Geschichte „Grenzenloses Gedenken“ an jüdische Bürger

Trier · Rund 300 Menschen haben der Juden gedacht, die vor 78 Jahren mit dem ersten Deportationszug aus Trier nach Litzmannstadt in Polen gebracht wurden.

 Rund 300 Menschen haben am Mittwoch vor dem Trierer Hauptbahnhof jüdischer Bürger aus der Region gedacht, die vor 78 Jahren deportiert wurden.

Rund 300 Menschen haben am Mittwoch vor dem Trierer Hauptbahnhof jüdischer Bürger aus der Region gedacht, die vor 78 Jahren deportiert wurden.

Foto: TV/Ralf Kotschka

102 jüdische Männer, Frauen und Kinder saßen am 16. Oktober 1941 im Deportationszug Da 3, der sie von Trier in das Ghetto Litzmannstadt im deutsch besetzten Polen transportierte. Nach Wien und Prag war es der dritte Deportations-Transport Nazi-Deutschlands und der erste aus dem Westen. Weitere 410 jüdische Bürger wurden aus Luxemburg, Wittlich und aus Mosel-, Eifel- und Hunsrückdörfern an diesem Tag in das Ghetto deportiert. Nur 15 von ihnen überlebten (TV vom 10. Oktober 2019).

Rund 300 Menschen haben sich am Mittwoch – genau 78 Jahre nach diesem schweren Einschnitt für die Region – vor dem Hauptbahnhof Trier versammelt, um dieser Menschen zu gedenken. Durch den versuchten Anschlag auf die Syngagoge in Halle am 10. Oktober hatte die Veranstaltung zusätzliche Bedeutung gewonnen. Die Teilnehmer setzten laut den Veranstaltern auch ein Zeichen der Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern heute, die angesichts von antisemitischem Terror in Deutschland in großer Sorge seien. Insgesamt hatte die Arbeitsgemeinschaft „AG Grenzenlos gedenken“ acht Gedenkveranstaltungen in der Region organisiert. Den Anstoß dazu hatte Henri Juda vom Comité Auschwitz Luxemburg gegeben.

Nach einem Klarinetten-Intro (Patrick Claus) eröffnete Peter Szemere (Jüdische Gemeinde Trier) die Veranstaltung. Schüler des Trierer Max-Planck-Gymnasiums informierten über die Deportationen von 323 jüdischen Menschen durch die Nazis von Luxemburg über Trier ins Ghetto Litzmannstadt. In Trier mussten 189 Menschen zusteigen – nur 15 der 512 Menschen überlebten das Ghetto und die Vernichtungslager der Nazis. Die Namen der ermordeten jüdischen Mitbürger wurden verlesen. Dazu sprach der Rabbiner Alexander Grodensky aus Luxemburg für die Ermordeten ein Gebet. Koffer zeigten, wie wenig die Menschen damals mitnehmen durften, die all ihres Besitzes beraubt wurden. Zum Abschluss spielte Patrick Claus vom Max-Planck-Gymnasium ein bewegendes Klarinettensolo.

Die Mitglieder der AG „Grenzenlos gedenken“, die die acht Gedenkveranstaltungen ehrenamtlich organisiert haben, waren erfreut über die große Resonanz. Sie hoffen, dass sich in den kommenden Jahren eventuell Förderer für das grenzüberschreitende Gedenkprogramm finden.

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