Riesengerüst stützt Kaiserthermen

Trier · Es sieht beinahe so aus, als habe Verpackungskünstler Christo seine Hände im Spiel. Doch der Anlass für die großflächige Verhüllung der Kaiserthermen ist kein Kunstprojekt. An dem zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Römerbau nagt der Zahn der Zeit. Jetzt geht es an die Sanierung.

Trier. 1000 Quadratmeter Arbeitsgerüst, 580 Kubikmeter Raumgerüst, 1600 Quadratmeter Gerüstnetze, 180 Quadratmeter großes Wetterschutzdach, zwei Personen- und Materialaufzüge und 250 Meter Schutzzaun. Die Gerüstbau-Ausschreibung der Niederlassung Triers des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) vom vergangenen August hatte es in sich. Jetzt ist der Auftrag an den Kaiserthermen ausgeführt, realisiert von der Spezialgerüstbaufirma BSB (Schmölln/Kaarst).
Spektakuläre Konstruktion


Die spektakuläre Konstruktion an dem Unesco-Weltkulturerbebau ist aus zwei Gründen entstanden: Zum einen, um die Verkehrs- und Standsicherheit zu gewährleisten, zum anderen, um zu untersuchen, wie marode die Überreste der 1700 Jahre alten Kaiserthermen sind.
2013 hatte abbröckelndes Gestein die Mainzer Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), die auch Trierer Römerbauten wie Porta Nigra, Amphitheater und die drei Thermenanlagen verwaltet, in Alarmstimmung versetzt. "Die antike Bausubstanz ist nicht einsturzgefährdet", beruhigt GDKE-Chef Thomas Metz (60), "Aber wir wollen ganz sicher gehen und jedes Risiko vermeiden."
Deshalb werden sich in den kommenden Wochen Fachleute wie Restauratoren, Archäologen und Statiker auf dem Gerüst tummeln. Ihre Mission: Schäden ermitteln und Vorschläge zur Sanierung machen. Auf dieser Basis soll ein Gesamtkonzept entstehen, das nach TV-Informationen Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen (SPD) Ende März in Trier vorstellen will. Der für das Sanierungsprojekt zuständige LBB hatte bereits vorab durchblicken lassen, dass die Gerüstkonstruktion voraussichtlich bis 2017 zum Erscheinungsbild gehören dürfte (TV vom 27. November), die Kaiserthermen aber durchaus noch einige weitere Jahre Baustelle sein können. Für Besucher ist der Thermenbering weiterhin geöffnet, der östliche Teil der Anlage aber nicht zugänglich. Gesperrt bleibt auch der Außenbereich mit dem Fuß- und Radweg an Kaiserstraße und Weimarer Allee.
Neben Sicherung und Sanierung könnten die nun anstehenden Arbeiten noch einen weiteren positiven Effekt haben. Archäologen und Bauforscher erhoffen sich von den anstehenden Untersuchungen Aufschlüsse zur Baugeschichte und Funktion der Kaiserthermen. Die, so hieß es lange, seien zwar als Wellnessanlage für den kaiserlichen Hofstaat konzipiert, aber nie vollendet worden. Nach dem Weggang Konstantins des Großen aus Trier sei das Bauprojekt zum Erliegen gekommen und erst zwei Generationen später unter Kaiser Gratian in stark reduzierter Ausführung vollendet worden und habe möglicherweise als Reiterkaserne gedient. Mittlerweile gibt es Hinweise, dass es keinen jahrzehntelangen Baustopp gegeben hatte und die Kaiserthermen doch eine Badeanlage waren.

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