Ruhe unter dem Petersdom

Stefan Andres, der in Schweich aufgewachsene sowie meistgelesene und erfolgreichste deutsche Schriftsteller, fand 1970 sein Grab unweit des weltberühmten Petersdoms in Rom auf dem "Campo Santo Teutonico".

Schweich/Vatikanstadt. Einige Gläubige streben zum nahe gelegenen "Heiligen Feld", nachdem Papst Benedikt XVI. die vielen zigtausend Menschen am Neujahrstag bei strahlender Sonne gesegnet hat. Die Wachen der Schweizergarde am Eingang fragen nach dem Ziel und gewähren ohne Probleme Einlass durch den "Arco delle Campane". Nach wenigen Schritten steht der Besucher vor dem schmiedeeisernen Tor mit den ausgesparten Worten "Teutones in Pace". Wenige Stufen führen auf eine tiefere Ebene vor die erläuternde Tafel, auf der zu lesen ist: "Älteste Deutsche Nationalstiftung in Rom. Errichtet auf dem Gelände des neronischen Zirkus. Hier erlitten im Jahre 67 Christen das Martyrium." Erläutert ist auch, dass die Mitglieder der Erzbruderschaft aus dem deutschsprachigen und niederländisch-flämischen Kulturbereich hier das Begräbnisrecht haben. Die angrenzende Kirche ist 1500 der schmerzhaften Muttergottes geweiht worden.Andres wurde erst spät für seine Werke ausgezeichnet

Die Gräber zwischen den Palmen und Bäumen sind fast auf Augenhöhe angelegt. Auf dem "Heiligen Feld" finden nur bestimmte Verstorbene ihre letzte Ruhe. Unter ihnen ist auch Stefan Andres. Die letzte Ruhestätte des in Breitwies bei Neumagen/Dhron geborenen Schriftstellers, der ab seinem vierten Lebensjahr in Schweich aufwuchs, ist im rechten Bereich des Friedhofs zu finden. Erst spät wurde er wegen seiner großen schriftstellerischen Erfolge mit vielen Ehrungen, unter anderem dem "Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik", ausgezeichnet. Zunächst hatte es ihn mit seiner jüdischen Frau Dorothee nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 nach Positano (Italien) gezogen. Erst 1949/1950 kehrte er mit seiner Familie nach Deutschland zurück und erhielt die ersten Preise für seine Werke. Im Herbst 1961 zog es Andres erneut nach Italien. In seinen letzten Jahren lebte das Mitglied der "Erzbruderschaft von der Schmerzhaften Mutter Gottes", sie ist Voraussetzung, um auf dem "Campo Santo Teutonico" beerdigt werden zu können, in der Nähe des Petersdoms. Der tägliche Blick auf die Kuppel des Petersdoms sollte ihm auch nach dem Tode nicht verwehrt bleiben. Das Grab ist eines der wenigen auf dem rund 50 mal 50 Meter großen Friedhof, der kurioserweise italienisches Hoheitsgebiet ist. Denn bei der Errichtung des souveränen Vatikanstaats im Jahr 1929 wurde der "Campo Santo" nicht in den Vatikanstaat einbezogen. Er blieb vielmehr italienisches Staatsgebiet. Die Staatsgrenze verläuft seitdem unmittelbar vor der Friedhofsmauer. Das Gelände erhielt jedoch den Sonderstatuts der Exterritorialität.Andres' Grab mit Blick auf die Kuppel des Petersdoms

Noch rund 30 Jahre nach Stefan Andres' Tod pflegte seine Frau Dorothee das Grab ihres Mannes, ehe sie ihm im Jahre 2002 folgte und ebenfalls an dieser Stelle beigesetzt wurde. Unbekannte haben an diesem Tag Blumen an der letzten Ruhestätte aufgestellt und das Grab mit Tannenzweigen geschmückt. Der Blick auf die nahe Kuppel des Petersdomes ist den beiden bis heute erhalten geblieben.

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