Rucksacksprit verbannt

Jugendliche im Vollrausch, Aggressionen, Scherben und Verletzte: Derart unschöne Begleiterscheinungen vieler Volksfeste sollen die Stimmung in der Verbandsgemeinde (VG) Schweich auch in diesem Jahr nicht trüben. Polizei, Ordnungsamt und Jugendpflege setzen erneut auf eine effektive Prävention.

Schweich. Als "unproblematisches Volksfest" hatte stets der Feller Markt gegolten - bis 2006 einige Gruppen von alkoholisierten Jugendlichen mit Schlägereien und einem Scherbenmeer die Stimmung kippen ließen. Das Kernproblem in Fell waren wie anderenorts die sogenannten "Rucksack-Trinker" - junge Festbesucher, die mit erheblichen und meist hochprozentigen Vorräten zum Festplatz ziehen - oft schon mit der Absicht, sich dort "die Birne vollzuhauen und Randale zu machen".

Die Feller Vorfälle alarmierten die Verantwortlichen, zumal sich auf anderen Volksfesten in der VG, insbesondere beim Fest der römischen Weinstraße, ähnliche Entwicklungen abzeichneten. In Schweich gruppierten sich Ordnungsamt, Jugendpflege, Polizei sowie Schulvertreter um einen "Runden Tisch" und ersannen präventive Maßnahmen.

Erstmals erprobt beim Feller Markt 2007



Eine Art Pilotprojekt wurde der Feller Mark 2007: Eine Bannmeile für Rucksackgetränke rund um den Festplatz, gemeinsame Kontrollen durch Jugendpflege, Polizei und Ordnungsamt sowie ein privater Sicherheitsdienst sorgten für einen ruhigen Verlauf. Mit gleichem Erfolg wurden die Präventivmaßnahmen 2008 in Fell wiederholt - ebenso wirksam erwies sich diese Art der Prävention im vergangenen Jahr beim Fest der römischen Weinstraße in Schweich.

Auch in diesem Jahr soll das Fest vom 8. bis 11. Mai von den inzwischen bewährten Präventionsmitteln begleitet werden. Was geplant ist, um die bekannten Auswüchse zu verhindern, erläuterten gestern Sascha Hammes vom Ordnungsamt, Jugendpfleger Dirk Marmann und Dieter Wiegandt, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Schweich.

Nach dem bewährten Motto "Prävention statt Reaktion" sollen mögliche (Alkohol-)Exzesse junger Festbesucher schon an der Wurzel bekämpft werden. Grundlage ist wieder die "Bannmeile" für Rucksackgetränke auf Basis der Gefahrenabwehrverordnung. Als Tabuzone für junge "Selbstversorger" gelten dann Brücken-, Richt- und Oberstiftstraße, die Schulhöfe und Bushaltestellen. Hinweisschilder sollen die Sperrzonen kennzeichnen. Polizei, Ordnungsamt, Jugendpflege, ein mit Großveranstaltungen erfahrener ziviler Sicherheitsdienst und das Kreisjugendamt werden das Verbot überwachen und wenn nötig durchsetzen.

Nach dem Motto "Stay Gold" (bleib sauber!) ist zudem Aufklärungsarbeit angesagt - dazu zählt auch am Sonntag die große Bühnen-Aktion "Vorbild" mit zahlreichen regionalen Sportstars.

"Wir wollen den jungen Leuten nicht das Trinken verbieten, sondern sie zum Maßhalten anregen", sagt Jugendpfleger Marmann.

Kollege Hammes vom Ordnungsamt ist sicher, erfolgreich zu sein, denn "wir lernen mit jedem Fest und werden immer effektiver."

Meinung

Heft in der Hand behalten

Noch vor wenigen Jahren versuchten viele Festveranstalter, Vorfälle mit stark alkoholisierten und aggressiven Gruppen als "Auswüchse einiger weniger" zu verharmlosen. Dann folgte das übliche offizielle Lob über den "harmonischen Festverlauf". Der Grund für dieses Weggucken war die Sorge um das Ansehen der meist traditionellen Festveranstaltung und nicht zuletzt um den Ruf des gesamten Ortes. Doch für die "normalen" Festbesucher öffnete sich die Schere zwischen offizieller Darstellung und den tatsächlichen Verhältnissen auf den Festmeilen immer weiter. Viele begannen, die Feste zu meiden. Inzwischen hat aber bei den Veranstaltern ein Umdenken eingesetzt: Man lässt sich das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen, sondern handelt, bevor Alkohol und Aggression die (Fest-)Regie übernehmen. f.knopp@volksfreund.de

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