Riesen machen Kleinen große Sorgen

TRIER. "Einzelhandel in Trier" lautete das Thema des TV -Forums, zu dem über 120 Zuhörer in das Modehaus Marx gekommen waren. Großhändler auf der grünen Wiese, das geplante Paulinus-Einkaufscenter, Leerstände und die Verantwortlichkeiten der Politik waren die Hauptthemen der von den TV -Redakteuren Dieter Lintz und Frank Giarra moderierten Diskussion.

Durchweg gute Bedingungen bescheinigten die Experten der Forums-Runde Trier zunächst: "Wir haben die höchste Einzelhandels-Zentralität der deutschen Mittelstädte", zitierte Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch eine Studie. Das heißt, dass nicht nur Trierer ihr Geld vorrangig in Trier ausgeben, sondern es auch die über 660 000 potenziellen Kunden im Einzugsgebiet in die Moselstadt - und nicht in andere Städte - zum Einkauf zieht. Der gute Branchenmix, das Engagement der City-Initiative, die überschaubare und schöne Fußgängerzone, das gute Miteinander von Warenhäusern und kleinen Geschäften: Bei den Pluspunkten war sich die Runde einig, wozu neben Horsch auch Karin Kaltenkirchen, Inhaberin des Modehauses Marx, Christoph Heinemann von der Wäschegalerie Heinemann, Michael Müller, Chef der blauen Hand und Vorsitzender des Trierer Einzelhandelsverbands, und Hans P. Schlechtriemen, Geschäftsführer der Galeria Kaufhof Simeonstraße und Vorsitzender der City-Initiative gehörten. Aber die Geschäftsleute plagen auch Sorgen: "Mit über drei Quadratmetern Verkaufsfläche pro Einwohner sind wir europaweit Spitze", warnte Heinemann vor zusätzlichen Ansiedlungen in der Stadt. Schlechtriemen befürchtete Ähnliches: "Wenn der großflächige Einzelhandel in der Peripherie wächst, bekommen wir in Trier Probleme." Gegen diesen "Wildwuchs" von Billig-Läden in und Einkaufsriesen vor der Stadt "muss die Bundespolitik eingreifen", forderte Blaue-Hand-Chef Müller. Politische Steuerung befürwortete auch Schlechtriemen: "Es muss rechtliche Möglichkeiten geben, um einer Verödung der Städte vorzubeugen", sagte er. Großflächiger Einzelhandel auf der grünen Wiese mit "nicht-Innenstadt-relevantem" Sortiment - etwa Möbeln, Rasenmähern, Holz - ist rechtlich nicht zu verhindern.Wie groß wird das Paulinus-Center?

Zehn Prozent des Sortiments dürfen dabei aus Haushalts- oder Textilwaren oder anderen in der City erhältlichen Waren bestehen. "Bei einer riesigen Fläche macht das eine Menge aus", klagte Müller. Hilfe naht: "Bei der Neufassung des Raumplanes überlegen wir, neben der Zehn-Prozent-Grenze auch ein absolutes Höchstmaß festzulegen", meldete sich der Leitende Planer der Planungsgemeinschaft Region Trier, Roland Wernig, aus dem Publikum. Außer über die Giganten im Umland - beispielsweise Möbel Martin in Konz - zerbrachen sich die Einzelhändler die Köpfe über die Folgen, die das geplante Einkaufs-Center in der Innenstadt haben könnte. "Bleiben die Planer des Paulinus-Center bei einer Größe von 15 000 Quadratmetern, gibt es Trier einen Schub, denn ein solches Center würde Luxemburger anziehen", sagte Schlechtriemen. "Stimmen allerdings die Gerüchte und es werden 25 000 Quadratmeter, wäre das für Trier tödlich." Ob es überhaupt zu dem Bau kommen wird, stellte Horsch in Frage: "Der Investor hat seine Schlüsselmieter offenbar noch nicht beisammen", gab die Wirtschaftsdezernentin zu bedenken. Aber die Geschäftsleute wissen, dass nicht äußere Faktoren alleine entscheiden: "Jeder von uns muss selbst aktiv werden", sagte Gastgeberin Karin Kaltenkirchen. "An Freundlichkeit und Service darf es nicht mangeln, wenn man auch in 20 Jahren noch bestehen will."

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