und versetzten Parkplätzen die gewünschte verkehrstechnische Entschärfung bringen. Die Bürgerinitiative will diese Erklärung allerdings nicht akzeptieren. "Unsere Kernforderung ist eine Reduzierung des Verkehrs", sagt Martina Morawietz im Namen der Bürgerinitiative (BI). "Der Lösungsvorschlag der Stadt reduziert jedoch nichts, sondern sorgt lediglich dafür, dass der vorhandene Verkehr sicherer durch die Straße fahren kann." Die Anwohner der Schöndorfer Straße bleiben deshalb bei ihrer Forderung nach einer Einbahnstraße. "Der Ruf nach einer solchen Lösung ist absolut legitim", sagt die Sprecherin der BI. "Die Vertreter der Stadt haben selbst eingeräumt, dass sich das Verkehrsaufkommen in unserem Abschnitt zwischen 1998 und 2004 stark erhöht hat." Die BI fordert außerdem Informationen über die Pläne zur Gestaltung des Vorplatzes St. Paulin. "Wir befürchten, dass diese Umgestaltung zu einer noch stärkeren Belastung der Thebäer- und der Schöndorfer Straße unter anderem durch Reisebusse führen könnte", betont Martina Morawietz. "Bei einer eventuellen Schließung der Balthasar-Neumann-Straßen, um beispielsweise Busparkplätze zu schaffen, würde sich der Verkehr zusätzlich verstärken." Diese Befürchtung ist offenbar nicht aus der Luft gegriffen. In einer dem TV vorliegenden Stellungnahme des Trierer Straßenverkehrsamts auf eine Anfrage der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen heißt es: "Abschließend ist anzumerken, dass auch die vorgesehene Sperrung der Balthasar-Neumann-Straßen im Zusammenhang mit der städtebaulichen Entwicklung des Paulinvorplatzes für das gesamte Quartier eine paritätische Verkehrsentlastung bringen wird." Ein inoffizieller Test der von der Bürgerinitiative geforderten Lösung läuft zur Zeit, denn die Schöndorfer Straße ist momentan wegen einer Baustelle eine vorübergehende Einbahnstraße. "Der derzeitige Zustand ermöglicht es immer noch, das Quartier zu erreichen", sagt Morawietz. "Es kam zu keinerlei Beschwerden, und der Verkehr fließt gleichmäßig durch das Viertel." Die Bürgerinitiative will eine Einbahnstraße auf Probe - eine Forderung, die von den Grünen im Stadtrat unterstützt wird. Ein entsprechender Antrag steht auf der Tagesordnung der Ratssitzung am Donnerstag. Sechs Monate lang soll diese Lösung getestet werden. "Nach Ablauf der Probezeit sollen in Abstimmung mit den Anwohnern, dem Ortsbeirat Trier-Nord und dem Dezernatsausschuss V die Ergebnisse für das Paulinviertel analysiert und eine einvernehmliche Lösung gefunden werden", so der Antragstext. Der Ortsbeirat Trier-Nord wird sich heute Abend mit dem Thema beschäftigen. Die SPD-Fraktion hat bereits signalisiert, der Einbahnstraßen-Lösung zustimmen zu wollen. Der Ortsbeirat Trier-Nord tagt heute um 20 Uhr im Bürgerhaus. Die Stadtratssitzung beginnt am Donnerstag um 17 Uhr.

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