Ruhestätten in desolatem Zustand

TRIER. (gei) Die Zahl der verwahrlosten Gräber auf dem Südfriedhof nimmt zu. Doch niemand fühlt sich dafür zuständig.

Ein Friedhof ist ein Ort der Trauer, an dem man seine Hinterbliebenen, Freunde und Bekannten aufsucht, ein stilles Gebet spricht und das Grab pflegt - letzteres sollte man zumindest meinen. Aber wenn man den Südfriedhof besucht, findet man in jeder Reihe mindestens eine Ruhestätte, die in einem desolaten Zustand ist. Überall wuchert das Unkraut, kleine Bäume wurzeln auf dem Grab, und überall sieht man, dass sich der Boden senkt, Löcher entstehen. "Dieses Problem gibt es nicht nur auf dem Südfriedhof, das ist in ganz Deutschland so", sagt Franz Kalck, Amtsleiter vom Grünflächenamt. "Wenn wir verwahrloste Gräber feststellen, werden die Nutzer von uns angeschrieben und aufgefordert, sie in Ordnung zu bringen. Wir haben dafür kein Geld und keine Leute." Das sieht Gertrud Pigulla aus Trier anders. "Was ist mit Angehörigen, die gar nicht mehr existieren ? Wer kommt denn dafür auf? Schließlich muß man für die Gräber Geld bezahlen, das die Stadt Trier bekommt." Eine andere Frau sagt: "Es hat vor einiger Zeit hier schon schlimmer ausgesehen. Nun haben sie zwischen den Reihen sauber gemacht." Amtsleiter Kalck sagt dazu: "Wenn die Nutzer von uns angeschrieben sind, haben wir unsere Pflicht erfüllt. Wir schreiten nur ein, wenn Grabsteine eine Gefahr für Menschen darstellen - im schlimmsten Fall legen wir den Stein um." Doch was passiert mit einem Grab, dessen Liegezeit abgelaufen ist? "Die Nutzer werden rechtzeitig angeschrieben", sagt Kalck. Doch Gertrud Pigulla erlebte etwas anderes: "Ein Grab von uns stand kurz vor der Auflösung - auf einmal war alles weg. Kein Grabstein, keine Einfassung, nichts mehr. Und wir wurden vorher nicht angeschrieben." Eine ältere Frau sagte: "Man soll der Stadt Trier nicht den Schwarzen Peter geben. Wenn man einen Menschen geliebt hat, dann kümmert man sich auch nach dem Tod um ihn."

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