Rote Züge unter der Lupe

KÜRENZ. Sicherheit und Sauberkeit - bei der Bahn bürgen dafür die Mitarbeiter des Werks der DB Regio AG Südwest in Kürenz. In den riesigen Hallen werden Nahverkehrszüge gewartet und auf Hochglanz gebracht.

Ein feiner Zug, nur etwas abgehoben: Mehr als 60 Meter misst das rote Schienenfahrzeug, dem die Techniker von unten zu Leibe rücken. Die Männer in Blau kontrollieren die Laufwerke des aufgebockten Elektrotriebzugs. Check für die Sicherheit: Alle 5000 Kilometer müssen Fahrzeuge dieses Typs zur Wartung und Instandsetzung ins Trierer Werk der "DB Regio AG-Region Südwest", einer Gesellschaft des Bahn-Konzerns. Wer mit der Bahn Richtung Koblenz fährt, passiert nichts ahnend die großen Hallen am Rande von Kürenz. Nahezu der gesamte Fuhrpark für den Nahverkehr in der Bahn-Region Südwest wird dort gewartet. Ob Elektrotriebzüge, E-Loks oder Reisezugwagen - exakt 341 Schienenfahrzeuge, die auf den Regionalbahn- und Regionalexpresslinien im gesamten Rheinland-Pfalz und Saarland sowie bis in die benachbarten Bundesländer hinein fahren, kommen in Trier auf den Prüfstand, berichtet Werksleiter Volker Schorr. Und schon bald sollen weitere 13 E-Loks hinzukommen. "Sicherheit ist für uns das wichtigste Gebot", sagt Schorr. Das gelte seit der Katastrophe in Eschede in noch stärkerem Maße, ergänzt Bruno Cordel, Leiter der Auftragsabrechnung im Werk Trier. So gilt seither bei der Bahn das "Vier-Augen-Prinzip": Jeder Arbeitsvorgang wird nacheinander von zwei Kollegen ausgeführt. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Wartungsarbeiter ein technisches Problem übersehen, gilt als extrem gering. Sollte dennoch ein Zug aus technischen Gründen verunglücken, lässt sich künftig bis zu zehn Jahre nachvollziehen, wer konkret für den Fehler verantwortlich gewesen ist. Das soll die "gerichtsfeste Dokumentation der Instandhaltungsarbeit" gewährleisten. Laut Cordel sei so noch nach Jahren feststellbar, wer wann welchen Arbeitsgriff gemacht hat. Doch im Werk Trier werden die Züge nicht nur technisch gewartet, sondern auch auf Hochglanz gebracht. Was nicht immer leicht ist bei Waggons, die mitunter nahezu vollständig mit Graffiti überzogen sind. Ein immer größeres Problem bereiten auch mutwillig zerkratzte Fahrzeuge. Sicherheit und Sauberkeit zum Trotz - eine Lok kann auch mal liegen bleiben. Was dann zu tun ist, wird ebenfalls in Trier entschieden. So werden von dort aus Ersatzloks und -Triebwagen ebenso auf die Reise geschickt wie Zugführer, die Bereitschaftsdienst haben. Von Trier aus werden insgesamt 169 Lokführer eingesetzt, außerdem Zugbegleiter und Auszubildende verschiedener Berufe. Insgesamt beschäftigt die DB Regio AG Südwest am "Standort Trier" 404 Mitarbeiter, tatsächlich vor Ort arbeiten jedoch "nur" rund 180 Menschen. Die meisten von ihnen - derzeit genau 123 - arbeiten in der Instandhaltung, erläutert Marcel Schanen vom Betriebrat "DB Regio Südwest Nord". Im Gegensatz zu anderen sei der Trierer Standort in den vergangenen Jahren aufgewertet worden, lobt er den Konzern. Das zeigt sich auch an der Modernisierung und Erweiterung des Werks: So wurden in den vergangenen Jahren vier von insgesamt sechs Ausbaustufen realisiert. Darunter eine neue Hebe-Hoch-Straße für bis zu 70 Meter lange Züge und ein zusätzliches 180-Meter-Gleis. Bislang 6,5 Millionen Euro flossen dadurch in das Werk, das größter Arbeitgeber im Stadtteil ist.

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