Roth sieht bei der Bahn rot

KORDEL. Kordels Ortsbürgermeister Medard Roth ist überwältigt von der Hilfe, die Bürger und Rettungskräfte nach dem Unwetter vom Donnerstag geleistet haben. Er ist aber auch zornig auf die Bahn. Diese sei dafür verantwortlich, dass sich die Hochwasserschutz-Arbeiten verzögert hätten.

Seit Monaten wartet die Gemeinde Kordel darauf, dass sie einen drei Meter breiten Streifen entlang der Kyll von der Bahn kaufen kann. Dieses Land wird nach Auskunft von Ortsbürgermeister Medard Roth dringend für den Bau des Kylldamms entlang des Bahnkörpers benötigt. Solange die "Entbehrlichkeitsprüfung" der Bahn andauere, gebe es auch keine Baugenehmigung von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. "Das Geld steht beim Kreis bereit, der Damm hätte schon im Frühjahr gebaut sein können", sagt Roth. Mit dem Damm hätte nach seiner Überzeugung noch mehr gegen das Unwetter vom Donnerstag getan werden können. "Das Hochwasser kam zu früh, es ist erst ein Drittel der Schutzmaßnahmen fertiggestellt", sagt Roth. In Anbetracht der Notsituation hat der Ortsbürgermeister am Donnerstag von den RWE den Stromanschluss an eine Hochleistungspumpe legen lassen. Die RWE haben zwar vor wenigen Tagen die Kabel gelegt, berichtet Roth, doch es sei noch kein Zähler angebracht worden. Als die Pumpe dann gelaufen sei, habe sie "in kurzer Zeit mächtig was weggeschafft". In zwei Jahren soll der Hochwasserschutz komplett sein.Versicherung zahlt nicht

Allerdings bekommt man auch dann die Folgen solcher Starkregen-Ereignisse - im Bitburger Land gab es innerhalb weniger Stunden durchschnittlich 130 Liter Niederschlag pro Quadratmeter - nicht gänzlich in den Griff. Diesmal waren die Bewohner der Welschbilliger Straße am heftigsten betroffen. "Sowas habe ich mit meinen 74 Jahren noch nicht erlebt", sagt Marlene Mock. Bei Elisabeth Schmitz stand das Wasser hüfthoch in Keller und Garage. Hinter dem Haus, in dem Michael und Sigrid Mock mit ihren sechs Kindern leben, sieht es aus, als sei eine Bombe eingeschlagen. Eine Terrasse wurde beschädigt, ein Freisitz, eine acht Meter lange Holzbrücke und große Mengen der Uferbefestigung schwemmte der Welschbilliger Bach, der zu einem reißenden Fluss geworden war, einfach davon. Ein Tank mit Flüssiggas kippte um, fünf Elektrogeräte sind kaputt. "Alles Elementarschäden", sagt Sigrid Mock, "die Versicherung zahlt keinen Pfennig".

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