Riverside: Sushi statt Schwof

"Konversion" abgeschlossen: Die ehemalige Großraum-Disco Riverside beherbergt jetzt nebst Spielothek auch ein Fernost-Speiserestaurant. Ex-Riverside-Chef Bernd Gritzmacher bleibt Besitzer der 1994/95 erbauten Immobilie.

 Bernd Gritzmacher. TV-Foto: Roland Morgen

Bernd Gritzmacher. TV-Foto: Roland Morgen

Trier-Nord. Bernd Gritzmacher wirkt heute deutlich entspannter als vor anderthalb Jahren. Ende Mai 2006 machte er "den Laden dicht", wie er sagt. Nach gut elf Jahren endete die Ära der Großraum-Discothek Riverside. Abrupt, aber nicht überraschend. Mit 2400 Quadrat metern Fläche passte das Unterhaltungszentrum am Verteiler Nord nicht mehr in die Zeit. Steigende Betriebskosten, immer weniger Gäste - da zog Gritzmacher die Notbremse. Wie der "Laden", den er für umgerechnet 5,4 Millionen Euro erbaut und am 14. Februar 1995 eröffnet hatte, zu vermarkten sei, wusste er damals allerdings nicht so recht.Den einzigen ernsthaften Kaufinteressenten mochte der 61-Jährige sein "Lieblingskind" nicht anvertrauen: "Diese Leute wollten einen Sauna-Club eröffnen. Aber die Sex-Branche ist nicht meine Welt. Ich habe einen guten Namen und will nicht, dass der - wenn auch nur indirekt - mit einem Puff in Verbindung gebracht werden kann."Auf der Suche nach Mietern verbuchte der in Trier aufgewachsene Tanzdielen-Betreiber zunächst wenigstens einen Teil-Erfolg. Im November 2006 eröffnete Spielhallenbetreiber "Löwenplay" auf einer Fläche von 950 Quadratmetern eine Spielothek. Inzwischen sind auch die restlichen 1450 Quadratmeter vermietet. Ein chinesisches Familienunternehmen aus Sinsheim (Baden-Württemberg) eröffnete kürzlich das "Restaurant China City", das neben chinesischer auch japanische und mongolische Küche anbietet und laut Gritzmacher "mit fast 500 Plätzen das größte Fernost-Restaurant in Deutschland" ist.Sushi statt Schwof - damit kann Gritzmacher gut leben. Dem Riverside weint er nicht mehr nach: "Die großen Discos haben sich überlebt. Früher waren das d i e Kontaktschuppen, heute lernen sich die Leute über Partnerschaftsportale im Internet kennen."Gefragt: Gritzmacher als Unternehmensberater

Der Disco-Branche, die seit 2000 einen Umsatzverlust von 60 Prozent beklagt, bleibt Gritzmacher dennoch erhalten - als Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Tanzbetriebe sowie als Mitglied des Großen Vorstands des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Die Frage, wie es ihm geht, beantwortete der Wahl-Saarländer und frühere Eintracht-Trier-Präsident vor anderthalb Jahren mit "durchwachsen". Heute kommt ihm ein schnelles "sehr gut!" über die Lippen: "Ich bin gesund, mit der Familie ist alles in Ordnung, und ich vermisse es absolut nicht, nicht mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen." Pläne für die Zukunft? "Ich will mein Haus bestellen und dafür sorgen, dass meine Frau und unsere beiden Kinder in gesunden wirtschaftlichen Verhältnissen leben können. Schließlich werde ich im Januar 62." Vater Max, bekannter Trierer Obst- und Südfrüchte-Händler, wurde nur 63. So ganz aufs Altenteil zurückziehen will und kann sich Bernd Gritzmacher nicht, zumal seine Erfahrung und sein Organisationstalent offenbar sehr gefragt sind: "Ich bin als Unternehmensberater tätig und habe in den letzten vier Monaten 40 000 Kilometer auf deutschen Straßen zurückgelegt."

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