Ruwerer Jugendliche fühlen sich unerwünscht

Seit rund 30 Jahren gibt es in Trier-Ruwer keine offene Jugendarbeit mehr. Wiederholt hat der Ortsbeirat einen Jugendraum gefordert. Immer wieder lehnte die Stadtverwaltung dieses Anliegen ab. Eine Ortsbegehung soll Klarheit bringen.

Trier-Ruwer. Dirk Künzer, CDU-Ortsbeirat in Ruwer und Vater eines 16-jährigen Jungen, fand in der jüngsten Ortsbeiratssitzung klare Worte. Sollte nicht endlich einer der freien Räume in der Grundschule von Jugendlichen eingerichtet werden dürfen, fürchte er die Entwicklung eines sozialen Brennpunktes.

Einen offenen Jugendtreff gibt es - anders als vor rund 30 Jahren - in Ruwer nicht. Im Stadtteil, der nach Angaben von Ortsbeiräten zunehmend jüngere Bewohner hat, ist der Dorfbrunnen Treffpunkt für Jugendliche. Ein paar Betonklötze, eingezwängt zwischen Parkplätzen und zwei stark frequentierten Durchgangsstraßen, umgeben von zahllosen Anliegerfenstern. "Da werden wir schief angeguckt, ständig beobachtet und als asozial bezeichnet", monieren die Jugendlichen.

Es ist eine Gruppe von zehn bis 15 Schülern und Auszubildenden zwischen 13 und 18 Jahren, die sich fast täglich bei Wind und Wetter auf der Straße trifft. "Klar, da wird es ab und zu auch lauter", räumen sie ein. Ein paar haben ihre Mopeds dabei. Andere Treffpunkte als dort und an der Ruwermündung haben sie nach eigenen Angaben nicht.

Der Schulhof? "Dafür sind wir zu alt." Der Bolzplatz? "Dürfen wir nicht nutzen." Der Sportplatz? "Liegt zu weit außerhalb." Man fühle sich unerwünscht und nicht ernst genommen. Ein Bittbrief an Sozialdezernentin Angelika Birk, am 1. Dezember von Jan Künzer geschrieben und von einem Dutzend Freunde unterzeichnet, sei bis heute unbeantwortet geblieben.

FAMILIE UND VOLKSFREUND



Dem Ortsbeirat ist das Problem seit langem bekannt. 3000 Euro hat er für einen soliden Kicker bereitgestellt. Es gibt Erwachsene, die Aufsicht führen würden. Doch dazu muss erst ein Raum vorhanden sein.

Platz böte die Grundschule reichlich: Sie wird von der Stadtverwaltung selbst, von Bands und von einigen Vereinen genutzt. Um diesen gleichgestellt zu sein, wollen Eltern einen Verein gründen, um einen Schulraum nutzen zu dürfen. Nach verschiedenen negativen Bescheiden ("technische Überprüfungen") verkündete Ortsvorsteherin Monika Thenot zuletzt die Ablehnung der Verwaltung mit einem Hinweis auf die marode Heizungsanlage. Der verärgerte Ortsbeirat vermutet "fadenscheinige Argumente" und fühlt sich düpiert. Stadt-Pressesprecher Ralf Frühauf verweist auf die seit längerem terminierte Ortsbegehung am Montag, 18. April, in der Schule.

Diese scheint auch nötig: Grundsätzlich stünde die Verwaltung der Einrichtung eines Jugendraumes "wohlwollend" gegenüber, sagt Frühauf. "Wir wollen aber wissen, um welchen Raum genau es geht." Denn trotz unbedenklicher Schadstoffwerte nach Messungen im November (der TV berichtete) stünden noch immer asbesthaltige Öfen in manchen Nebenräumen.

"Dass wir keinen Jugendraum haben, ist seit 15 oder 20 Jahren ein Problem", sagt Jürgen Zock (SPD). Die Ortsbegehung mit verschiedenen Ämtern soll klären, ob und welche Räume genutzt werden können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort