Rückhalt hat nur Bernarding

CDU-Bürgermeister Georg Bernarding will im Herbst wiedergewählt werden - unterstützt von seiner Partei. CDU-Beigeordneter Ulrich Holkenbrink muss bei seiner eigenen Kandidatur dagegen wohl auf den Beistand der Christdemokraten verzichten. Und auch die dritte CDU-Beigeordnete im Stadtvorstand, Simone Kaes-Torchiani (Amtszeit bis 2015), hat kaum noch Unterstützer in den eigenen Reihen.

Trier. Ein großes Geheimnis machte Bürgermeister Georg Bernarding bislang darum, ob er erneut für seinen Beigeordneten-Posten im Stadtvorstand kandidieren will. Auch in den vergangenen beiden Tagen war er in dieser Sache für die Zeitung nicht zu sprechen. Dabei ist die Entscheidung nach TV-Informationen längst gefallen: Bernarding - seit mehr als 25 Jahren bei der Stadtverwaltung - will's noch einmal machen. Und die CDU hat dem bei Volk, Feuerwehr und Sportlern beliebten Dezernenten bereits zugesagt, alles dafür tun zu wollen, dass seine Kandidatur eine möglichst breite Unterstützerschaft im Stadtrat findet.

Egger und Marz bringen sich in Position



Auch die achtjährige Amtszeit Ulrich Holkenbrinks läuft im Februar 2010 aus. Genauso wie Parteikollege Bernarding will sich der Schuldezernent wieder bewerben. Doch seine Chancen stehen schlecht: Nach TV-Informationen hat sich die Stadtratsfraktion in einer internen Besprechung gegen eine Unterstützung seiner Kandidatur ausgesprochen.

Öffentlich äußern will sich zu der Entscheidung, Bernarding zu unterstützen und Holkenbrink fallen zu lassen, zwar niemand. Doch dass die Christdemokraten neben CDU-Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani nicht weiterhin auch auf den beiden übrigen Dezernentenstellen eigene Kandidaten durchsetzen können, liegt auf der Hand. Musste die CDU doch bei den Kommunalwahlen vor knapp zwei Wochen sieben Prozent Stimmverluste hinnehmen. Und auch ihr bisheriger Mehrheitsbeschaffer, die UBM, schrumpfte von acht auf fünf Sitze. SPD, Grüne und FDP legten dagegen deutlich zu.

Die Dezernenten werden vom Stadtrat gewählt, die neuen Mehrheitsverhältnisse machen die Angelegenheit interessant. Zumal die SPD ihren erfolgreichen Kommunal-Wahlkampf mit der klaren Aussage, dass sowohl Bernarding als auch Holkenbrink nicht mehr tragbar wären, geführt hat. Auch die erstarkten Liberalen und Bündnisgrüne stellen Ansprüche: Bei der FDP hat dem Vernehmen nach Thomas Egger Interesse an einem neu zugeschnittenen Wirtschaftsdezernat, bei den Grünen könnte sich Ex-Landtagsabgeordneter Reiner Marz den Job als Kultur- und Sozialdezernent vorstellen.

Was die CDU den anderen Fraktionen anbietet, um neben Baudezernentin Kaes-Torchiani trotz Wahlschlappe einen zweiten CDU-Dezernenten im Stadtvorstand installieren zu können, bleibt spannend. Besonders, weil Bernarding bei den übrigen Fraktionen im Rat nicht gerade beliebt ist. Doch der Köder ist nach TV-Informationen schon ausgelegt: Denn Baudezernentin Kaes-Torchiani genießt in der CDU-Fraktion noch weniger Rückhalt als Kollege Holkenbrink. Würde sie ihren Stuhl vor Ablauf ihrer Amtszeit 2015 räumen, wäre das wichtige und begehrte Baudezernat frei für einen Kandidaten der anderen Fraktionen.

Spätestens Mitte November muss gewählt werden



Viel Zeit, das Dezernenten-Schachspiel zu Ende zu spielen, bleibt nicht. Laut Gemeindeordnung sind für die im Februar auslaufenden Amtszeiten von Holkenbrink und Bernarding bis drei Monate zuvor neue Kandidaten zu wählen. Voraus gehen die schwierigen Sondierungs- und Koalitionsgespräche und mögliche Stellenausschreibungen inklusive Bewerbungsfristen. Spätestens Mitte November muss sich der Stadtrat entschieden haben, wie der Stadtvorstand künftig aussehen soll.

Meinung

Lippenbekenntnisse

Wer nahezu jedem Stadtteil einen unbezahlbaren Kunstrasenplatz verspricht, dem liegt das Volk zu Füßen. Auch wegen dieser Popularität will die CDU wohl an ihrem Sportdezernenten Bernarding unbedingt festhalten. Dass nach den geänderten Machtverhältnissen und wackligen Mehrheiten im Stadtrat möglichst breite Gemeinsamkeiten gefunden werden sollen, erweist sich da schnell als Lippenbekenntnis: Denn noch weniger als mit den anderen Ratsfraktionen versteht sich Bernarding mit Oberbürgermeister Klaus Jensen. Wird Baudezernentin Kaes-Torchiani tatsächlich zum Bauernopfer in diesem Dezernenten-Schach, würde das nicht nur große menschliche Schwächen bei der CDU offenbaren. Auch politisch könnte der Bumerang zurückkommen: Immerhin haben die Christdemokraten Kaes-Torchiani erst vor zwei Jahren mit Hilfe der UBM gegen die Widerstände aller anderen Fraktionen sowie der Wirtschaft durchgesetzt. Sie jetzt nicht mehr halten zu wollen - nachdem sie sich zum Beispiel in Sachen Moselaufstieg und in ihrer Loyalität zum Oberbürgermeister nicht als die offenbar erhoffte Parteisoldatin erwiesen hat - bewiese einen eklatanten Mangel an Weitsicht. Keine gute Basis für die CDU, um die sieben Prozent Stimmenverluste der Kommunalwahl aufarbeiten zu können. c.wolff@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort