Roter Faden für die Altstadt

TRIER. Historischer Moment im Trierer Stadtrat: Gestern Abend brachten alle Fraktionen gemeinsam den Antrag ein, eine Anhörung zur Einführung einer Gestaltungssatzung für die Trierer Altstadt in die Wege zu leiten.

Gemeinsame Beschlüsse im Stadtrat sind keine Seltenheit, aber dass die häufig untereinander zerstrittenen Fraktionen einen Antrag schon gemeinsam einbringen, ist ein rarer Vorgang. Selbst langgediente Ratsmitglieder konnten sich an keinen Präzedenzfall erinnern. Die ungewöhnliche Aktion macht den Ernst des Anliegens deutlich: Man wolle, so heißt es im gemeinsamen Beschluss, "Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig die Erhaltung des Trierer Stadtbildes ist". Künftig müsse "bei Baumaßnahmen jeglicher Art den bereits vorhandenen baulichen Strukturen Respekt gezollt werden". Genau das haben viele Bürger und Kommunalpolitiker bei manchen Entscheidungen der letzten Jahre und Jahrzehnte vermisst. Es gebe zunehmend Bedarf, "in gewisser Weise auf die Gestaltung Einfluss zu nehmen", sagt CDU-Sprecher Gilbert Felten. In anderen Städten hat man zu diesem Zweck Gestaltungssatzungen erlassen, die sehr detailliert regeln, was erlaubt ist und was nicht. Auf diese Weise konnten Verschandelungen und Bausünden wirksam gebremst werden, glaubt der Trierer Architekt Dominik Heinrich, der das Thema über die Grünen immer wieder in die Diskussion gebracht hat. So kann Grünen-Sprecherin Uschi Britz auf dem Weg Richtung Gestaltungssatzung einen Teilerfolg buchen. Die geplante Anhörung werde helfen, "von den Erfahrungen anderer Städte zu lernen". Handeln sei dringend geboten. "Es muss noch mehr getan werden"

Die SPD unterstützte die Grünen-Initiative von Anfang an. Es könne nicht sein, dass die Innenstadt von jedem gestaltet werde, "dem zufälligerweise dort ein Gebäude oder Grundstück gehört", betont die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dorette Klopp. Eine Sondernutzungssatzung, auf die die Verwaltung setze, sei nicht genug: "Wir meinen, es muss noch mehr getan werden." Deutlich skeptischer klingt das bei der UBM. Es "schade nie, so etwas wie eine Gestaltungsatzung zu prüfen", meint UBM-Sprecher Heinrich Kirsch, deshalb habe man sich dem Antrag angeschlossen. Aber klar sei auch, "dass wir grundsätzlich schon genug Satzungen haben". Ob man nach der Anhörung dem Erlass einer Satzung zustimmen werde, stehe daher auf einem anderen Blatt. Auch die CDU hat noch Vorbehalte. Es dürfe nicht darauf hinauslaufen, "Bauwilligen den Hals zuzuschnüren", hält Gilbert Felten fest. Andererseits müsse dringend "ein roter Faden in die Innenstadt-Baumaßnahmen gebracht werden". Es solle deutlicher erkennbar werden, "dass Trier die älteste Stadt Deutschlands ist". Initiatorin Uschi Britz akzeptiert den Beratungsbedarf bei CDU und UBM. Deshalb habe man bewusst darauf verzichtet, "die Satzung von jetzt auf gleich zu beantragen". Dennoch ist die Richtung für sie klar: Die Anhörung soll den Weg zu einer Gestaltungssatzung frei machen. Und zwar möglichst bald. Schließlich sei es "in Trier in den letzten Jahren recht übel zugegangen".

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