Rioler Rat mauert beim Zufahrtsweg

Riol · Wer darf die Straße Zur Talstation nutzen? Diese Frage diskutiert der Rioler Rat seit Monaten. Wenn es nach einigen Ratsmitgliedern geht, sollte der Nutzerkreis beschränkt bleiben. Die Gegner der Öffnung behielten auch in der jüngsten Ratssitzung die Oberhand.

 Bald keine Durchfahrt mehr für jedermann? Die Straße Zur Talstation war eigens als Anbindung der Rioler Freizeitanlagen gefördert und angelegt worden. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Bald keine Durchfahrt mehr für jedermann? Die Straße Zur Talstation war eigens als Anbindung der Rioler Freizeitanlagen gefördert und angelegt worden. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Riol. Wer zur Rodelbahn mit Talstation am Freizeitsee will, kann zwei Straßen nutzen: die Verlängerung der L 145, die zum Campingplatz führt. Dort müssen die Besucher ihr Auto abstellen und rund 500 Meter zu Fuß gehen. Die zweite Möglichkeit: Besucher biegen von der Landesstraße aus rechts ab, nehemn die Rioler Seestraße und fahren dann in die vor zwei Jahren neu gebaute Straße Zur Talstation, die direkt an die Bahn führt. Doch bald könnte die Straße Zur Talstation vor allem für Besucher der Sommerrodelbahn und des dortigen Gastronomiebetriebes tabu sein.
Auch Seniorenheim war Thema


Der Grund: Fraktionsübergreifend äußerten in der jüngsten Sitzung einige Ratsmitglieder Bedenken. Sie fürchten, dass eine zu starke Nutzung die Straße stark belasten könnte und die Gemeinde dann die Zeche etwa für die Schäden zahlen müsste. Denn die Verkehrssicherungspflicht liegt bei der Gemeinde. Auch eine Kompromisslösung wurde diskutiert: Nur die Gäste des Talstationhotels sollten die Straße nutzen dürfen - nicht aber die Besucher der Rodelbahn. Außerdem könne man durch Einschränkungen den Verkehr weitestgehend aus dem Ort halten. Die Krux: Die Zufahrt war zweckgebunden mit 200 000 Euro Landesmitteln gefördert worden. Wird die Straße bis Oktober nicht öffentlich gewidmet, wie der formale Akt in der Fachsprache heißt, dann muss die Gemeinde das komplette Fördergeld zurückzahlen.
Statt dem Antrag auf öffentliche Widmung beim vierten Anlauf zuzustimmen, will der Rat nun in Mainz anfragen, welche Einschränkungen auf öffentlichen Straßen gemacht werden dürfen, ohne damit den Landeszuschuss zu gefährden. Die Antwort der Landesregierung dürfte dann zur Entscheidung führen.
Ein weiterer Punkt war das geplante Seniorenheim (der TV berichtete): 24 Anrainer hatten ihre Unterschrift unter einen Bürgereinspruch gesetzt. Sie sprechen sich zwar für den Bau einer modernen Seniorenanlage aus, dies aber nur, wenn ihnen die Aussicht nicht verbaut wird. Ortsbürgermeister Arnold Schmitt kündigte eine Bürgerversammlung an und teilte mit, dass weitere Investoren Interesse an der Errichtung eines Altenheims hätten.
Am Ende stand nochmals das Thema Windkraft auf der Tagesordnung. In einem einstimmigen Beschluss bestätigte der Rat, dass in der Gemeinde Riol der Bau von Windkraftanlagen grundsätzlich erwünscht sei.Meinung

Dann gleich dichtmachen
Absurdistan an der Mittelmosel: Zig Millionen Euro werden in das Freizeitgelände Triolago investiert. Allein aus öffentlichen Kassen fließen rund drei Millionen Euro. Als dann das Projekt fast fertiggestellt ist, will die beteiligte Ortsgemeinde die Hauptzufahrt, sozusagen die Lebensader der Anlage, für die Allgemeinheit dichtmachen. Das edle Stück Gemeindestraße, das von Mainz als Zufahrtsweg mit 200 000 Euro gefördert wurde, muss geschont werden. Potenzielle Besucher der Sommerrodelbahn - eine der Hauptattraktionen - mögen deshalb ihre Autos bitte einen halben Kilometer vorher abstellen und den Rest per pedes - zu Fuß - absolvieren. Analog gilt das wohl auch für die Restaurantgäste. Und was machen ankommende Mieter der neuen Ferienhäuser und Nomadenzelte? Vielleicht hilft bald ein Packeseldienst ab Parkplatz - romantisch und originell. Der Rat an die Triolago Betreiberin Becker Freizeit GmbH: falls sich die Öffnungsgegner durchsetzen, am besten alles gleich dichtmachen - der weitere Betrieb wäre nicht mehr rentabel. Und die Gemeinde Riol sollte in ihrem Haushaltsplan 2013 schon mal 200 000 Euro zur Rückzahlung der Mainzer Förderung bereitstellen. f.knopp@volksfreund.de

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