Römisches Schiff ahoi!
Trier · Der Schulleiter der Berufsbildenden Schule Wittlich hat dem Präsidenten der Universität Trier im Jachthafen Monaise einen von Berufsschülern rekonstruierten römischen Frachtkahn übergeben. Der Fachbereich Alte Geschichte wird das Handelsschiff fachübergreifend mit dem Fachbereich Maschinenbau der Hochschule Trier zu Forschungszwecken einsetzen.
Trier. Die Kooperation sei ein gutes Beispiel für den Praxisbezug in einem "trockenen Fach", sagt Universitätspräsident Professor Dr. Michael Jäckel in seiner Taufansprache der Secundinia - ein Binnenhandelsschiff, das Schüler der Berufsbildenden Schule (BBS) Wittlich rekonstruiert haben. Praktisches und theoretisches Wissen seien hier zusammengeflossen. Bis das zehn Meter lange und 1,70 Meter breite Flussschiff jedoch in Trier einen Liegeplatz bekam, vergingen zehn Jahre.
Gefunden wurde es in den 1980ern im Lac de Neuchatel als "bester Schiffsfund dieser Art", wie Professor Dr. Christoph Schäfer, Lehrstuhlinhaber im Fachbereich Alte Geschichte und führender Experte für Antike Seefahrt, begeistert erzählt. Die Pläne für die Rekonstruktion wurden daraufhin im Museum für antike Schifffahrt in Mainz erstellt und der BBS Wittlich zur Verfügung gestellt.
20 Schüler der Bootsbau-AG nahmen gemeinsam mit 15 spanischen Schülern im Rahmen eines Austauschprojektes engagiert die Arbeit an dem Schiff auf. "Unsere Schüler wollen auch mit den Händen arbeiten. Sie fanden das Projekt spannend und interessant", sagt Frank Willgerodt, einer von drei betreuenden Lehrern.
Schüler sammeln Holz selbst
"Wir haben das Holz selbst im Wald gesucht, getrocknet und dann verbaut. Die Schüler setzten ihre Freizeit hierfür ein", ergänzt sein Kollege Bernhard Erschens. Da der römische Prahm - so die korrekte Bezeichnung für das beeindruckende Binnenhandelsschiff - ins Wasser gehört, kam es vor drei Jahren zur Kooperation mit der Universität, die ihn für wissenschaftliche Studien nutzen wird. In einem Pilotversuch hat eine Projektgruppe von etwa 14 Studierenden bereits erste Tests auf dem Oberwasser der Staustufe Trier durchgeführt. Sie haben beispielsweise geprüft, wie effizient die einzelnen Arten der Fortbewegung - Staken, Segeln, Treideln und Rudern - sind.
Professor Dr. Karl Hofmann-von Kap-herr vom Fachbereich Maschinenbau der Trierer Hochschule freut sich, seinem Kollegen Schäfer die dokumentierten Ergebnisse überreichen zu können. Die Tests mit modernen Messgeräten werden im nächsten Jahr fortgesetzt. "Die Daten hochgerechnet und kombiniert mit schriftlichen Überlieferungen, ergeben eine verlässliche Quantifizierung der römischen Wirtschaft", erklärt er.
Alle Beteiligten freuen sich darauf, das erfolgreiche Projekt, das Schülern einen Einblick in die Wissenschaft gewährt und Studenten ihr Wissen um praktische Erfahrungen ergänzen lässt, im Rahmen der Wissenschaftsallianz Trier fortzusetzen. mabi