Roboter putzt die Steillagen blank

Mehring · Ein funkgesteuerter Roboter wird an der Mittelmosel zum Mulchen früherer Weinberge eingesetzt. Bearbeitet werden 103 Hektar, die der Bund als Ausgleich für den Bau des Flugplatzes Spangdahlem gekauft hat.

Mehring. Am Anfang vertraute Bernd Klein dem Steillagen-Mechanisierungssystem der Firma Clemens (Wittlich). Er mulchte damit die verbuschten Steillagen an der Mosel, was aber körperlich anstrengend war: "Bei Hitze, Staub und Lärm auf dem Bock zu sitzen, das schlauchte ganz schön", sagt Klein rückblickend. Er ist mit seiner Firma Kleterra Dienstleister für den Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) und beauftragt, 103 Hektar Ausgleichsfläche zwischen Mehring und Schweich zu pflegen. Die Steillagen-Parzellen hat der Bund als ökologischen Ausgleich für die Erweiterung des Flugplatzes Spangdahlem gekauft (siehe Extra).
Lenken wie auf der Playstation


Das meiste Gelände, das Klein sauber halten muss, ist flach. Das geht locker mit Traktor und Mäher. Das Problem sind die 30 Hektar Steillagen. Dafür hatte der 54-jährige Landwirt und Winzer aus Mehring lange kein geeignetes Gerät gefunden. Auch ein Schweizer Hangmäher und eine Geier-Raupe aus Südtirol waren nicht ideal. "Zu anfällig, nicht resistent gegen Staub und Hitze", sagt Klein. Vor dem 15. Juli dürfe aus Rücksicht auf die Bodenbrüter nicht gemulcht werden. Deshalb hätten die Maschinen meist im Hochsommer rangemusst.
Fündig wurde Bernd Klein schließlich im vergangenen Jahr bei einem Aufenthalt in Großbritannien. "Ich war auf der Fahrt von Dover nach London, als ich in der Straßenböschung einen Roboter fahren sah." Klein machte sich im Internet schlau und stieß auf eine niederländische Firma, die den "Robocut" vertreibt. Wenige Wochen später kämpfte sich der funkgesteuerte Mulchroboter versuchsweise durch die Büsche, und Klein war begeistert. Er kaufte sich das 60 000 Euro teure und 48 PS starke Gefährt und hat es bis heute nicht bereut. Gesteuert wird der Mäher über eine umgehängte Konsole - lenken wie auf der Playstation.
Wegen der großen Reichweite von 300 Metern muss der "Fahrer" meist nicht mal in den Steilhang hinein. Die zu fahrenden Schleifen kann er vom oberen Weg aus dirigieren.
Weil das Mähgut nicht weggeräumt wird, baut sich im Laufe der Jahre eine dicke Humusschicht auf. "Das beugt der Erosion vor", sagt Klein. Auch habe das Mulchen den Vorteil, dass Brachen und damit die Verbreitung von Krankheiten auf benachbarte Weinberge vermieden werden. In verbuschten Brachen suche zudem Wild Schutz, das nachts große Schäden anrichten könne (der TV berichtete mehrfach über die Wildschwein-Rotten in den Weinbergen).
Als die Ausgleichsflächen vor mehr als zehn Jahren angekauft wurden, kam das vielen Winzern gelegen. Erstens waren die Wingerte oben an der Baumgrenze nicht die besten, und zweitens war der Fassweinpreis am Boden. Nur rund 450 Euro gab es für das Fuder. Heute bekommt man fast das Dreifache. Klein: "Jetzt fragen Winzer an, ob sie das Land nicht wieder zurückkaufen können." Roboter hin oder her - die beste, weil biologischste Lösung für die Drieschenbewirtschaftung wäre nach Ansicht Kleins die Beweidung mit Rindern, Schafen und Ziegen. Versuche seien jedoch daran gescheitert, dass Tiere ausgebüxt seien. Klein: "Da haben die Winzer rebelliert."Extra

Um die großflächige Versiegelung von Land im Zusammenhang mit der Erweiterung des Militärflugplatzes in Spangdahlem ökologisch auszugleichen, hat der Bund vor zwölf Jahren begonnen, 103 Hektar Weinberge zwischen Mehring und Schweich zu erwerben. Der Bund hat sie dann ins Eigentum der Verbandsgemeinde übertragen. Es handelt sich meist um die obersten Parzellen von Steilhängen. Der Bund steuert über die Bundesforst-Hauptstelle Baumholder die Entbuschung und Neubepflanzung und handelt Verträge mit örtlichen Dienstleistern aus. Ausgleichsflächen in der Größenordnung von rund 150 Hektar müssen auch die Stadtwerke Trier für die Umsetzung des geplanten Pumpspeicherkraftwerks bei Ensch nachweisen. Hier sind unter anderem Brachflächen bei Fell ins Auge gefasst worden. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort