Rockmusik und Reggae gegen rechte Gewalt in Trier - Mehr als 1000 Menschen machen mit

Trier · Für mehr Toleranz und gegen rechtes Gedankengut in der Gesellschaft hat der Verein WeConnect zum Benefizkonzert "Trier rockt gegen Rechts" geladen. Angelockt wurden mehr als 1000 junge Menschen aus Trier und dem Umland.

Trier. In entspannter Atmosphäre sitzen junge Leute im Schneidersitz beisammen, lauschen bei einem kühlen Bier der akustischen Gitarre auf der Open-Air-Bühne oder rocken zum Heavy-Metal-Konzert in der Tufa. Zwanglos reden und tanzen die zahlreichen Besucher, einer bringt sogar seine Hausratte in seiner Jackentasche mit.

Auch bei der Musik ist von Hip-Hop bis Reggae für jeden Geschmack etwas dabei. Dennoch sind es nicht nur die wohligen Potpourri-Klänge, die den Reiz ausmachen. Michael Thielen, Karl-Marx-Imitator und ehemaliger Lehrer und Musiker, mag die Initiative: "Ich möchte ,Rock gegen Rechts' unterstützen."
Wer sich umschaut, sieht Punks, Skateboarder und Otto Normalverbraucher. Eine bunte Mischung aus der Trierer Gesellschaft hat sich an diesem Tag versammelt, um gemeinsam ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Wer sich umschaut, sieht Stofftaschen bedruckt mit "FCK NPD" und "Kein Mensch ist illegal", und glaubt fast, den marxistischen Ruf "Trierer, vereinigt euch gegen Rechtsextremismus" zu hören.

Die Ideologie von Karl Marx, dessen Konterfei im Zentrum des Werbebanners der Veranstaltung zu sehen ist, wird durch den Kampf gegen Ressentiments und soziale Diskrepanzen zum Leben erweckt. Schließlich haben sich in der Tufa verschiedene Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten versammelt, die in diesen Stunden alle gleich sind.

Anlass sei es, "Flagge zu zeigen gegen Rechts", sagt Wolfram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Trier, etwa wenn Flüchtlingsheime angezündet würden und ein deutlicher Rechtsruck in den Wahlergebnissen zu beobachten sei. Während des Rockkonzertes, das am Nachmittag eröffnet wird und bis zwei Uhr nachts dauert, werden Spenden in Höhe von 1500 Euro für wohltätige Zwecke gesammelt. Wolfram Leibe, Schirmherr der Veranstaltung, steuert aus eigener Tasche 1000 Euro bei. Zum einen wird für einen offenen Musikraum im Jugendzentrum Exzellenzhaus für Flüchtlinge und Jugendliche sowie für Essenspakete und Ausbildungsmaterial für Bedürftige in Jamaika gespendet. Zum anderen soll Flüchtlingen ein fairer Prozess durch Anwälte vor dem Verwaltungsgericht ermöglicht werden, in dem sie gegen ihre Abschiebung Protest einlegen können. Ob es nach diesem Überraschungserfolg erneut ein "Trier rockt gegen Rechts" geben wird? Vanessa aus Trier ist sich sicher: "Ich will auf jeden Fall wiederkommen und bin positiv überrascht." Der Veranstalter des Benefizkonzerts, Oliver Lonien, spielt mit dem Gedanken an ein weiteres Event, das "schon jetzt im Gespräch ist".

Doch auch die Bands, die ohne Gage spielen, betonen am Ende ihrer Show noch einmal ihr Anliegen, ein Zeichen gegen Rechstextremismus zu setzen. Die Musiker der Band Janitz-Music haben der Flüchtlingsproblematik mit ihrem Song "Worauf wir warten" sogar einen eigenen Beitrag gewidmet und singen mit einem lachenden Auge: "Ich schmeiß' den Föhn in die Ecke und schwimm' mit dem Strom." Mit dem Konzert haben die Trierer Widerstand gegen das Mitschwimmen geleistet.Extra

 Rocken gegen rechts: Likkle Danny und die Band Janitz-Music mit Leadsänger Jan. TV-Fotos (2): Lisanne Dornoff

Rocken gegen rechts: Likkle Danny und die Band Janitz-Music mit Leadsänger Jan. TV-Fotos (2): Lisanne Dornoff

Foto: (h_st )

Die Bands: Ganjamba, Akademic & Crisis, SteilFlug, Ben Beat, Hekaton, Partisan S., Love a Confused Head, Jo and I, Hiob Son, Foodcoma, Herr Berlin, Vandermeer, Likkle Danny, My own ghost, The filthy broke billionairs, Rockfelly, blood, 7 sins, Fred Barreto Group und Janitz-Music. lisi

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