Ruwer rauf, Ruwer runter

RUWER. Ruwer ist lebens- und liebenswert. Außer im Berufsverkehr. Morgens und spät nachmittags wälzt sich eine riesige Blechlawine durch den Stadtteil. Ein Teil des Durchgangsverkehrs ist hausgemacht.

Vom Zentenbüsch zum Sportplatz: Luftlinien-Entfernung rund 200 Meter. Ein Klacks aber nur auf dem Stadtplan, der dem Laien die Tücken der Topografie nicht verrät. Wer tatsächlich von A nach B gelangen will, muss man anderthalb bis zwei Kilometer zurücklegen. Das Wenzelbachtal entzweit Ruwer. Keine Brücke, keine Wegeverbindung - alle Wege führen durch den Ortskern im Tal, und die wenigsten gehen zu Fuß oder fahren mit dem Velo. Der Autoverkehr als Hauptproblem verdeckt den Blick auf andere ungute Entwicklungen. Zum Beispiel das schleichende Geschäfte-Sterben. "Ruwer liegt zwar ein gutes Stück vom Stadtzentrum entfernt, aber in mancher Hinsicht nicht weit genug", beschreibt Ortsvorsteher Matthias Schneider (67) die wachsende Neigung seiner Mitbürger, die Lebensmittel und das, was man sonst benötigt, "aus der Stadt" mitzubringen. "Die Stadt" - das ist Trier in den Grenzen von 1969. Dann kam die Eingemeindung und auch für Ruwer das Ende der Eigenständigkeit. "Davor waren wir eine aufstrebende und nicht arme Gemeinde", erinnert sich Schneider. Den gebürtigen Ralinger zog es 1961 in das schöne Dorf an der Ruwermündung, das mit günstigem Bauland lockte. Vergebliches Warten auf die Wenzelbach-Brücke

Auf ein wichtiges infrastrukturelles Bauprojekt werden die Ruwerer aber wohl vergeblich warten: eine Brücke über den Wenzelbach. "Wären wir noch eigenständig, dann hätten wir sie längst", meint der pensionierte Postler. Dennoch bezeichnet er die Eingemeindung heute realistischerweise nicht mehr als "Unglück". Auch die Zugehörigkeit zur Verbandsgemeinde Ruwer, deren Sitz - Ironie des Verwaltungs-Schicksals - sich nach wie vor in der Rheinstraße befindet, hätte Ruwer nicht vor der dem Schicksal vieler Orte an der Peripherie bewahrt. Die Menschen arbeiten in Trier, in Kenn oder Schweich, tagsüber wirken Teile Ruwers wie ausgestorben. Dennoch bietet der zwischen der A 602 und steilen Hängen eingequetschte und oft von Hochwasser gebeutelte Stadtteil mit seinen knapp 3400 Einwohnern (310 davon sind Eitelsbacher) reichlich Entwicklungsmöglichkeiten. Stolz ist Schneider auf das Projekt "Bürgergarten": An der Stelle des 1995 aufgegebenen alten Friedhofs an der Hermeskeiler Straße entsteht ein Park mit Spielmöglichkeiten. "Nicht nur die älteren Ruwerer werden diese Naherholungs-Möglichkeit gerne annehmen", zeigt sich der Ortsvorsteher überzeugt von der Notwendigkeit, aber auch vom Erfolg des Bürgergartens. Kehrseite der Medaille: Ein Großteil des Geldes, das Ruwer für den Mini-Park locker machen muss, war ursprünglich für eine Skater-Anlage auf derHüsterwiese vorgesehen. Doch die sei, wie sich inzwischen herausgestellt habe, aus baurechtlichen Gründen dort nicht machbar, sagt Schneider. Über die Umwidmung der Skaterbahn-Mittel aus dem Stadtteil-Budget will der Ortsbeirat in seiner Sitzung am Mittwoch, 4. Juni, 19.30 Uhr, im Gasthaus "Zum Winzer" beraten. Das Problem der Jugendlichen, für die es kaum Freizeitgestaltungs-Möglichkeiten gibt, wird auch den Nachfolger oder die Nachfolgerin von Schneider beschäftigen. Der 67-jährige Christdemokrat kandidiert bei der Kommunalwahl 2004 nicht mehr für das Amt des Orts-Chefs, das er seit 1994 bekleidet: "Zehn Jahre sind genug. Jetzt sollen Jüngere ran." Am Montag in unserer Ruwer-Serie: Matthias Kordels neues Werk. Im Oktober erscheint die Ruwerer Orts-Chronik.

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