Römisches Reihengrab: Archäologen finden mehr als 60 Skelette aus dem vierten Jahrhundert in Trier-Nord

Trier · An gleich zwei Stellen gräbt das Rheinische Landesmuseum derzeit auf dem Areal des Nordfriedhofs des römischen Trier. Während an der Paulinstraße spektakuläre Funde bislang ausblieben, stießen die Archäologen an der Alkuinstraße auf reihenweise Gräber aus dem vierten Jahrhundert, einige davon mit mehreren Skeletten.

 Aus der Drohnenperspektive: Die bei archäologischen Untersuchungen auf einem Baugrundstück an der Alkuinstraße entdeckten römischen Gräber aus dem vierten Jahrhundert. Das Foto wurde mit Hilfe eines Quadrocopters aufgenommen. Foto: Oliver Haffner, Büro Doku Plus (Stadtbredimus/Luxemburg)

Aus der Drohnenperspektive: Die bei archäologischen Untersuchungen auf einem Baugrundstück an der Alkuinstraße entdeckten römischen Gräber aus dem vierten Jahrhundert. Das Foto wurde mit Hilfe eines Quadrocopters aufgenommen. Foto: Oliver Haffner, Büro Doku Plus (Stadtbredimus/Luxemburg)

Foto: Oliver Haffner, Büro Doku Plus (Stadtbredimus/Luxemburg)
Römisches Reihengrab: Archäologen finden mehr als 60 Skelette aus dem vierten Jahrhundert in Trier-Nord
Foto: Roland Morgen
Römisches Reihengrab: Archäologen finden mehr als 60 Skelette aus dem vierten Jahrhundert in Trier-Nord
Foto: Roland Morgen
Römisches Reihengrab: Archäologen finden mehr als 60 Skelette aus dem vierten Jahrhundert in Trier-Nord
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Römisches Reihengrab: Archäologen finden mehr als 60 Skelette aus dem vierten Jahrhundert in Trier-Nord
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Römisches Reihengrab: Archäologen finden mehr als 60 Skelette aus dem vierten Jahrhundert in Trier-Nord
Foto: Roland Morgen
Römisches Reihengrab: Archäologen finden mehr als 60 Skelette aus dem vierten Jahrhundert in Trier-Nord
Foto: Roland Morgen

Es muss herzzerreißend gewesen sein. Wer von beiden weshalb und zuerst starb, ist unklar, doch die Frau und ihr Kind, das nur etwa vier Jahre alt wurde, blieben auch im Tod vereint - gemeinsam beigesetzt. Und im Grab blieben sie nicht lange allein. Wohl einige Jahre später gab es eine weitere Beisetzung. Der Witwer und Kindsvater? Dafür würde Stadtarchäologe Joachim Hupe (50) "keine Hand ins Feuer legen. Wir wissen bisher nur, dass die Grabgrube nachträglich verbreitert wurde. Das lässt sich an der Ausbuchtung im Boden klar erkennen."

Über diesen Boden auf dem westlichen Teil des ehemaligen Mallmann-Grundstücks (siehe Extra) an der Alkuinsraße ist viel Gras gewachsen. Beigesetzt worden ist das Trio im vierten Jahrhundert am Rand von Triers nördlichem Gräberfeld. Doch diese Randlage war dicht belegt. Auf der 200 Quadratmeter großen Fläche hat das Archäologenteam des Rheinischen Landesmuseums mehr als 50 Gräber freigelegt, die so gar nicht ins "pompöse Römerbestattung"-Schema passen. Sarkophage? Fehlanzeige. Beigaben? Keine. Münzfunde? Kaum der Rede wert, da nur "Kleingeld" aus der Zeit zwischen 340 und 380.

Dennoch sind Joachim Hupe und seine Grabungsleitungs-Kollegin Hanne Comann (38) "sehr zufrieden" mit dem bisherigen Ertrag ihrer Mitte Februar aufgenommenen Arbeit. Denn zur Quantität gesellt sich Qualität. Im kalkhaltigen Boden haben sich die meisten Skelette gut erhalten und geben Zeugnis vom Leben und Sterben weniger privilegierter Menschen in der Kaiserstadt. Wer da drei Meter unter heutigem Alkuinstraßen-Niveau seine letzte Ruhe fand, hatte kein einfaches Leben gehabt. Hupe: "Vielfach weisen die Knochen Abnutzungserscheinungen auf, die von harter körperlicher Arbeit kommen." Diese Menschen wurden offenbar auch nicht sehr alt; zudem finden sich in den Gräbern auch viele Kinderskelette. Beigesetzt wurden die Toten in Tücher gehüllt oder in einfachen Holzsärgen, von denen nur die Nägel überdauert haben.

Auch wenn es sich um eine "Arme-Leute-Ecke" der großen römischen Nordnekropole Triers handelt, darf man von einem funktionierenden Friedhofsmanagement und einer verlässlichen Kennzeichnung der Gräber ausgehen, die Nachbestattungen von Angehörigen ermöglichte. Die Beisetzungen erfolgten auf einer Ebene systematisch in Reih und Glied und Blickrichtung Sonnenaufgang (Petrisberg). Zwischen den Grablegen gab es Wege. Eine Bestattung fällt komplett aus dem Rahmen: "In einem Grab lagen Skelette von mindestens sechs Menschen, wohl alles Erwachsene und mit Blick nach Süden", berichtet Hanne Comann.

Bemerkenswert: In der zweiten, ebenfalls 200 Quadratmeter große Grube an der Thebäerstraße sind die Archäologen nur minimal fündig geworden: Dort ist der Boden durch neuzeitliche Bauaktivitäten massiv gestört.

An Ort und Stelle erhalten wird nichts. Die Skelette werden geborgen und zunächst im Museums-Magazin gelagert. Hupe hofft darauf, dass sich Forschungseinrichtungen zwecks anthropologischer Untersuchungen finden. Dann könnten die Toten noch mehr von ihrem Leben und Sterben erzählen.

Extra Früher Mallmann, bald Thebäerhof
Wenn Mitte Mai die Archäologen ihre Arbeit beendet haben, rücken Bauarbeiter an. Auf dem Grundstück zwischen Thebäer- und Alkuinstraße, auf dem mehr als 100 Jahre lang die Umzugsfirma Mallmann angesiedelt war, entsteht die Wohnanlage Thebäerhof: zwei Gebäude mit 24 Eigentumswohnungen und einer Gesamt-Wohnfläche von 2600 Quadratmetern. Geplante Fertigstellung: Ende 2017. Laut Ralf Kohlhaas (51), geschäftsführender Gesellschafter der Firma K1-Bauprojekt (Nonnweiler-Otzenhausen), sind bereits 20 Wohnungen verkauft; die Investitionssumme beziffert er auf 6,5 Millionen Euro. rm.

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