Römer-Offensive startet mit Verspätung

Trier · Rheinland-Pfalz will sein römisches Erbe in Trier besser vermarkten und mehr Besucherservice bieten. In der Porta Nigra und in den Kaiserthermen kommt die Antiken-Offensive mit Verspätung endlich ins Rollen.

Trier. Trier - Zentrum der Antike. Was in der Römerzeit unbestritten war, lässt sich 1700 Jahre später nicht so einfach wiederbeleben. Jedenfalls ist die rheinland-pfälzische Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) in ihrem Ansinnen, Trier als das einstige Nonplusultra nördlich der Alpen neu zu präsentieren, offenkundig noch nicht so weit gekommen wie geplant. Der neue Eingangsbereich der Porta Nigra, dessen Eröffnung zu Jahresbeginn für den 25. Mai angekündigt wurde, ist weiterhin verschlossen und Baustelle. Ins einstige römische Stadttor gelangen Besucher immer noch durch einen kleinen Nebeneingang; die Tickets erhalten sie an einem provisorischen Kassenwagen. Duplizität der Nicht-Ereignisse: Auch in den Kaiserthermen, wie die Porta seit 1986 Unesco-Weltkulturerbestätte, ist "Hängen im Schacht" angesagt. Der neue Infobereich im Eingangsgebäude ist zwar frisch installiert, das angekündigte Startdatum "Ende Mai" aber ebenfalls längst verstrichen.Großer Abstimmungsbedarf


Auf TV-Anfrage räumt GDKE-Chef Thomas Metz ein, "dass uns das sehr unangenehm ist", Ankündigungen nicht pünktlich Taten folgen zu lassen. Doch man habe das Problempotenzial unterschätzt. Der 59-Jährige spricht von Verzögerungen, die der Technik-Einbau in beiden Römergemäuern mit sich gebracht habe. Hinzu dürfte aber auch Zeitverlust aufgrund des großen Abstimmungsbedarfs gekommen sein. Porta und Kaiserthermen gehören dem Land Rheinland-Pfalz. Für Vermarktung und die Profilierung Triers als Antikenzentrum sind die GDKE und das Rheinische Landesmuseum zuständig, sämtliche Baumaßnahmen aber sind Sache des Finanzministeriums und des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB).
Verständlich, dass auch die angeheuerten Firmen mitzureden haben: Für die Neugestaltungs-Optik zeichnet das Stuttgarter Architekturbüro Space4 verantwortlich, für die Informationsmedien die Firma Dießenbacher aus Wesel.
Nach zwei Monaten Verspätung ist nun endlich Land in Sicht. Infostelen stehen bereits, in den nächsten Tagen werden im obersten Geschoss des Porta-Nigra-Westturms ein sechs Quadratmeter großes Stadtmodell und Sitzmöbel installiert. "Ab August" (Metz) würden die Besucher zusätzlich via Mediaguide über die wechselhafte Geschichte des mehr als 1800 Jahre alten Stadttors, das vom 11. bis zum frühen 19. Jahrhundert als Kirche diente, informiert. Etwa zeitgleich soll der barrierefrei zugängliche Kassenbereich im Erdgeschoss des Westturms in Betrieb gehen.Kosten: 850 000 Euro


Die Kaiserthermen haben zwecks Informationsvermittlung einen Filmraum im Entreegebäude erhalten. Dort können sich bis zu 40 Besucher eine achtminütige Computeranimation über die älteste Stadt Deutschlands anschauen. Mediaguides werde es ebenfalls geben, außerdem Sessel und Bänke im Freien. Kosten der Info- und Imageoffensive in Porta und Kaiserthermen: rund 850 000 Euro, je zur Hälfte getragen vom Land und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (ERFE). Auf einen offiziellen Starttermin, wie er für den 25. Mai vorgesehen war, will die GDKE nun verzichten.
Nicht verzichten hingegen will sie darauf, die seit 2003 auf unbestimmte Zeit für Publikum unzugänglichen Barbarathermen, ebenfalls Unesco-Welterbe, wieder in den Fokus zu rücken. Metz kündigt für 2015 eine "provisorische Form" der Präsentation ein, nennt aber keine Details. Denkbar: ein Beobachtungssteg über dem Thermenareal. Das hätte neben vergleichsweise geringen Kosten den Reiz, dass Besucher sich die Überreste des römischen Wellnesszentrums anschauen können, ohne der sicherungsbedürftigen Bausubstanz zu nahe zu kommen. Metz will sich dazu nicht äußern, widerspricht aber auch nicht.

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