Rückkehr aus dem Land der Hamburger

TRIER. Das Abi hatte er gerade in der Tasche und reichlich Fernweh. Nach der Bearbeitung von Bergen an Bewerbungsunterlagen bestieg Martin Monzel im Juni sein Flugzeug nach Amerika. In Washington D.C. verbrachte der Gymnasiast einen 15-wöchigen Au-Pair-Sommer zwischen Kinderspielplatz, Küche und Kulturaustausch.

Martin Monzel hatte wahnsinniges Glück. Nachdem er seine erste amerikanische Gastfamilie abgelehnt hatte, meldete sich genau zwei Tage vor der Ablauffrist eine Alternativfamilie. Anstatt autolos in der Pampa von Virginia leben zu müssen, verschlug es den 19-Jährigen nun mitten in die Großstadt. Von Trier-Quint nach Washington D.C. - das ist schon fast ein Quantensprung. Zudem stand ein Arbeitsalltag auf dem Programm, der einen jungen Mann normalerweise nicht hinter dem Ofen hervorlockt: er kümmerte sich um den dreijährigen Joshua und den fünfjährigen Ethan, während deren Eltern ihrem Beruf nachgehen. Sie waren derart "busy" (beschäftigt), dass selbst das gemeinsame Abendessen in der Familie ausfiel. "Sie stürmten abends kurz in die Küche, schoben sich schnell was rein, oder gingen essen", beschreibt Martin die wenigen Treffen mit seinen Gasteltern. Die Kinder hingegen bekamen regelmäßig Mittagessen. Allerdings mussten Martins Koch-Ambitionen schnell den amerikanischen Gepflogenheiten weichen: "Ich hab anfangs auch mal Gemüse gemacht, aber die haben das in die Mikrowelle geschmissen, so dass ich dann auch keine Lust mehr drauf hatte." Das extra mitgebrachte Kinderkochbuch hatte keine Chance, statt dessen übernahm er den landestypischen Essenfahrplan: "Hot-Dogs, Hamburger und Fisch-Stäbchen, was anderes brauchte ich gar nicht zu machen", lacht er. Trotz der nur 15 Wochen in Amerika nimmt er eine Menge mit Nachhause: Erinnerungen an Sonnenuntergänge in L.A., viele neue Bekanntschaften mit anderen Au-Pairs und die Gewissheit, sich auch in einem fremden Land alleine zurechtfinden zu können. Da dürfte das nun für ihn als BWL- und Anglistik-Erstsemester an der Uni Trier ein Klacks sein. Kontakt zu seiner Gastfamilie hat er noch, ist sich aber recht sicher, dass es "irgendwann bei einem Merry Christmas bleiben wird". Nach Amerika wird er auf jeden Fall zurückkehren ("ein Auslandssemester wäre nicht schlecht"), am liebsten nach Kalifornien. Vielleicht gelingt es dem bekennenden Fernseh-Junkie ("wenn ich nun "Friends" schaue, kann ich sagen, da und da war ich schon") dann, seinen Kindheitstraum, der die Quelle seiner Faszination für Amerika war, zu realisieren: Gemeinsam mit seinem Zwilling Mathias wollte er "unbedingt im vierten Teil von ,Rambo' mitspielen". Auf den Bruder wird er allerdings verzichten müssen, denn dieser hat mit seiner Elektrikerausbildung den bodenständigen Weg gewählt, anstatt wie Martin alleine den Weg in das Land der Hamburger und Hollywoodträume einzuschlagen. Sein Fazit klingt ansteckend: "Ich würde es wirklich jedem empfehlen, so was zu machen, und die Organisation "Cultural Care" hat ihrem Namen wirklich alle Ehre gemacht."

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