Sprache Berühmter Namensforscher zu Gast beim Trierischen Volksfreund

Trier · Der Namensforscher Professor Jürgen Udolph erklärt in der Reihe „TV Wissen wie“, was in Familiennamen steckt, was ihn mit Krimiautor Sebastian Fitzek verbindet und warum er nicht Herr König heißen möchte.

 Welche Bedeutung hat mein Name? Professor Jürgen Udolph beantwortet diese Frage vielen Lesern bei seinem Vortrag im Forum des Trierischen Volksfreunds.

Welche Bedeutung hat mein Name? Professor Jürgen Udolph beantwortet diese Frage vielen Lesern bei seinem Vortrag im Forum des Trierischen Volksfreunds.

Foto: Friedemann Vetter

Jürgen Udolphs Stimme ist seit zehn Jahren montags bis freitags jeweils für ein paar Minuten im Radio bei SWR1 zu hören. Der emeritierte Professor für Onomastik, also Namenkunde, spürt die Herkunft von Familiennamen auf und erzählt den Zuhörern Tag für Tag, warum sie etwa Himmelheber, Bömmels, Groß oder Zerfaß heißen. Teilweise war der prominente  Forscher, der in Göttingen lebt und in seinem Ruhestand nach wie vor  in Leipzig arbeitet, bei neun Sendern gleichzeitig aktiv.

45 TV-Leserinnen und -Leser haben es mit Hilfe eines Gewinnspiels geschafft, mit dem  prominenten Wissenschaftler live im TV-Medienhaus in Trier auf Spurensuche zu gehen. Nach der Begrüßung durch Thomas Schildtauer vom TV-Verlagsmarketing sagt Udolph zum Publikum: „Wenn Sie wissen wollen, wo Ihr  Name herkommt, dann bleiben sie hier.“

Warum fällt es oft so schwer, zu erahnen, woher der Familienname stammt? „Sprache verändert sich ständig“, erklärt der 75-Jährige. „Wörter sterben im Verlauf der Geschichte.“ Eiland und Ross etwa seien zwei einst lebendige Wörter, die derzeit ausstürben. Und laut Udolph stecken eben zahlreiche bereits verstorbene Wörter in den Namen. Etwa in Küblböck. „Böck ist Bach, Kübl deutet darauf hin, dass es wie aus Kübeln regnet“, erklärte er. Der Name zeige, dass die Person an einem Bach, der viel Wasser führte, gelebt habe.

Die Gäste erfuhren: Familiennamen deuten häufig auf Berufe (Bauer, Schuster, Maurer), die Herkunft eines Menschen (Westphal, Lünne) oder auf Eigenschaften seines Trägers (Groß, Kurz, Schwarzkopf) hin. In manchen Namen verbergen sich ganze Sätze: Störtebeker („stürze, leere den Becher), Shakespeare („schwinge den Speer) oder Hassenpflug („hasse den Pflug“, ein fauler Bauer).

Der Slawist zerlegt nicht nur die Namen. Auch Kartierungen sind ein wichtiges Hilfsmittel, um mehr über Ursprünge zu erfahren. Auf der Leinwand im Forum des Trierer Medienhauses blendet er zig Karten ein, die unter anderem die Verteilung von rund 20 Namen der Gäste zeigen. „Es gibt dazu heute Internetseiten auf der Grundlage von Telefonbucheinträgen. Früher haben wir uns schwarzgebrannte CDs der Telekom aus Polen zunutze gemacht“, berichtet Udolph. Er erklärt, warum Herr und Frau Westphal nicht „wie man vermutet“ in Westfalen anzutreffen sind: „In Westfalen ist es bescheuert, jemanden Westphal zu nennen.“ Wer wegging, habe den Namen der Gegend erhalten, aus der er stammte.

Die Verteilung von Namen zeigt noch mehr: „Namen sind nicht nur Schall und Rauch, sie sind  Zeugen der Geschichte.“ Flucht, Vertreibung  und Umsiedlung spiegelten sich darin.

Um die Namen  aller Gewinner aufzuschlüsseln, reichten die mit Wissen des Namenprofis prallgefüllten 90 Minuten nicht. Der renommierte Forscher gab aber Tipps für die Recherche zu Hause (siehe Info).  Sein „Buch der Namen“, das heute nur noch als Hörbuch erhältlich ist, hatten einige Gäste zum Signieren mitgebracht. Auf der Titelseite prangt ein berühmter Name: Sebastian Fitzek, erfolgreicher Krimiautor. „Dieses Buch  habe ich mit Fitzek gemacht, es war sein erstes“, sagt Udolph.

Auch Thomas Schildtauer weiß nun, dass seine Vorfahren wohl Verteidigungsschilder für Kämpfe hergestellt haben.

Am Rand der Veranstaltung verrät Udolph, dass er gerne Morgenschweiß heißen würde. „Der Name steht für jemanden, der früh aufsteht und arbeitet,  wenn alle anderen noch schlafen.“

Froh ist er, dass er nicht König, wie 30 000 Menschen in Deutschland, heißt: „So wurden diejenigen genannt, die sich arrogant benommen haben, sich für jemand Besseren hielten.“

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