Rückgrat des ländlichen Busverkehrs bricht weg

Staatliche Ausgleichszahlungen machen die Schüler zu den lukrativsten Zwangskunden des öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Mit künftig zurückgehenden Schülerzahlen bröckelt die Basis des ÖPNV im ländlichen Raum. Mit der Zukunft des ÖPNV im ländlichen Raum beschäftigte sich die Tagung der Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) und des Omnibusverbands Südwest in Trier.

Trier. "Wir werden in Zukunft vor einer schwierigen Situation stehen", sagte Referent Lothar Kaufmann, Abteilungsleiter Verkehr und Straßenbau im rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium. Diese Meinung teilten ausnahmslos alle Referenten der Tagung. Der Grund: In den dünn besiedelten Räumen ist laut Kaufmann der Schülerverkehr das Rückgrat des ÖPNV und der Grundstock seiner Finanzierung.

Laut Prognosen werden die Schülerzahlen in den nächsten Jahren sinken, und parallel dazu wird es immer mehr ältere Menschen geben. "Das Rückgrat des ÖPNV gerade im ländlichen Raum bricht weg." Es müsse umgedacht werden, sagte der Mainzer Referent. Ein Ansatzpunkt sei, flexiblere und bedarfsgerechtere Angebotsformen zu schaffen. Dies sei Aufgabe der gesetzlichen kommunalen Aufgabenträger, die über Gestaltung und den Umfang der Angebote entschieden.

Referent Oliver Dümmler vom Institut für Mobilität und Verkehr der Technischen Universität Kaiserlautern sagte: "Neben technischen Neuerungen, der stärkeren Verknüpfung von Tourismus und ÖPNV, ergänzenden Alternativ-Angeboten wie Rufbussen und Sammeltaxen wird vor allem Qualität eine entscheidende Rolle bei der Kundengewinnung spielen." Wer etwa die tägliche Erfahrung mache, dass die Schulbusse tagtäglich voll besetzt sind, trage ein Negativbild in sich und könne nur schwer als Kunde von morgen gewonnen werden. Auch die Nahverkehrspläne, ein Instrument zur Ausgestaltung des ÖPNV, müsse laut Dümmler auf den Prüfstand.

Die qualitativen Unterschiede seien sehr groß, sie müssten auf einheitliche Standards gebracht werden. Wichtig für eine Stabilisierung des ÖPNV auf dem Land sei das Zusammenwirken aller Beteiligten des Systems. "Als Mischverbund, Unternehmer und Aufgabenträger sitzen wir an einem Tisch. Wir sind auf einem guten Weg", meinte Veronika Zänglein, Geschäftsführerin des Verkehrsverbunds Region Trier (VRT).

Sie gehörte neben Günter Schartz, Vorsitzender des Zweckverbands VRT, Lothar Kaufmann und Axel Zickenheiner vom Omnibusverband Südwest zu den Podiumsteilnehmern.

Unternehmer müssten sich zukünftig mehr als Mobilitäts-Dienstleister sehen und sich eventuell auch auf kleinere Fahrzeuge umstellen, meinte Privatunternehmer Zickenheimer. "Das Geld vom Land und Bund wird nicht mehr, wir werden uns unterhalten müssen, was wünschenswert und was machbar ist", sagte Schartz.

Die Referenten waren sich einig: Weniger Geld muss mit guten Ideen ausgeglichen werden. Zahlreiche Beispiele, dass einiges mit relativ geringem finanziellen Einsatz und großem Engagement machbar ist, stellte Edi Reiz von der Kreisverwaltung Cochem-Zell vor. Vom Fahrplan inklusive Wanderkarten bis hin zu Ruf- und Veranstaltungsbussen hat der Kreis Cochem-Zell schon einiges Lohnendes und Zukunftsweisendes auf den Weg gebracht.

"Marketing ist alles", betonte Reiz. Das Land hat eine Pilotstudie ins Leben gerufen. Die zukünftige Entwicklung des ÖPNV im ländlichen Raum wird in den Landkreisen Cochem-Zell und Kaiserslautern untersucht.

"Dort werden wichtige Impulse für ganz Rheinland-Pfalz herausgehen können", sagte Kaufmann.

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