Saar-Hunsrück-Steig lockt mehr Wanderer

Der Saar-Hunsrück-Steig hat mehr als der Hälfte der Übernachtungsbetriebe entlang seiner Route steigende Gästezahlen beschert. Das ist das Ergebnis einer Befragung, die das Projektbüro Saar-Hunsrück- Steig in Losheim im Dezember unter 115 Betrieben zwischen Orscholz und Idar-Oberstein vorgenommen hat.

Merzig-Wadern/Hochwald. Die Ergebnisse der Studie, die Aufschluss darüber geben soll, wie sich der sogenannte Wandertourismus in der Region auswirkt, haben Touristiker aus dem Kreis im Gasthaus Jungenwald in Britten vorgestellt. Die Landrätin des Kreises Merzig-Wadern, Daniela Schlegel-Friedrich, Vorsitzende des Naturparks Saar-Hunsrück, unter dessen Trägerschaft der grenzüberschreitende Fernwanderweg läuft, sagte: "Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen das Gefühl, das wir ohnehin schon hatten, nämlich dass die Übernachtungszahlen seit Eröffnung des Steigs steigen." Insgesamt 58 Prozent der Betriebe, die sich an der Umfrage beteiligt haben (die Rückmeldequote lag bei fast 80 Prozent), erklärten demnach, die Übernachtungszahlen seien im Jahr 2009 gegenüber 2008 gestiegen - bei der Mehrzahl (34 Prozent) war es eine leichte Steigerung, 18 Prozent verzeichneten eine mittlere Steigerung, sechs Prozent eine hohe Steigerung. Bei einem Viertel der Befragten sind die Übernachtungszahlen gleich geblieben, bei 17 Prozent gesunken.

"Investition lohnte sich"



Auf die Frage "Konnten Sie im Jahr 2009 mehr Wandergäste begrüßen?" antworten 78 Prozent der Befragten mit "Ja". Es liegt nahe, dass die dritte Frage, "Hat sich die Einrichtung des Saar-Hunsrück-Steigs positiv auf Ihren Betrieb ausgewirkt?", von 80 Prozent der Befragten bejaht wurde. "Der Wandertourismus ist in den Betrieben angekommen. Die Investitionen der letzten Jahre haben sich gelohnt", urteilt die Landrätin zu diesen Zahlen. Besonders erfreulich sei, dass diese Entwicklung gegen den allgemeinen Trend verlaufe, sagte Peter Klein, Geschäftsführer der Dreiländereck-Touristik: "In Rheinland-Pfalz wie im Saarland sind die Übernachtungszahlen im Landesdurchschnitt rückläufig." Bemerkenswert sei die Steigerung vor dem Hintergrund, dass das Vergleichsjahr 2008 "ein sehr gutes Jahr" gewesen sei, sagte Klein. "Da noch was draufpacken zu können, ist schon eine Leistung." Die allgemeinen Rückgänge bei den Übernachtungszahlen seien stark beeinflusst durch die Wirtschaftskrise und dem damit verbundenen Abflauen des Geschäftsreisen-Tourismus. "Aber die Gemeinden, die auf Wandertourismus setzen konnten, haben sich diesem Negativtrend mehrheitlich widersetzen können", sagte Klein.

Befragung der Wanderer



Er machte darauf aufmerksam, dass die jetzt präsentierte Befragung "die erste wirkliche Erfassung in den Betrieben über die Auswirkungen des Wandertourismus" gewesen sei. Das Losheimer Projektbüro wolle bei diesem Thema im neuen Jahr nachlegen. "Der nächste Schritt soll eine ähnliche Erhebung unter den reinen Gastronomiebetrieben sein. Ebenfalls für dieses Jahr geplant ist eine Zählung und Befragung der Wanderer auf dem Saar-Hunsrück-Steig", sagte Klein. Für Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich ist es "phänomenal, wie diese Sache sich entwickelt hat". Sie erinnerte daran, dass es noch gar nicht lange her sei, dass die Touristiker aus dem Kreis "heftig darum kämpfen mussten, dass der Saar-Hunsrück-Steig realisiert wird". Die anfängliche Skepsis sei aber mittlerweile gewichen, sagte Gudrun Rau, Geschäftsführerin des Naturparks Saar-Hunsrück: "Die Gastronomen auf rheinland-pfälzischer Seite ziehen jetzt mit, weil auch sie eine deutlich höhere Gäste-Resonanz feststellen." Und die Gastronomen stellen sich offenbar immer besser auf ihre Wandergäste ein: Wie Achim Laub vom Losheimer Projektbüro sagte, hätten mittlerweile mehr als 50 Betriebe entlang des Wanderweges das Gütesiegel "Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland" erworben - auch dies eine Steigerung gegenüber 2008. Stichwort Der 184 Kilometer lange Saar-Hunsrück-Steig verläuft in zwölf Etappen von 13 bis 21 Kilometern quer über den Hunsrück, von der Saarschleife bis in die Edelsteinstadt Idar- Oberstein und in einem Abzweig in die älteste Stadt Deutschlands, nach Trier. Der Premium-Fernwanderweg bietet reichlich Abwechslung: Flusslandschaften an Saar, Mosel, Ruwer und Nahe, waldreiche Bergkämme und Höhenzüge im Mittelgebirge Hunsrück. Abenteuerlich sind steile Abstiege, Felspartien und Moorlandschaften. Rund um den Steig entsteht ein dichtes Netz an Premium-Rundwanderwegen, die "Traumschleifen Saar-Hunsrück". 44 existieren bereits, Rundwege mit einer Länge zwischen sechs und 18 Kilometern.Stimmen aus der Region Auch in der Verbandsgemeinde Ruwer hat sich der Saar-Hunsrück-Steig positiv auf die Gästezahlen ausgewirkt: "Die Übernachtungszahlen sind stark gestiegen", sagt Günther Schuh von der Tourist-Information Ruwer. "Und das ist nicht zuletzt auf den Saar-Hunsrück-Steig zurückzuführen." Vor allen Dingen Orte wie Riveris, Waldrach, Mertesdorf und Holzerath, die direkt an der Strecke liegen, hätten von dem Wanderweg profitiert. Das bestätigt Elke Reuter, Besitzerin des Hotel Restaurants Landhaus zum Langenstein in Riveris. Auch Reuter verzeichnet höhere Gästezahlen. Allerdings gebe es mit dem Eifelsteig nun einen weiteren Premium-Wanderweg: "Da wird das Augenmerk wieder zum nächsten gelenkt", sagt sie. Für das zum Hotel gehörige Restaurant hat Reuter indes keinen Gästezuwachs feststellen können. "Die Wanderer haben wohl eher Rucksackverpflegung bei sich", vermutet sie. Ähnliches berichtet Dieter Becker, Inhaber des Berghotels Holzerath, das sich ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Saar-Hunsrück-Steigs befindet. Die Übernachtungszahlen seien stark gestiegen, für den Tagestourismus sei das jedoch nicht der Fall. Der Inhaber der Weinhauses Neuerburg in Kasel, Wolfgang Neuerburg, ist zurückhaltender, was das Thema Gästezuwachs betrifft. Zwar hat auch er vermehrt Wanderer bei sich zu Gast. Radfahrer, die den Ruwer-Hochwald-Radweg nutzten, seien jedoch zahlreicher. Allerdings geht Neuerburg davon aus, dass die Zahl der Wandergäste in diesem Jahr zunimmt. "Wir wollen uns mit speziellen Angeboten dem Wandervolk anpassen", sagt er. (ags)

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