Runder Tisch gegen die Wildschweinplage

Wildschweine werden zur Plage und verwüsten Gärten in Fell und Waldrach. In Fell will die Gemeinde mit Jägern, Vertretern des Bauern- und Winzerverbands sowie Bürgern zusammenarbeiten, um das Problem in den Griff zu bekommen.

 An die Nähe zum Menschen gewohnt: Das Wildschwein ist zur Landplage geworden. TV-Foto: Mechthild Schneiders

An die Nähe zum Menschen gewohnt: Das Wildschwein ist zur Landplage geworden. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Fell/Waldrach. Viele Feller Bürger haben ein tierisches Problem, so wie Helmut Kaseler. "Wildschweine haben meinen Garten verwüstet", schimpft er. Kaseler wohnt in der Kirchstraße, mitten im Dorf. "Das ist kein Einzelfall", sagt Ortsbürgermeister Rony Sebastiani. Rund zehn Feller hätten sich seit Jahresbeginn schon wegen Schäden durch Wildschweine bei ihm gemeldet. Auch in der Nähe des Friedhofs trieben die Tiere ihr Unwesen. "Man kann von einer Wildschweinplage sprechen", sagt Sebastiani.

Auch in dem ein paar Kilometer entfernten Ruwerort Waldrach stöhnen die Bewohner unter der Plage. "Im Neubaugebiet Goldkäulchen bis runter in die Feller Straße sind massenhaft Wildschweine und zudem Rehe anzutreffen", berichtet Ortsbürgermeister Heinfried Carduck. Auch in seinem eigenen Garten sei jeden Morgen "Rehetreffen", im Nachbarsgarten nachts "Wildschweintreffen". Das klingt niedlich, ist aber ein großes Problem. "Im Augenblick häufen sich die Beschwerden", sagt Carduck, der die Jagdpächter in der Pflicht sieht. Da Jäger nicht im Ort schießen dürften, müsse dies außerhalb passieren. Doch eine Treibjagd im Dezember sei leider wenig erfolgreich gewesen und eine Wiederholung erforderlich. Zudem sieht Carduck die Untere Jagdbehörde des Kreises Trier-Saarburg gefordert (siehe Extra).

In Fell wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. Kürzlich trafen sich dort der Ortsgemeinderat, der örtliche Bauern- und Winzerverband, Jagdvorstand und -pächter zur Ursachenforschung.

"Die Gründe sind vielschichtig, und auch die Bürger sind gefordert", sagt Sebastiani. Weshalb kommen immer mehr Wildschweine ins Dorf? Zum einen hat die Zahl der Wildschweine zugenommen. Und dichte Hecken, die vor allem dort wachsen, wo Weinberge brachliegen, bieten den Tieren Schutz. So kommen die Tiere immer näher ans Dorf.

"Selbst einige Geburtsstätten sind mittlerweile in Dorfnähe", berichtet Jagdpächter Uwe Spanier. Die Scheu vor den Menschen nehme rapide ab. Zudem habe der harte Winter im Dezember viele hungrige Tiere zur Futtersuche ins Dorf getrieben.

Wo liegt die Lösung? "Wir werden noch mehr schießen", kündigt Spanier an. Er habe im Jagdjahr 2010/2011 bisher 55 Wildschweine erlegt, im Nachbarrevier seien es 88 gewesen.

Ortsbürgermeister Sebastiani sieht auch die Bürger gefordert: Zum einen sei es wichtig, die dichten Hecken auf Brachflächen zu beseitigen und keinen Kompost, der als Nahrungsquelle dienen könnte, am Dorfrand zu lagern. Ein entsprechender Aufruf werde vorbereitet.

Winzer Alfons Rohles begrüßt den runden Tisch. "Nur gemeinsam kann das Problem gelöst werden", meint Rohles. Er hofft, dass der Wildschweinplage entgegengewirkt werden kann, denn im vergangenen Jahr hatte er in manchen Weinbergen ein Viertel der Ernte eingebüßt. "Die Wildschweine hatten die Trauben weggefressen", klagt der Winzer.

Meinung

Ein Problem von Dauer

Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Gemeinden und Jagdpächtern ist ein Weg, um die Wildschweinplage wenigstens örtlich zu lindern. Doch niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass dadurch der Vormarsch des Schwarzwilds dauerhaft und endgültig gestoppt werden könnte. Das Kernproblem sind die vom Menschen geschaffenen Ursachen: zunehmender Mais- und Rapsanbau und immer mehr verbuschte Weinbergsbrachen. In absehbarer Zeit dürfte sich daran nichts ändern - der Mensch wird mit der Wildsau in seinem Garten weiter leben müssen. f.knopp@volksfreund.de

Extra

Die Kreisverwaltung (KV) als Untere Jagdbehörde hat mit den Pächtern ein Maßnahmenpaket gegen die Wilschweinplage erarbeitet. Dazu gehören auch festgelegte Abschusszahlen in neuen Pachtverträgen - bei Nichterfüllung drohen Vertragsstrafen. Inzwischen meldet die KV erste Erfolge: 2009 wurden 4879 Wildschweine erlegt - 1586 mehr als im Vorjahr. Allerdings nehme der Wildbestand auch im Landkreis Trier-Saarburg stark zu. Eine Ursache seien die enorm gewachsenen Anbauflächen von Mais und Raps. Zudem finde das Schwarzwild in schwer durchdringbaren Brombeer- und Dornbüschen sowie in stillgelegten Weinbergen an Mosel und Saar ideale Kinderstuben und Rückzugsräume. Allerdings würden inzwischen weit mehr als 90 Prozent der Wildschäden, einvernehmlich zwischen Jagdpächtern und Geschädigten reguliert.

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