Römische Prachtbauten und pittoreske Ruinen

Trier · Lambert Dahm ist ein Trierer Urgestein mit einem Stammbaum bis ins 16. Jahrhundert. Für die Römerzeit und das Mittelalter seiner Heimatstadt brennt er. Und so ließ der ehemalige wissenschaftliche Zeichner am Landesmuseum diese Jahrhunderte wiederaufleben, detailgetreu und lebendig. Erschienen sind seine Illustrationen in zwei Bildbänden, die jetzt neu aufgelegt wurden.

 Lambert Dahm vor dem Modell der römischen Stadt Trier an der Porta Nigra. Rechts oben: der Lenus Mars Tempelbezirk am Fuße des Markusberges, der etwa um 100 nach Christus entstanden ist. Bild unten: die Weberbach um 1600. TV-Foto: Verona Kerl, Illustrationen (2): Aus den Bildbänden „Trier – Die Stadt der Römer“ und „Trier – Die Stadt im Mittelalter“

Lambert Dahm vor dem Modell der römischen Stadt Trier an der Porta Nigra. Rechts oben: der Lenus Mars Tempelbezirk am Fuße des Markusberges, der etwa um 100 nach Christus entstanden ist. Bild unten: die Weberbach um 1600. TV-Foto: Verona Kerl, Illustrationen (2): Aus den Bildbänden „Trier – Die Stadt der Römer“ und „Trier – Die Stadt im Mittelalter“

Foto: (h_st )

Trier. Wer wissen will, wie die Römer oder die Menschen im Mittelalter lebten, muss tief in ihre Geschichte eintauchen. Kein Detail darf ihm entgehen, keine wichtige Quelle unentdeckt bleiben. Wo Informationen fehlen, müssen Kreativität und Erfahrung die Lücken füllen. Keine leichte Aufgabe. Und ein echtes Mammutpuzzle. Doch das war Lambert Dahm egal. Der heute 88-Jährige ärgerte sich: "Es hat mich immer gestört, dass es keine Literatur gab wie die römischen Bauten in Trier ausgesehen haben. Ich wollte, dass man von dem römischen Trier und vom Leben der Bevölkerung einen Eindruck bekommt. Niemand kann sich ja vorstellen, wie es tatsächlich ausgesehen hat."
Lambert Dahm wollte das ändern. Nach 40 Jahren als wissenschaftlicher Zeichner am Landesmuseum in Trier - wo es zu seinen Aufgaben gehörte, Artefakte zu rekonstruieren und dokumentieren - hatte er genügend Erfahrung und Wissen gesammelt, um sein ehrgeiziges Projekt anzugehen. "In unserem Beruf muss man genau informiert sein, antike Situationen studieren, die Literatur kennen, und sich genau überlegen, was man sich ansieht." Um seine Quellenstudien zu intensivieren, reiste er dreimal nach Rom. Und während die Bilder vom römischen Trier in seinem Kopf Gestalt annahmen, machte er sich an die Vorarbeiten. Er suchte Parallelbeispiele, studierte Grundrisse, zeichnete Aufrisse von Gebäuden, fertigte perspektivische Konstruktionen an und tupfte Farbe in seine Bilder. Denn römische Bauten strotzten nur so von rot und ocker, aufwendigen Ornamenten, bunten Mustern und Mosaiken.
"Jede Zeit hat ihre eigene Farbgebung", erklärt er. "Wenn man Farbpartikel an einem Bauwerk findet, kann man wiederum auf Parallelen zurückgreifen."
Zeichner am Landesmuseum

Römische Prachtbauten und pittoreske Ruinen
Foto: (h_st )
Römische Prachtbauten und pittoreske Ruinen
Foto: (h_st )


Später wurden unter Dahms Leitung die Stirnwand der Gangolfkirche restauriert und seine Expertise beim Farbentwurf des kurfürstlichen Palais und der Steipe eingeholt.
Dabei sah es eine Zeitlang so aus, als ob der junge Lambert seine Kunststudien nicht würde abschließen können. Das Ausnahmetalent begann zwar bereits mit 14 Jahren per Sondergenehmigung an der Hochschule Trier mit dem Studium der Malerei, Grafik und des Mosaiks. Doch mit 17 wurde er 1944 eingezogen. Er hatte Glück. Bereits im Spätherbst 1945 kam er unversehrt zurück nach Trier und nahm 1946 seine Studien wieder auf. Am 1. Dezember 1947 fing er an, im Landesmuseum Trier als wissenschaftlicher Zeichner zu arbeiten. Dort ist er hängen geblieben. 1991 erschien der erste Band seiner Zeichnungen: Stadt und Leben in römischer Zeit. Dafür erhielt er 1993 den Dr.-Erich-Pies-Preis des Vereins Trierisch. Seine Liebe indes zu antiken Bauten lebt fort. "Die damaligen Architekten haben großartige Bauwerke geschaffen", schwärmt Dahm. Und die hat der Perfektionist makellos in Szene gesetzt. Wer die beiden Bildbände durchblättert, die komplett überarbeitet und neu aufgelegt wurden, wird fasziniert sein von den Monumenten, Häusern und Straßenszenen, die schon lange Vergangenheit sind.

Trier - Die Stadt der Römer, 96. S.; Trier - Die Stadt im Mittelalter, 104 S.; Verlag für Geschichte und Kultur, je 19,90 Euro, Begleittexte in deutscher und englischer Sprache. Erhältlich in Buchhandlungen, Museum Simeonstift und E-Mail: fleck-trier@online.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort