Rüstige Rentner

Es ist ein Phänomen, das bei mir immer ausgeprägtere Züge annimmt. Ich solidarisiere mich in letzter Zeit immer häufiger mit Sportlern, die ich früher überhaupt nicht leiden konnte. Nehmen wir beispielsweise Lance Armstrong.

Was habe ich diesen Typen nicht verflucht und ihm doch endlich mal eine Panne oder gar einen Sturz gewünscht, wenn er wieder mal "uns Ulle" am ersten schweren Berg der Tour de France einfach davongefahren ist. Fußball-Torwart Jens Lehmann, der auf mich meistens einen ziemlich arroganten Eindruck gemacht hat, wäre auch so ein Kandidat.

Ich habe aber eine ziemlich simple Erklärung dafür, warum ich bei Lance und Lehmann froh bin, dass sie wieder beziehungsweise immer noch auf hohem Niveau im Profi-Zirkus mitmischen, wobei wir beim Erstgenannten die Frage nach der freundlichen Unterstützung der Pharma-Industrie mal gnädigerweise ausblenden: Sie gehören zu den wenigen Top-Sportlern, die aus meiner Altersklasse - ich bin Jahrgang 1970 - noch übrig geblieben sind. Und bei all den jungen Hüpfern, die inzwischen die Sportwelt dominieren, erfüllt mich jeder "rüstige Rentner" mit Genugtuung, der beweist: Auch im biblischen Sportleralter, mit Ende 30, kann man durchaus noch konkurrenzfähig sein und gehört nicht zwangsläufig in den Ruhestand auf die Fernseh-Couch versetzt.

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