Rock setzt Zeichen gegen Resignation

Trier-Biewer · Mit einem Kübel Eiswasser über dem Kopf haben Prominente in der Ice Bucket Challenge ein Schlaglicht auf die seltene Nervenkrankheit ALS gesetzt. In Trier-Biewer ist das Unbekannte nun für viele Menschen konkreter geworden, denn Wolfgang Leinen hat mit einem Benefizkonzert zugunsten der Neurologie des Trie rer Brüderkrankenhauses ein deutliches Zeichen gesetzt.

 Musikbegeistertes Brüderpaar: Daniel (links) und Gerd Bukowski spielen in der gut gefüllten Sporthalle „Auf der Kipp“ in Trier-Biewer. TV-Foto: Martin Recktenwald

Musikbegeistertes Brüderpaar: Daniel (links) und Gerd Bukowski spielen in der gut gefüllten Sporthalle „Auf der Kipp“ in Trier-Biewer. TV-Foto: Martin Recktenwald

Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Trier-Biewer. Für viele Vereinsaktive aus Biewer und Pluwig sowie die Musiker war es Ehrensache, beim Benefizkonzert in der Sporthalle "Auf der Kipp" mitzumachen. Wolfgang Leinen kennen sie als "Wolli" durch seinen vielfältigen Einsatz, beispielsweise in der Öffentlichkeitsarbeit und bei diversen Filmprojekten. "In diesem Sommer hat man nicht viel von ihm gehört. Und nichts von Wolli hören - das gibt es nicht", brachte Nils Teuber auf den Punkt, was vielen in Biewer in den vergangenen Monaten aufgefallen war.Chronischer Prozess


Grund ist die extrem seltene und daher nur wenig erforschte Krankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), die nach langen Monaten der Ungewissheit auch bei Leinen diagnostiziert wurde (der TV berichtete in der Weihnachtsausgabe). Weltweit erkranken jährlich nur wenige Menschen daran. Es ist ein chronisch fortschreitender Prozess: der stückweise Verlust von immer mehr Körperfunktionen. Betroffen sind Nervenzellen, die Informationen vom Gehirn zu den Muskeln senden. Hände, Arme und Beine bewegen, Sprechen, Schlucken und Atmen werden zunehmend schwieriger. Da keine heilende Therapie bekannt ist, endet die Krankheit nach zumeist drei bis fünf Jahren tödlich.
Wolfgang Leinen und seine Frau Gisela hatten vor einigen Wochen die Idee, mit einem Konzert auf ALS aufmerksam zu machen. Die vier Kinder der Patchwork-Familie griffen sie als Erste auf. Musikverein Lyra Trier, freiwillige Feuerwehr, Heimatpflegeverein und Sportverein TSG aus Biewer sowie die Karl-May-Freunde Pluwig folgten als Nächste dem Ruf. "Die Resonanz war sehr gut. Viele haben mitgemacht", freute sich Wolfgang Leinen, der von einem Podest mit Sessel aus das Geschehen des Abends mitverfolgte.
Die Bands und Musiker haben ebenfalls alle eine direkte Verbindung zu "Wolli". Gert Bukowski arbeitet beispielsweise bei der Selbsthilfeeinrichtung "Club Aktiv" in der Gruppe, die auch Leinens betreut. Das Brüderpaar Gert und Daniel Bukowski läutete mit Gitarre, Keyboard und Percussion das musikalische Programm ein.Songs im Elvis-Presley-Stil


Vom Eingang her tänzelte "Rock' n' Elvis" durch die Reihen im Saal zur Bühne. Mit Haartolle und 50er-Jahre-Klamotten hatte sich Gerd Forster nicht nur optisch dem berühmten Vorbild angepasst, sondern schmetterte auch zahlreiche Songs im unverwechselbaren Elvis-Presley-Stil. Der Nachahmungskünstler aus Saarlouis und Wolfgang Leinen kennen sich noch aus Studienzeiten, in Birkenfeld teilten sie damals eine Wohngemeinschaft.
Zu den Biewerer Lokalmatadoren von "Rooster Rock" gehört Leinens Schwiegersohn Christian Cartarius. Jens Klinkhammer und Schlagzeuger Gregor Zengerling komplettieren den kraftvollen Sound. Mit Charthits von Sido bis Limp Bizkit heizten sie ein. Den Auftritt von Tochter Miriam Cartarius mit der Band "Gooseflesh" erlebte Leinen nicht mehr live mit. Gegen 22.30 Uhr wurde er unter mehrminütigem donnerndem Applaus aus dem Saal verabschiedet.
Hunderte Zuschauer füllten die Sporthalle. Wie hoch der Erlös des Abends für die Neurologie des Brüderkrankenhauses Trier ist, wird später bekanntgegeben.

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